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 Wrong about Japan

Eine Tokyoreise

Autoren: Peter Carey
Übersetzer: Eva Kemper
Verlag: Fischer

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Kann man Japan durch seine Literatur, besser durch seine Comics (besser als Manga bekannt) verstehen und erklären? Wenn man den Titel von Peter Careys Sachbuch liest, scheint sich die Frage von selbst (und negativ) zu beantworten.
Aber wie kam es zu dem Buch und der mit ihm verbundenen Reise nach Japan?

Alles beginnt mit einem kleinen, unschuldigen Video. Charley, der Sohn von Peter Carey leiht sich aus der Videothek einen japanischen Film aus, findet wirklich gefallen an ihm und kommt so nicht nur zu anderen Filmen aus diesem Land, sondern erst zu den Zeichentrickfilmen (Anime) und über diese zu den japanischen Comics (Manga). Im Laufe der Zeit wächst so in Charley der Wunsch, später einmal in Japan zu leben.
Charleys Vater Peter Carey ist Autor und gibt sich alle Mühe, ein guter Vater zu sein. Er geht mit seinem Sohn in die Videothek, er sieht mit ihm die Filme aus Japan, er läuft mit Charley quer durch die Stadt, um die neueste Ausgabe von Akira zu bekommen - und er diskutiert mit dem sonst so schweigsamen und zurückgezogenen Sohn lebhaft über Anime und Manga, über Botschaften und versteckte Bedeutungen hinter den Bildern, die längst auch seinen Respekt gewonnen haben.

Um seinem Sohn einen Traum zu erfüllen, schlägt Peter Carey Charley eine Reise nach Tokyo vor. Charley kommt gleich mit der Idee, wie man die Reise finanzieren könnte: Wie wäre es, wenn man Regisseure von Anime und Manga-Zeichner interviewt? Tatsächlich schaffen es die Kontakte von Peter Carey, einige Termine mit Größen der Branche zu organisieren. Was Charley nur recht ist, denn vor der Reise hat er nur eine Bitte: Er will nicht das "echte Japan" kennen lernen. Keine Tempel, Museen und dergleichen. Der Vater verspricht es, auch wenn dieses Versprechen nicht ganz eingehalten wird (vier Stunden Kabuki-Theater sind für Charley denn auch Folter, die der Vater erst mit einigen Gefälligkeiten abarbeiten muss).

In Japan erlebt Peter Carey nicht nur den Konflikt zwischen "echtem Japan" und dem echten Japan seines Sohnes - er muss auch lernen, dass man diese fremde Kultur nicht so einfach durchschauen kann - schon gar nicht ihre Manga und Anime und deren Schöpfer. Ein ums andere Mal muss er lernen, dass hinter seinen komplexen Vermutungen über Sinn und Zweck einer Geschichte eben nur seine Vermutungen stehen. Er muss begreifen, dass in Japan manchmal Unwissenheit besser ist als Halbwissen. Er muss begreifen lernen, dass sich sein Sohn, der mit seinem japanischen Freund in einem elektronischen Wunderland untergetaucht zu sein scheint, eben auch einen Teil des echten Japans kennen lernt - eben sein "echtes Japan".

"Wrong about Japan" ist ein leises Buch über die Missverständnisse zwischen Kulturen, die eine riesige Sprachbarriere trennt. Es ist ein schöner, bildreicher Reisebericht und eine schöne Vater-Sohn-Geschichte. Peter Carey erzählt in dem Buch offen von seinen Sorgen und Ängsten seinem Sohn gegenüber, den er einfach nur richtig erziehen und auf das Leben vorbereiten will. Er erzählt offen von seinen falschen Vorstellungen, die für ihn so manches Interview fast unbrauchbar machen. Er berichtet von den Überraschungen, den positiven und den negativen, die bei dieser Reise hinter jeder Ecke lauern können.

"Wrong about Japan" ist ein kleines, hübsches und ehrliches Buch über eine kurze Tokyoreise. Für Fans von Manga ist es genauso lesenswert wie für Leute, die von Japan nicht viel mehr als den Namen kennen.
Der Verlag hat sich mit der Gestaltung des Bandes alle Mühe gegeben, den Lesegenuss noch zu unterstützen - was besonders in der zum Thema Japan passenden Farbgestaltung zum Tragen kommt. Das Buch ist eine ideale Reiselektüre - egal ob man unterwegs ist oder sich nur in ein anderes Land träumen will.

Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 1. August 2005 | ISBN: 3100102274 | Originaltitel: Wrong about Japan | Preis: 17,90 Euro | 141 Seiten | Sprache: Deutsch

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