Mit "Schlimmes Ende" nahm Philip Ardaghs Kinderbuch-Trilogie um den jungen Edmund Dickens, der mit seinen etwas sonderbaren Verwandten die abstrusesten Abenteuer erlebt, ihren Anfang - und wurde dafür mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Es folgten "Furcht erregende Darbietungen", "Schlechte Nachrichten" und "Unliebsame Überraschungen", die ihren Protagonisten wiederholt in Schwierigkeit brachten. Nun ist im August 2006 mit "Abscheuliche Angewohnheiten" endlich der lang erwartete fünfte Band der "Eddie-Dickens-Trilogie" erschienen - und allein diese Tatsache versinnbildlicht den Humor, den sowohl Autor Philip Ardagh als auch Übersetzer Harry Rowohlt an den Tag legen.

Eddie Dickens hat sich noch gar nicht richtig von seinem letzten Trip erholen können - der ihn nach Schottland geführt und ihm eine Begegnung mit der Queen beschert hat -, als sich auch schon ein neues Abenteuer anbahnt - als hätte es Eddie Dickens mit seinen durchgeknallten Verwandten nicht schon abenteuerlich genug!. Denn ein hinterhältiger Schornsteine-auf-Leute-Schubser treibt sein Unwesen in der Gegend von Schlimmes Ende, dem Haus des Wahnsinnigen Onkel Jacks (WOJ) und der Noch Wahnsinnigeren Tante Maud (NWTM). Auch Mr Dickens, Eddies Vater, wird ohne Vorwarnung von diesem Fiesling angegriffen und vom Schornstein von Schlimmes Ende beinahe erschlagen.
Doch damit nicht genug: Unglücklicherweise erleidet Eddie einen Unfall, der auf eine Kollision mit einem Stechginsterbusch hinausläuft. Als Eddie Dickens wieder einigermaßen klar denken kann, bringt ihm das überhaupt nichts - denn er weiß nicht mehr, wer er ist. So nimmt sich der warzennasige Abt Po vom Orden Ethelbert-des-Komischen des Jungen an und versorgt ihn. Und während der berühmte Ingenieur Fandango Jones den gefährlichen Schornsteine-auf-Leute-Schubser sucht, versuchen Abt Po und Eddie herauszufinden, wer Eddie wirklich ist ...

Erneut gelingt dem englischen Schriftsteller Philip Ardagh ein literarischer Wurf, der in seinem Genre seinesgleichen sucht. Seine Romane um Eddie Dickens umfassen jeweils zwar lediglich rund 150 Seiten, doch sind sie von der ersten bis zur buchstäblich letzten Zeile mit komischem, skurrilem, albernem, verrücktem, durchgeknalltem, erheiterndem und wahnwitzigem Humor angereichert. Ein Lacher folgt dem anderen, eine situationskomödiantische Passage der nächsten. So auch in "Abscheuliche Angewohnheiten", welches seine ein klein wenig schwächeren Vorgänger wieder überholt und sich auf ein Niveau mit "Schlimmes Ende", dem ersten Teil der Reihe, gesellt. Der Leser kommt hier nicht mehr aus dem Lachen heraus, wenn die NWTM ihre wehrlosen Mitmenschen in bizarre Dialoge verwickelt, der WOJ seinen skurrilen Angewohnheiten nachgeht oder Fandango Jones den hinterhältigen Schornsteine-auf-Leute-Schubser jagt.
Seinen Charme verdankt das Buch aber auch der kongenialen Übersetzung durch Harry Rowohlt, der zum einen Ardaghs Stil und Humor hervorragend einfängt und wiedergibt und zum anderen unübersetzbare Passagen einfallsreich und ohne Bruch durch seinen eigenen Wortwitz zu ersetzen weiß.

Fazit:
"Abscheuliche Angewohnheiten" ist ein weiterer, überaus gelungener Roman der Eddie-Dickens-Trilogie, die zum wiederholten Male die Lachmuskeln ihrer Leser strapaziert. Philip Ardaghs Humor ist skurril und ergibt zugegebenermaßen nur selten einen Sinn - doch ist gerade diese Tatsache der Witz daran.

Hinweis:
Die ersten drei Bände der Eddie-Dickens-Trilogie sind im August 2006 als Schuber unter dem Titel "Die Noch Wahnsinnigere Eddie-Dickens-Edition" im cbj-Verlag erschienen und bieten die drei gebundenen Bücher zum günstigen Preis von 19,95 Euro an.