Das Reich Tencendor geht unter. Nachdem die magische Musik des Sternentanzes verstummt ist, als das Sternentor zerstört wurde, haben die magiebegabten geflügelten Ikarier keine Möglichkeit mehr, Zauber zu wirken. Die Hüter der Zeit, fünf Dämonen, die durch das Sternentor gebrochen sind, haben es für immer zerstört. Nun kann sie nichts mehr davon abhalten, Tencendor vollends in ihre Gewalt zu bringen. Sollte es ihnen gelingen, ihren verlorenen Gefährten Queteb wieder zu erwecken, kann sie nichts mehr aufhalten. Schon jetzt bringt ihr dämonischer Odem Wahnsinn und Krankheit über das Land.

In sehr frühen Tagen hat ein anderes Volk den Leib Quetebs in Teile gespalten und diese in den magischen Seen von Tencendor versenkt. Deshalb sind die Dämonen unterwegs, um mit jedem der Seen ein Stück näher an ihr Ziel zu gelangen. Das Gefäß für ihren Triumph und den Geist Quetebs ist ein totes Kind, der totgeborene Sohn von Sternenfreude Sonnenflieger, die ihr Gatte Wolfenstern vor viertausend Jahren ermordet und mitsamt ihrem ungeborenen Kind durch das Sternentor gestoßen hat. Nun gelangte sie mit den Dämonen und all den anderen Opfern, die Wolfenstern auf dem Gewissen hat, zurück und sinnt auf Rache.

Ermöglicht wurde die Invasion der Dämonen von Drago, früher Drachenstern Sonnenflieger, der von seinen Eltern, den Sternengöttern Axis und Aschure, aufgrund seines früheren Verrats verstoßen wurde. Seiner Kräfte bedienten sich die Dämonen, um durch das Sternentor nach Tencendor zu gelangen. Nur dank der Hilfe der lieblichen Faraday hat er dies überlebt. Sie ist es auch, die ihm klar macht, dass er nichts von den Ereignissen hätte verhindern können. Drago bereut seinen neuerlichen Verrat, doch dann wird ihm klar, dass alles so geschehen wird, wie die Prophezeiung es vorausgesagt hat. Nur der Sternensohn kann die Dämonen nun noch besiegen, doch damit dies geschehen kann, muss Queteb auferstehen und Tencendor untergehen.

Das magische Reich Tencendor steckt immer noch fest im Griff der Prophezeiung. Was vor vielen tausend Jahren begonnen hat, kommt nun zu einem Ende. All die Figuren, denen der Leser in der Saga "Unter dem Weltenbaum" begegnet ist, finden erst in der Reihe "Im Zeichen der Sterne" ihre wirkliche Bestimmung. War der erste Band "Die sterblichen Götter Tencendors" noch geprägt von Politik und strategischen Bemühungen, wendet sich der zweite Band "Die Wächter der Zeiten" nun wieder großer Fantasy zu, die den Leser gefangen nimmt. Die Prophezeiung ist noch längst nicht in Erfüllung gegangen und hält den Leser in Atem.

Dieser zweite Band von "Im Zeichen der Sterne" ist ungewöhnlich brutal und hoffnungslos. Anschaulich werden die Zerstörung des Landes, der Wahnsinn der befallenen Menschen und Tiere und die Grausamkeiten der fünf Dämonen geschildert. Aber in diesem Roman wendet sich auch das Blatt für einige Hauptfiguren und sowohl sie, als auch der Leser erkennen ihre wirkliche Rolle, die in der Prophezeiung für sie vorgesehen ist. Wie in jedem der vorherigen Bände gelingt es Sara Douglass auch in diesem, alle Figuren ihrer Geschichte lebendig und bildhaft darzustellen. Selten gelingt es einem Autor, eine so komplexe Welt und derart viele unterschiedliche Erzählstränge so geschickt zu handhaben, ohne den Leser die Übersicht verlieren zu lassen. Eine kleine Hilfe ist dabei auch das angehängte Personen- und Sachregister, das die wichtigsten Sachverhalte kurz erläutert.

"Im Zeichen der Sterne" ist ein würdiger Nachfolger der Reihe "Unter dem Weltenbaum". Allerdings sollte man diese Reihe auch gelesen haben, bevor man sich an die Nachfolgeserie wagt. Zwar werden viele Dinge erklärt, so dass "Im Zeichen der Sterne" auch ohne die vorherigen Bücher lesbar ist, doch verschenkt man so die vielen Momente, in denen man als Leser erkennt, wie viel von dem jetzt Geschehenden schon früher nebenbei erwähnt oder angedacht worden ist. Aus nebensächlichen Details werden in der zweiten Reihe bedeutsame Ereignisse, die das Weltgeschick bestimmen.

"Die Wächter der Zeiten" ist ein riesiger dicker Fantasywälzer, der vollgepackt mit der Geschichte einer komplexen und brillant erzählten Welt ist. Es fällt schwer, mit dem Lesen aufzuhören, es fällt schwer, seine Begeisterung zu zügeln und noch schwerer fällt es, auf den dritten Band zu warten, der hoffentlich bald erscheinen wird. Einfach phänomenal geschrieben.