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Die Encyclopaedia Britannica ist ein umfassendes und bedeutendes Nachschlagewerk. Sämtliche Geistesgrößen, finnische Seen, brutale Eroberer, fulminante Verlierer, Bergdörfer und Flechtenarten finden sich darin verzeichnet. Auf 33.000 eng bedruckten Seiten ist die wichtigste Auswahl des Wissens der Menschheit zusammengefasst. Und diesen Giganten, diesen Mount Everest der Lexika will A. J. Jacobs besteigen, denn er hat sich fest vorgenommen, die Britannica zu lesen und zwar von A bis Z. In "Britannica & ich" beschreibt er, was er in diesem Jahr seines Lesemarathons alles erlebt und welches neue Wissen er angesammelt hat.
Wie eine Enzyklopädie ist auch dieser Roman streng nach Buchstaben sortiert. So beginnt Arnold Jacobs seine Reise in die Welt der Lexika mit A und beendet sie am Schluss mit dem erlösenden Buchstaben Z. Doch zwischen diesen Buchstaben liegen Welten. Hier versteckt sich ein ganzes Jahr, in dem sich der Journalist Arnold Jacobs von jemandem, der alles über Popsternchen weiß, in einen Menschen verwandelt, der zwar nicht alles weiß, aber wenigstens ein Stückchen mehr.
Auf der turbulenten Fahrt durch das Alphabet erhält der Leser eine Vielzahl pikanter Informationen über berühmte Schriftsteller und Philosophen. Der Sex, die Geisteskrankheiten, die Psychosen der Berühmtheiten sind es, die fesseln und am längsten im Gedächtnis bleiben. Aber auch die abstrusesten Paarungsvarianten aus dem Tierreich finden hier Erwähnung. Man erhält somit einen kleinen Vorgeschmack auf das, was die Britannica dem Leser bietet, ohne langatmige Absätze über Gesteinsformationen selbst lesen zu müssen.
Aber das kleine Potpourri der bunten Informationen ist längst nicht das, was dieses Buch so unterhaltsam und interessant macht. Vielmehr sind es die Erlebnisse von A. J. Jacobs, die amüsieren, begeistern und zum Weiterblättern anregen. Bei seiner Reise durch das Wissen der Menschheit erfahren wir eine Menge über ihn selbst. Schon seit Vater wollte vor langer Zeit die Britannica lesen, hat dies aber sehr rasch wieder aufgegeben.
Um also wenigstens in einem Punkt seinen Erzeuger zu überflügeln, hat Jacobs diese riesige Aufgabe in Angriff genommen. Aufgrund seines langsam wachsenden Wissens nimmt er an Kreuzworträtselwettbewerben teil, wird Mensa-Mitglied, tritt in einer Wissensshow auf und interviewt Personen, die seiner Meinung nach zu den intelligentesten auf Erden gehören, um herauszufinden, ob er sich mit ihnen messen kann. Letztendlich bleibt ihm und dem Leser die Erfahrung, dass selbst Intellektuelle irren können und insgesamt ein recht verschrobener Haufen sind. Zum Glück verschreibt er sich auch primitiveren Alternativen und findet heraus, dass Fruchtbarkeitsgöttinnen durchaus hilfreich sind.
Angemessen dem würdigen Lexikon, mit dem sich dieses Buch beschäftigt, wurde es optisch besonders schön gestaltet. Den seriösen schwarzen Einband ziert in Gold die schottische Distel, die auch das Symbol der Britannica ist. Goldene Lettern präsentieren den Titel und ein luxuriöser Goldschnitt veredelt selbst die Seiten. Zusammen mit dem roten Lesebändchen erhält das Buch somit das würdige Aussehen einer Bibelausgabe.
"Britannica & ich" ist ganz bestimmt kein Buch, das sich zum Lernen eignet, genauso wenig wie sich Bill Brysons Reiseberichte als Reiseführer gebrauchen lassen. Doch das ist auch nicht der Anspruch des Buches. Es beschreibt die Suche nach Wissen, enthält kleine kuriose Leckereien und wahnsinnig viel Humor. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte, bevor es nicht ausgelesen ist. Und danach macht es einen wahnsinnig genialen Eindruck im Buchregal.