Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Iguchi Seibei wird der "Samurai der Dämmerung" genannt, da er nach seiner Arbeit, also in der Dämmerung, immer gleich zu seiner Familie zurückkehrt und nicht mit den anderen Männern ein Lokal aufsucht, um sich zu amüsieren. Er hat keine Wahl, denn als armer Land-Samurai muss er alleine seine Familie versorgen, die aus ihm, seinen beiden kleinen Töchtern und seiner dementen alten Mutter besteht. Seine Frau ist vor nicht allzu langer Zeit an der Schwindsucht gestorben. Er erhält nur ein sehr geringes Einkommen und muss deswegen einen Großteil der Hausarbeit selbst erledigen. Es bleibt ihm keine Zeit, um an den Vergnügungen der anderen Männer teilzuhaben.
Für ihn und seine Familie sind die Besuche der jungen Frau Tomoe immer wieder eine Freude und große Erleichterung. Sie hilft im Haushalt und bei der Feldarbeit. Tomoe hat ihrem Bruder zu verstehen gegeben, dass sie Seibei gerne heiraten würde, aber dieser lehnt ab, obwohl er sie liebt, da er ihr kein Leben in Armut zumuten möchte. Die Situation spitzt sich zu, als Seibei zu einem Duell auf Leben und Tod befohlen wird, denn er kann nicht ablehnen.
Regisseur Yoji Yamada hat mit "Samurai der Dämmerung" einen einzigartigen Film erschaffen. Im Gegensatz zu den hierzulande großen asiatischen Kinoerfolgen wie "Hero" oder "Tiger & Dragon" setzt sein Film nicht auf CGI-Technik, Geschwindigkeit und Action. Sein Werk ist sehr ruhig und besteht hauptsächlich aus Dialogen. Es ist ein besonders bewegender Film, der Einblicke in das reale Leben eines Samurais gewährt. Iguchi Seibei ist weder reich noch außergewöhnlich beliebt. Er ist kein großer Held, sondern ein Familienvater mit vielen weltlichen Problemen. Man kann seine Gefühle und Motivationen sehr gut hautnah miterleben, sich mit ihm freuen und mit ihm leiden.
Auch die Rolle der Frau wird in diesem Film gut ausgeleuchtet. Seibei schätzt es, dass seine Töchter weise Schriften und das Schreiben erlernen, während sein Bruder sich ausdrücklich dagegen ausspricht. Auch die junge Tomoe verhält sich nicht immer so, wie es sich für eine Frau ihres Standes und Alters geziemt.
Die Rolle der Erzählerin nimmt Seibeis jüngste Tochter ein. Zu der Zeit, in der der Film spielt, ist sie fünf Jahre alt. Als alte Frau erinnert sie sich, wie sie ihren Vater und ihr Lebensumfeld damals wahrgenommen hat.
Mit zwei Stunden Laufzeit ist "Samurai der Dämmerung" recht lang. Aber trotz der ruhigen Erzählweise wird er nicht langweilig. Die Detailtreue des Films und schöne Landschaftsbilder lassen ihn zu einem sehr intensiven Filmerlebnis werden. Als Zuschauer taucht man in die Handlung ab, als sei man selbst, so wie die fünfjährige Tochter, ein stiller Beobachter.
Der Film wurde auf der Berlinale 2003 vom Publikum begeistert aufgenommen und als "Best Foreign Language Film" für den Academy Award 2006 nominiert.