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DVD-Publisher Icestorm veröffentlicht eine Menge russischer Filme, die in DDR-Zeiten durch die DEFA synchronisiert wurden. Neu auf dem Markt ist "Die Ballade vom tapferen Ritter Ivanhoe" aus dem Jahr 1983.
Irgendwo an einem Gewässer in England treffen durch dramaturgischen Zufall Cedric der Sachse und sein Mündel Rowena mit Brian De Bois-Guilbert zusammen. Letzterer erzählt von König Richard LöwenherzÂ’ Gefangennahme durch den Erzherzog von Österreich und dem verräterischen Spiel, das ein junger Ritter namens Ivanhoe dabei gespielt haben soll. Rowena glaubt dies nicht, Cedric hingegen, Ivanhoes Vater, meint, er habe gar keinen Sohn. Noch zufälliger kommt ein junger Pilger vorbei, der auch mitspricht und natürlich Ivanhoe selbst ist.
Bald darauf gibt es ein großes Turnier, bei dem mit seltsamsten Regeln immer drei gegen drei Ritter reiten. Das Gewinnen übernehmen die Normannen, darunter Bois-Gilbert, den wir schon kennen, und Reginald Front-de-Bouef. Chef des Turniers ist Sir John, Richards kleiner Bruder, der als Johann Ohneland in die Geschichte einging und bis heute der Grund ist, warum im britischen Königshaus niemand John heißt. Sir John ist übrigens mit Algimantas Masiulis genial besetzt, der erinnert nicht nur an den Froschkönig, er ist auch gleich so unsympathisch, dass die Bildröhre zerspringen will.
Als gerade Bois-Gilbert als Sieger verkündet werden soll - warum auch immer, schließlich hat er ja in einem Drei-Ritter-Team gekämpft -, kommt entgegen dem Roman kein schwarzer Ritter, sondern ein schmaler Jüngling in normaler Rüstung und dem Wappen, das ihn als Enterbten ausweist. Er kämpft mit scharfer Lanze gegen Bois-Gilbert und haut ihn vom Pferd, woraufhin er der Sieger ist. Natürlich will er sein Gesicht nicht zeigen. Er wählt Lady Rowena als Königin des Turniers, und als sie ihm den Stirnreif des Sieges aufsetzen will, nimmt ein Knappe dem Helden schwupps den Helm ab und alle sehen, dass es Ivanhoe ist. Allerdings nimmt daran keiner groß Anstoß, Sir John unkt nur noch ein bisschen und dann fällt Ivanhoe in Ohnmacht, weil er schwer verletzt ist.
Auf der Rückreise mit dem unversöhnten Vater und der lieblichen Rowena wird die Gesellschaft überfallen und nach Torquilstone verbracht. Nur Wamba, der Narr Cedrics, entkommt. Er holt Robin Hood zur Hilfe ...
Schon manch Dramaturg ging roh mit einem Stoff um, aber die Vergewaltigung, die Drehbuchautor Leonid Nekhoroshev dem Klassiker von Sir Walter Scott antat, ist schon besonders hervorzuheben. Den jüdischen Geldverleiher Isaak und seine schöne Tochter Rebekka herauszulassen ist schon unverschämt, und dass König Richard nicht durch die Lösegeldsammlung durch Ivanhoe und seine Freunde befreit wird, sondern irgendwann einfach so auftaucht, das sind schon Verkürzungen, die einfach nicht notwendig gewesen wären, genug Zeit hatten die russischen Filmer ja. Man hätte großzügig auf schlechte Stunts und Kämpfe verzichten können, hätte hier und da mal ein bisschen Tempo in die Geschichte einfügen können, dann hätte man schon die Geschichte von Ivanhoe erzählen können, nicht eine grobe Nacherzählung, bei der die wichtigsten Punkte der Geschichte einfach rausfallen.
Hoffnungslos altmodisch ist dieser Film erzählt, wirkt wie ein amerikanischer Film der fünfziger oder sechziger Jahre. Die ehernen Mienen der russischen und, den Namen nach, oft baltischen Schauspieler helfen da auch nicht wirklich. Peteris Gaudins wirkt als Ivanhoe ein bisschen wie "Luke Skywalkovich" und bleibt komplett farblos. Tamara Akulova als Lady Rowena ist hübsch, das muss reichen, und selbst der Bösewicht Bois-Gilbert, von Boris Khimichev gespielt, ist alles, aber kein dämonischer Fiesling.
Das Ärgste ist allerdings die unglaublich schlechte Synthesizermusik, die sogar die Fanfaren der Posaunisten und das Horn Robin Hoods ersetzen muss. Das war 1983 sicherlich der letzte Schrei, wirkt aber nicht nur antiquiert, sondern auch einfach richtig billig.
Besonders liebevoll ist die Ausstattung wirklich nicht, es fehlen jegliche Untertitel, es gibt keine russische Tonspur und als einziges Extra eine Diaschau mit Bildern aus dem Film. Traurig das.
Nein, wer diesen Film nicht aus nostalgischen Gründen kaufen will, sollte möglichst die Finger davon lassen. Das Handwerk stimmt nur in Teilen, die Dialoge sind knöchern, die Bilder langweilig und die Geschichte verhunzt.