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Amanda ist süße sechzehn und soll den Sommer in New York bei ihrem Onkel verbringen, während ihr Vater und seine Frau Susan - Amandas zweite, nicht-böse Stiefmutter - nach Tibet reisen wollen. Es ist das Jahr 1924 und der Sommer wird für die Familie das Abenteuer ihres Lebens - wenn auch kein gemeinsames. Denn während Amandas Eltern abgeschieden fremde Kulturen entdecken, lernt die Erzählerin des Romans ihren charmanten, weltgewandten, großzügigen und sehr gut aussehenden Onkel kennen. Beide verstehen sich auf Anhieb und verbringen eine für Amanda märchenhafte Woche in New York. Denn Amandas Onkel ist nicht nur Börsenmakler und sehr gut bei Kasse - er ist auch Stammgast in allen wichtigen und angesagten Einrichtungen der Stadt und überall ein gern gesehener Gast, den jeder mag.
Das alles kann jedoch nicht verhindern, dass Amanda am Samstagmorgen ihren toten Onkel findet - erschlagen mit einem Beil.
Nun fangen für sie die Probleme erst an. Die Polizei verdächtigt sie. War sie doch als einziger noch lebender Mensch in der Wohnung. Zudem hatte Amanda vor drei Jahren schon einmal eine Begegnung mit einem blutigen Mord, der mit einem Beil begangen wurde - damals an ihrer Stiefmutter (der ersten, bösen Stiefmutter). Ist es da verwunderlich, dass auch diesmal Amandas einzige Hoffnung ihre alte Freundin Lizzie Borden ist, die vor langer Zeit mal des Mordes an ihren Eltern bezichtigt wurde (man ahnt es, ebenfalls mit einem Beil)? Gemeinsam machen sie sich auf, den Mörder von Amandas Onkel zu entlarven und die Unschuld des Mädchens zu beweisen.
Wie schon im Vorgängerroman "Miss Lizzie", gelingt es Walter Satterthwait wieder vortrefflich, das Amerika der "goldenen" Zwanziger aufleben zu lassen. Mit New York hat er sich zudem eine wunderbare Kulisse gewählt, die das Buch geradezu pulsieren lässt.
Amanda, die die Geschichte im hohen Alter als eine Art Beichte erzählt, ist eine sympathische Erzählerin und ein faszinierender Charakter, dem man gerne zuhört. Ihr feiner Sinn für Humor, ihre trockene, offene Art nehmen den Leser sofort in seinen Bann und führen gekonnt durch die Handlung - und zum Schluss fühlt man ihre Melancholie mit und kann nicht glauben, dass das wirklich das Ende sein soll.
Hinzu kommen die vielen anderen Figuren, klassische Ermittler oder Mafiosi aus New Yorks goldener Ära, die einzigartige Miss Lizzie - eine reale Person, die auch im wirklichen Leben als Axtmörderin bekannt war -, die man wie Amanda einfach nur mögen muss, und der geniale Einsatz von Dorothy Parker.
Der Plot selbst mag nun nicht der größte Krimi aller Zeiten sein, ist aber ein spannendes, extrem unterhaltsames Lesevergnügen. Die Handlung vermag zu fesseln, zu unterhalten und bietet trotz der klassischen Krimi-Elemente viele Überraschungen.
Zudem fällt es leicht in dem Buch zu versinken und New York fast schon bildlich vor sich zu sehen. Für alle, die es noch etwas genauer wissen wollen, stellt der Autor am Ende die Bücher vor, aus denen er nach eigenen Angaben gestohlen hat.
Wer "Miss Lizzie" mochte, wir dieses Buch lieben. Zwar tauchen viele Charaktere aus dem ersten Band nicht auf - sie werden aber erwähnt und nicht vergessen. Außerdem ist es ein Vergnügen, endlich etwas mehr Zeit mit Amanda und Miss Lizzie verbringen zu dürfen.