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Wo treffen sich H.P. Lovecraft, William Burroughs und Alfred Kubin zum Stelldichein? Es gibt nur einen solchen Ort: Die Psychedelic Interzone
Das
Artefakt geht neue Wege. Der erste Sonderband erscheint aus Kostengründen nicht in einer gedruckten Fassung, sondern nur als PDF-Dateien auf einer DVD. Die Vorteile der digitalen Variante liegen auf der Hand: Alle Illustrationen können in bunt verwendet werden, bei der Seitenzahl war die Redaktion flexibel und man konnte als Bonus noch diverse vergriffene Artefakte als PDF auf der DVD unterbringen.
Psychedelic Interzone (PI) ist ein Abenteuer für Cthulhu im so genannten Raumfahrtzeitalter mit über hundert Seiten Umfang. Es fängt in London an und führt nach Wales. Ein großer Teil des Bandes sind aber mehr Schauplatzbeschreibung als Abenteuer, aber dazu später mehr.
Die DVD kommt in einer DVD-Box, das Cover ist akzeptabel und düster, dass Backcover ist voll gepfropft mit Text. Der Box liegt jeweils eines von drei DIN A3-Postern bei, wobei das vom Rezensenten von diesem beim auspacken zerrissen wurde. Wer nicht weiß, in welcher Form es beiliegt, hat das gleiche Risiko. Der Verlust war aber zu verschmerzen, erstens erkannte man eh kaum etwas bei diesem Plakat und zweitens war es hässlich. Alle Plakate sind übrigens auch auf der DVD, in Farbe sind einige davon sogar cool, aber eben nicht in schwarz-weiß wie beim Ausdruck.
Aber nicht die Verpackung zählt ja, sondern der Inhalt. Der besteht aus zwei PDF-Dateien (Abenteuer und Handouts), sowie diversen Bildern von Autos. Die Handouts sind zwar auch im Abenteuer, es gibt sie, sowie weitere Autos, aber auch noch mal extra in einer druckerfreundlichen Auflösung. Dazu kommen alle vergriffenen Artefakte, die nicht auf der Homepage sind (die Nummern Acht bis Fünfzehn). Leider ist ein Ausdruck des Abenteuers nur zu empfehlen, wenn man zuviel Geld für Tonertinte hat. Das Inhaltsverzeichnis machte an manchen (schwarzen) Stellen das Blatt derartig nass, dass die Entnahme riskant erschien. Leider konnte man noch nicht mal alles lesen, die Tinte war also sinnlos verschwendet. Überhaupt erscheint ein Komplettausdruck wenig ratsam, auch da mittendrin riesige Zeichnungen enthalten sind und der Hintergrund oftmals farbintensiv ist. Durch die Unterbrechungen durch Zeichnungen und Kästen geht der eigentliche Text manchmal erst zwei Seiten später weiter, was den Lesefluss ziemlich hemmt. Dafür sind die Zeichnungen teilweise wirklich sehr stimmungsvoll. Insgesamt ist das Layout aber zu chaotisch und ohne klare Linie.
Nun aber wirklich zum eigentlichen Inhalt, was verspricht die Inhaltsangabe: Einmal das eigentliche Abenteuer; die Orte in der PI; Gruppierungen und Wesen in PI; Gesetze, Drogen und Betätigungen; Nichtspielercharaktere und Mythoskreaturen; Handouts und eine Chronologie der Ereignisse. Informationen zum Setting beziehungsweise zur Spielzeit dürfen natürlich nicht fehlen.
Worum geht es in diesem Abenteuer? In London verschwinden zahlreiche Junkies; nach dubiosen Gerüchten sind sie in ein sagenhaftes Reich namens PI abgetaucht. Doch während die Verschwundenen aus der alten Heroin-Szene stammen, scheint es auch Verbindungen zu der jüngeren psychedelischen Kultur der späten 1960er zu geben. Das düstere Geheimnis des Reiches PI, spannt sich in London um diverse, völlig unterschiedlich scheinende Personen. Die Charaktere geraten in den Machtkampf zweier konkurrierender Kulte und stranden schließlich in der PI. Diesem unterirdischen Reich kann nur mit viel Einfallsreichtum entkommen werden. Mehr kann zu diesem Abenteuer in Kürze nicht gesagt werden, da es zu verschachtelt ist.
Die aktive Handlung des Abenteuers beginnt im Frühjahr 1969. Es sind viele Einstiegsmöglichkeiten für normale Charaktere angegeben, aber auch welche für NODENS-Charaktere, wobei auch direkt erklärt wird, um was für eine Organisation es sich bei NODENS handelt. Die Musiktipps sind sicherlich fachmännisch, aber so eine Musik muss man erstmal haben
Das Lesen des Abenteuers ist leider etwas anstrengend. Der Autor hat wirklich interessante Ideen, aber der Text ist andauernd angefüllt mit diversen Beschreibungen und Hintergrundinformationen. Das eigentliche Abenteuer herauszufiltern ist nur bedingt möglich. Die Schauplätze sind gut überlegt und die PI wirklich abgedreht-interessant, aber in der vorliegenden Form ist der Band eher ein Hintergrundband als Abenteuerband. Das Abenteuer ist nur mit viel Vorarbeit des Spielleiters zu bewältigen. Hier hätten ein striktes Lektorat und ein anderer Textaufbau sinnvoll gewesen.
Für den interessierten Leser gibt es diverse Hintergrundinformationen: Die Gegensätze zwischen psychedelischer Kultur und Junkieszene, London - die Weltmetropole, Kleidung in den 1960ern, mögliche Ausrüstung und authentische Ereignisse der Zeit.
Wer das Setting, ausgearbeitete Nichtspielercharaktere und Schauplätze mag und nicht vor einer großen Textmenge zurückschreckt, darf hier gerne mal reinschauen, der Preis erlaubt ja einen Kauf auf Risiko. Wer aber nichts mit Hippies und LSD anfangen kann und wem die Unterschiede zwischen Psychedelischer Kultur und Junkie Szene egal ist, der braucht nicht wirklich diesen Band. Die PI ist ein abgedrehter Schauplatz, der mit dem Mythos verwoben ist, aber insgesamt ist das Abenteuer zu unsortiert. Wer neue Pfade begehen will, kann reinschauen, aber das Setting wird teilweise durch den schlechten Abenteueraufbau zerstört.