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Österreichs Küche hat einiges zu bieten. Die Auswahl eines guten Restaurants kann allerdings zur Qual werden. Eine gute Orientierungshilfe bieten hier Gourmetführer. Auf den Geschmack und das Urteilsvermögen der Tester kann man vertrauen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und auch das Ambiente ist ansprechend. Das jedenfalls ist der Sinn eines Restaurantführers, könnte man jedenfalls denken.
Peter Gnaiger arbeitet bei den Salzburger Nachrichten. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Gastronomie und der Nahrungsmittelindustrie. Wolfgang Hoffmann ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Für zehn Jahre war er Gault-Millau-Tester. Nun spucken die beiden mal ordentlich in die Suppe, treten als Sherlock Holmes und James Bond auf und decken auf, was bis jetzt unter dem Sahnehäubchen verborgen geblieben ist. Der Leser bekommt ein Menü in zahlreichen Gängen serviert, das sehr schwer verdaulich ist. Die Luft wird zunehmend dünn in der Spitzengastronomie. Da geht es um Tester, die jedes Jahr dasselbe schreiben oder aus Gefälligkeit sehr wohlmeinend sind, um Gourmetführer, die von der Nahrungsmittelindustrie unterwandert werden und schamlos Werbebotschaften in Kritiken unterbringen, um Gammelfleischskandale, dubiose Delikatessen und um Misshandlungen des Personals.
Die Einordnung des Niveaus ihrer Küche ist für die Köche purer Stress. Es geht schließlich um alles. Eine Auszeichnung wieder zu verlieren, kommt einem Weltuntergang gleich. Entsprechend hart ist der Konkurrenzkampf. Tester werden hofiert und mit Geschenken überhäuft. Marketingstrategien treiben wilde Blüten. Da wird der Koch zum Held stilisiert, kocht in Fernsehsendungen um sein Leben, schreibt nach getaner Arbeit werbewirksam Kochbücher und lässt sich als Werbeikone für Küchenutensilien einspannen.
Man liest das Buch mit größtem Vergnügen, hat man doch schon lange gewusst, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Wirklich überraschend sind die aufgedeckten Skandale der Autoren also nicht unbedingt, auch wenn es nun Beweise hagelt. Dass nun aber alles schwarz auf weiß niedergeschrieben steht, was an Unmöglichem in der Spitzengastronomie so läuft, ist schon spektakulär und hinterlässt einen bitteren Geschmack. Der Kampf um Hauben, Sterne und Mützen wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Es ist ein seltsames, kindisches Spiel, bei dem es allerdings um viel Geld geht.
Der Ton der beiden Autoren ist recht ironisch. Mit ihrem Buchtitel meinen sie es ernst. Entsprechend unterhaltsam ist das Buch und auch informativer als die gängigen Gourmetführer. Es gibt sie nämlich, die Köche, die sich diesen Mechanismen entzogen haben, denen es nicht darauf ankommt, im Gourmetführer aufzutauchen.
Das Buch liest sich sehr gut. Die Autoren kommen abwechselnd in den Kapiteln zu Wort. Damit man erkennt, wer gerade schreibt, ist jedem Abschnitt ein lustiges Icon vorangestellt. Eines stellt Peter Gnaiger alias Sherlock Holmes dar, das andere Wolfgang Hoffman alias James Bond. Diese beiden Detektive präsentieren ihre Untersuchungsergebnisse. Ihre Ausführungen sind teilweise pfefferscharf gewürzt mit Anekdoten, Zitaten uns sogar einem Comic. Am Ende entsteht die Einsicht, dass es wohl besser ist, dieses Buch zu lesen, als sich nach den Kritiken der Gastronomieführer oder nach Werbeaussagen zu richten.