Rammstein ist eine ziemlich einzigartige Band, daher war das Erscheinen einer Art Bandbiographie nur eine Frage der Zeit. Heel hat nun eine veröffentlicht, allerdings eine durchaus unautorisierte, wie auch der Untertitel gleich deutlich verkündet.

Michael Fuchs-Gamböck und Thorsten Schatz haben eine große Fülle an Informationen zusammenrecherchiert. Sie beginnen bei den Bands, in denen die Musiker vorher gespielt haben, in der Zeit in der DDR, die alle sechs Musiker geprägt hat.
Dann stellen sie die sechs vor, die trotz der charismatischen Figur von Sänger Till Lindemann ein Kollektiv sind und basisdemokratisch zusammenarbeiten und zusammen entscheiden.
Dann behandeln die Autoren die Gründungszeit der Band, die eine wohl für alle Musiker ganz besondere Chemie und Energie brachte. Danach kommen nacheinander alle Veröffentlichungen Rammsteins, von "Herzeleid" bis "Rosenrot". Zu jedem der Alben gibt es ein Interview mit Mitgliedern der Band, dazu Berichte über Tourneen und dazwischen immer wieder die Probleme der Band mit den Medien, die wahlweise Brutalität, Nähe zum rechten Spektrum oder die diversen Tabubrüche zum Vorwurf machten. Dass alle Musiker aus der Punkszene der DDR kamen, dass alle sechs auch immer wieder klar artikulierten, mit Neonazis und der rechten Szene nichts zu tun zu haben, haben auch nach über zehn Jahren Bandgeschichte noch nicht alle verstanden - auch das deutliche, liedgewordene Statement "Mein Herz schlägt links" aus "Links, 2, 3, 4" vom Album "Mutter" hat daran nicht wirklich viel ändern können.
Tabus hat die Band jede Menge gebrochen, teilweise mit Liedtexten, teilweise mit Videos, und die teilweise sehr deutlichen Reaktionen haben die Autoren mit in das Buch eingebracht - die Reaktionen, die ja Rammstein auch sehr geholfen haben, eine große Fanschar um sich zu versammeln.

Ein kurzweiliges Buch, gut geschrieben und größtenteils auch kompetent klingend. Da die Band Rammstein viel Geheimnis um sich selbst macht, ist das aber auch nicht so einfach. Aber da man immer wieder merkt, dass die Autoren nicht wirklich Insider sind, merkt man auch, wie das Buch immer eher an der Oberfläche kratzt. Besonders fehlen Abbildungen, da gibt es weder Fotos der Bühnenshows noch die in vielen Einzelheiten beschriebenen Cover der CDs. Die Autoren nehmen sich viel Zeit dafür, die vielen Streitigkeiten rund um den ganz besonderen Ruf der Band darzulegen, aber die Faszination Rammstein kann das ganze Buch nicht erklären.

Es gibt natürlich eine Menge Fakten und Geschichten, die Autoren verstehen ihr Handwerk, es fehlt aber letztlich an den Informationen von ganz nah, oder zumindest ein bisschen mehr von dem ganz besonderen Flair, der morbiden Faszination, die von Rammstein ausgeht. Trotzdem brauchen Fans dieses Buch sicherlich, und ein wirklicher Fehlkauf wird es nicht sein.