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Der Polizistin Moa und ihrem Kollegen Charles ist es reichlich mulmig zumute, als sie in einem alten Spukhaus nach dem Rechten sehen sollen. Zunächst treffen sie nur auf Allen Walker, einen fünfzehnjährigen Jungen, der angeblich auf der Suche nach einem verlorenen Gegenstand ist. Doch bereits nach wenigen Augenblicken stehen sie einem Akuma gegenüber, einem machtvollen Dämon, der über tödliche Kräfte verfügt ...
In mehreren zeitlich aufeinanderfolgenden Episoden wird Allens Geschichte erzählt. Der Junge, der von einem Meisterexorzisten der "Schwarzen Loge" ausgebildet wurde um Akuma aufzuspüren und auszulöschen, begegnet auf dem Weg zum Londoner Hauptquartier der Exorzistengilde mehrmals übermächtigen dämonischen Gegnern, die ihn in lebensgefährliche Kämpfe verwickeln. Allen besitzt eine starke Waffe, die ihm im Kampf gegen die Akuma Vorteile verschafft, und er kann sich mehrmals siegreich gegen die Dämonen behaupten. Doch in der Exorzistenloge wird er alles andere als freundlich aufgenommen, und Allen muss seine Rechtschaffenheit und seine Tauglichkeit erst beweisen, bevor er in die Gemeinschaft der Dämonenjäger aufgenommen wird.
Gegenspieler der Exorzisten ist der Millennium-Graf, eine finstere Figur aus den Abgründen der Zeit, der die Akuma benutzt, um ein ehrgeiziges Ziel zu erreichen: Er will die gesamte Schöpfung zerstören. Und während Allen sein Bestes tut, um sich in die Gemeinschaft einzuleben, bereitet der Millennium-Graf bereits ihren Untergang vor.
Die in Japan 2004 erstmals erschienene, seit April 2006 auch in Deutschland erhältliche Serie aus der Feder von Katsura Hoshino erzählt die Geschichte des jugendlichen Exorzisten Allen Walker in einer dramatischen, spannenden Handlung, deren Auftakt in sieben Episoden dargeboten wird. Die Ereignisse aus sieben aufeinander folgenden Nächten, denen jeweils ein kurzes Porträt einer Hauptfigur vorangestellt ist, enthüllen Stück um Stück Allen Walkers Geschichte und den Plan des Millennium-Grafen und führen den Leser in die Welt der Schwarzen Loge ein. Dabei wird nicht nur dargestellt, was Akuma, jene bizarren, vom Millennium-Grafen ins Leben gerufenen Gestalten, eigentlich sind, sondern auch die Geschichte der Akuma-Opfer beleuchtet.
In mangatypischer Manier werden dabei japanische und europäische Mythologie auf sehr unverkrampfte Weise miteinander vereint. Ein fiktives 19. Jahrhundert bietet - wie schon bei anderen erfolgreichen Manga-Serien - den Hintergrund für die Handlung. Pingelige Detailtreue darf man hier allerdings nicht erwarten; Hoshino verwendet hier eher ein düsteres, an den Gothic-Stil anderer Autoren erinnerndes Flair von Verfall und Totenkult, das nicht nur hervorragend zum Thema passt, sondern in den präzisen Schwarzweißzeichnungen auch angemessen stimmungsvoll umgesetzt wird. Ansonsten begegnet man allenthalben sehr modernen Stilelementen, etwa was die Kleidung der Figuren, ihre Ausdrucksweise und ihr Verhalten betrifft, das nun ganz und gar nichts Viktorianisches an sich hat.
In den Geschichten der Akuma-Opfer beweist Hoshino dabei mehr Feingefühl und Tiefgang, als es das etwas plakativ erscheinende Setting zunächst vermuten lässt. Stets liegt der Erschaffung eines Akuma der unüberwindliche Schmerz eines Lebenden zu Grunde, der am Tod eines geliebten Menschen verzweifelt. Das Dämonische kann sich nur mit Hilfe der Lebenden manifestieren, die mit dem Millennium-Grafen einen Pakt schließen, um die Verstorbenen wieder ins Leben zurück zu holen - und sie damit zu einem dämonischen Zerrbild ihrer selbst verdammen.
Der erste Band der Serie ist durchaus gelungen. Die Figuren wirken lebendig und präsent, die abwechslungsreich und flott erzählte Story vermag zu fesseln. Einzig die clowneske Figur des Millennium-Grafen, der wie eine Mischung aus dem verrückten Dr. Caligari und dem Joker wirkt, erzielt nicht die dämonische Wirkung, die Hoshino offensichtlich anstrebt; die Akuma selbst wirken um vieles grauenhafter und mysteriöser als ihr Schöpfer.
Derzeit (Dezember 2006) sind fünf Bände der Serie erhältlich; im Februar 2007 soll der sechste Band erscheinen. Der Auftakt jedenfalls ist nicht übel - kein Epoche machender Überflieger, aber unterhaltsam und spannend zu lesen.