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Der britische Geheimagent James Bond erhält den Auftrag, den russischen Spion El Chiffre zu ruinieren, indem er ihn bei einem Glücksspiel namens Bakkarat schlägt und ihm damit die Möglichkeit nimmt, Geld zu verdienen, mit dem der Spion sich absetzten will.
Für Bond sieht es zunächst nach einem Auftrag wie viele andere auch aus. Doch das ändert sich schnell, als sich sein Kontaktmann, der ihm weitere 10 Millionen Franc für das Spiel bringen soll, als Frau herausstellt. Für den chauvinistischen Geheimagent eine Zumutung. Doch bald schon merkt Bond, dass er sich stark zu Vesper Lynd hingezogen fühlt. Kurz darauf muss sich 007 nicht nur mit El Chiffre und seinen Pistolenmännern auseinandersetzen, sondern auch mit seinen Gefühlen gegenüber der schönen Vesper.
Die Situation scheint zu eskalieren, als beide in die Hände ihrer Feinde geraten und dem russischen Spion hilflos ausgeliefert sind ...
Pünktlich zum Kinostart legt Heyne den ersten Bond-Roman als preisgünstige Taschenbuchausgabe in der Pavillon-Reihe erneut auf.
Ian Fleming schrieb diese Geschichte bereits 1953 und schuf damit einen Romanhelden, den man heute eigentlich nur noch aus Filmen kennt. Da versteht es sich von selbst, dass der Bösewicht zumindest ein Russe sein muss, wenn es schon kein Deutscher ist.
Wer Bond nur aus dem Kino kennt, wird überrascht sein, wie ruhig diese Geschichte im Prinzip beginnt. Bond wartet in seinem Hotelzimmer auf Geld, mit dem er einem bekannten Spion und Verbrecher die Grundlage entziehen soll. Dabei werden zunächst Akten vorgestellt, die sich mit der Figur El Chiffres beschäftigen und damit nicht nur Bond ausreichend über diese Figur informieren, sondern gleichzeitig auch den Leser selbst. Doch Bond bekommt es darüber hinaus auch mit einer gefährlichen russischen Gruppierung namens Smersch zu tun, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Verräter und Landesfeinde hinzurichten.
Auch wenn der smarte Agent in seinem ersten Abenteuer noch keine Wodka-Martinis trinkt, so ist er zumindest dem Alkohol nicht abgeneigt, hält sich aber in Sachen Frauen erstaunlich vornehm zurück. Für den Top-Agenten zählt in erster Linie sein Auftrag. Ganz nach dem Motto: "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Und nur für letzteres sind Frauen eigentlich da, allenfalls noch für den heimischen Herd. James Bond legt chauvinistische Charakterzüge an den Tag, mit denen er heutzutage keinen Blumentopf mehr gewinnen würde, geschweige denn das Herz einer Frau. Auf technische Spielereien und aufgerüstete Wagen muss er allerdings noch verzichten. Dafür trägt er bereits seine kleine Beretta bei sich und fährt einen eleganten Bentley und als Doppel-Null-Agent hat er natürlich auch einiges auf dem Kasten, was das Know-How in Sachen Spionage anbelangt.
Als eine der spannendsten Szenen des Buches gestaltet sich tatsächlich das Bakkarat-Spiel, bei dem Bond seinem Kontrahenten das Geld aus der Tasche ziehen muss und dabei ganz schön ins Schwitzen gerät, ebenso wie der Leser selbst.
James Bond ist keineswegs das Allroundgenie, dem alles auf Anhieb gelingt. Im Gegenteil gerät er selbst schnell an einen ihm überlegenen Gegner, der ihn gefangen nimmt und einer quälenden Folter unterzieht. Der harte Alltag von Feldagenten wird hier plastisch dargestellt und enthält keinerlei romantische Züge oder den Charme eines Abenteuerspielplatzes, den mancher der Filme verströmt. Kurzzeitig denkt der smarte Geheimagent tatsächlich ernsthaft an den Ruhestand und an eine Heirat, um diesem quälenden Job zu entrinnen, der sichtlich an den Nerven zerrt.
Im Klappentext schrieb Raymond Chandler:
"Bond ist, wie jeder Mann gerne sein würde, und was jede Frau gerne in ihrem Bett hätte."
Nach der Lektüre des Buches dürfte zumindest die Sichtweise der Männer sich ein wenig gewandelt haben.
Der Roman ist auf jeden Fall kurzweilig und realistisch geschrieben worden mit einem ausgefeilten Satzbau, der durch die Übersetzung von Günther Eichel nicht gelitten hat.
Für Sprachmuffel dürfte allerdings der häufige Gebrauch französischer Wörter und Sätze auf die Dauer Schwierigkeiten bereiten. Aber wenn man die entsprechenden Passagen überfliegt, fehlt einem kein Detail, um den Roman in vollen Zügen genießen zu können.
Die Aufmachung der Taschenbücher von Pavillon überzeugen durch eine schnörkellose Einfachheit, die auch diesem Buch zu Gute kommt. Die Umschlaggestaltung vermittelt mit simplen Mitteln, was den Leser auf den kommenden 224 Seiten erwartet:
Ein spannendes, kurzweiliges Krimi-Vergnügen mit einem überraschenden, Bond-untypischen Ende.