Terry Pratchetts "Scheibenwelt"-Werke genießen schon seit vielen Jahren bereits auch in Deutschland Kult-Status. Nachdem zunächst Dirk Bach, Peer Augustinski und mittlerweile Boris Aljinovic die "Scheibenwelt"-Romane durch ihre Lesungen akustisch zum Leben erweckt haben, hat sich das junge Hörspiel-Label "Bookonear" die Aufgabe gestellt, einige der Erzählungen Pratchetts nicht nur als Hörbuch, sondern als Hörspiel umzusetzen. Mittlerweile sind auch "Pyramiden" (Mai 2006) und "Lords und Ladies" (November 2006) in Hörspiel-Fassungen erschienen, den Anfang jedoch machte im Oktober 2004 die Umsetzung von "Wachen! Wachen!".

Die vier Mann - wobei das bei Nobby Nobbs nicht so sicher und bei Angua eher vom Standpunkt der Schlagkräftigkeit zu sehen ist - starke Truppe um Hauptmann Mumm, die in Ankh-Morpork mehr oder weniger für Recht und Ordnung sorgt, kann eigentlich kaum als Stadtwache bezeichnet werden; vielmehr wird sie der Bezeichung "verlorener Haufen" gerecht. Doch das ändert sich, als der zwei Meter große Zwerg Karotte zu Hauptmann Mumm, Feldwebel Colon, Angua und Nobby Nobbs trifft und Mitglied der Stadtwache wird - denn Karotte ist nicht nur stark, sondern hat zudem einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit sowie die gleichermaßen naive wie unauslöschliche Gutgläubigkeit, diese Gerechtigkeit könne und müsse allen - aber auch wirklich allen - Bürgern Ankh-Morporks ermöglicht werden - im positiven wie im negativen Sinne. So bringt er den Hauptmann ein ums andere Mal in Verlegenheit, indem er zum Beispiel Mitglieder der Diebes- oder Meuchler-Gilde verhaften lässt.
Doch wirklich auf die Probe gestellt wird die kleine Stadtwache erst, als die dubiose Bruderschaft um den Obersten Größten Meister einen der alten Drachen heraufbeschwört, mit dessen Hilfe man den Patrizier stürzen und das Geschlecht der Könige wieder an die Macht bringen kann. Doch der Drache gerät außer Kontrolle und reißt schon bald selbst die Macht über Ankh-Morpork und dessen Bewohner an sich. Mit Unterstützung von Lady Käsedick und deren unberechenbaren Sumpfdrachen stellen sich die tapferen Recken der Stadtwache dem Kampf ...

"Wachen! Wachen!" ist einer der frühen "Scheibenwelt"-Romane und der erste, der von den Wächtern Ankh-Morporks erzählt. Ganz davon abgesehen, dass für die Wache wichtige und bereichernde Mitglieder wie zum Beispiel der Troll Detritus noch nicht zur Stadtwache gestoßen sind, sondern erst in nachfolgenden Romanen eingeführt wurden, macht sich dies auch bei der Charakterzeichnung der Figuren bemerkbar. Vergleicht man nämlich die Charakterprofile der Figuren aus "Wachen! Wachen!" mit denen der gleichen Figuren einige Romane später (zum Beispiel "Helle Barden" oder "Klonk!"), so wird schnell deutlich, dass Mumm und seine Truppe während der vorliegenden Erzählung noch um einiges grobschlächtiger ausgearbeitet sind.
Mit fünf CDs und einer Laufzeit von fast fünfeinhalb Stunden ist die Hörspiel-Adaption zu "Wachen! Wachen!" eine umfangreiche und lange Produktion, die mit rund 25 weitestgehend unbekannten Sprechern aufwartet. Diese leisten teilweise so hervorragende Arbeit, dass dem Hörer gar nicht auffällt, dass manche Sprecher in Doppel- oder gar Dreifach-Rollen zu hören sind, bis dieser Umstand am Ende der letzten CD durch eine Aufzählung der Sprecher samt Rollen aufgedeckt wird. Doch können nicht alle Sprecher der Inszenierung in vollem Maße gefallen; so finden sich vor allem unter den vielen kleineren Nebenrollen einige Stimmen, die dem Hörer weniger professionell erscheinen.
Eigentlich sollte man erwarten, dass die Romanvorlage für die Hörspiel-Umsetzung hätte gekürzt werden müssen (was laut Angaben im Booklet auch gemacht worden ist), doch davon merkt man als Hörer wenig bis gar nichts, was im ersten Moment erfreulich erscheint. Leider stellt sich spätestens auf der dritten CD heraus, dass ein wenig mehr Kürzungen der Produktion sicherlich nicht geschadet hätten, zieht sie sich so an einigen Stellen merklich in die Länge.

Fazit:
Mit "Wachen! Wachen!" liegt zwar keine perfekte, aber eine durchaus hörenswerte Umsetzung des Romanes von Terry Pratchett vor, die stellenweise leider etwas langatmig ist und deren musikalische Untermalung sich vereinzelt als etwas gewöhnungsbedürftig erweist.