Brutale Morde erschüttern die Bewohner von Chicago. Ein wildes Tier hat an zwei aufeinanderfolgenden Vollmondnächten mehrere Menschen zerrissen. Einige der Opfer waren Gangster, die mit Johnny Marcone, dem mächtigsten Unterweltboss von Chicago, Geschäfte machten. Die ermittelnde Sondereinheit unter der Führung von Karrin Murphy zieht Harry Dresden zu Rate. Der Magier findet bald heraus, dass die gefährlichste Abart eines Werwolfs sein Unwesen treibt - ein Loup-garou. Doch es sind noch mehr gefährliche Bestien im nächtlichen Chicago unterwegs. Eine Gang jugendlicher Werwölfe unter der Führung einer geheimnisvollen wilden Schönheit und eine gefährliche Motorrad-Gang namens "Straßenwölfe", in Wahrheit Lykanthrophen, sind ebenfalls in den Fall verwickelt. Harry Dresden muss bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gehen, um der Werwölfe Herr zu werden. Wenn der Mond aufgegangen ist beginnt die Wolfsjagd ...

Der zweite Fall des Harry Dresden spielt zirka ein halbes Jahr nach den Ereignissen aus Band eins. Der Leser ist mittlerweile mit den Charakteren vertraut, so dass man das Gefühl hat, mit alten Bekannten zusammen zu treffen. Nichtsdestotrotz kann man das Buch aber auch lesen, wenn man den ersten Fall "Sturmnacht" nicht kennt. Die lebendigen Beschreibungen der Figuren und Handlungen sorgen dafür, dass die Zeilen quasi vorüberfliegen. Die Handlung ist extrem spannend und baut sich kontinuierlich auf, bis sie mit der Attacke des Werwolfs in der Polizeiwache kulminiert. Der Autor versteht es meisterhaft, der Werwolfthematik neue Facetten zu verleihen, und verarbeitet fast sämtliche Variationen des Mythos. Butcher interpretiert die Mythen für seine Geschichte fantasievoll um und macht beispielsweise aus dem französischen Begriff für Werwolf ("Loup-garou") eine eigene Werwolf-Art, die speziell nur durch geerbtes Silber vernichtet werden kann, aber sich dafür auch nur bei Vollmond verwandelt.
Die Handlung ist insgesamt düsterer und unheimlicher als im ersten Buch. Dieser Eindruck wird vor allem dadurch bestärkt, dass Harry und seine Freunde dieses Mal wirklich viel abbekommen. Jegliche Verspieltheit sucht der Leser vergebens, obwohl Dresden keineswegs auf seinen trockenen Humor verzichtet. Die leicht spleenige Art des Magiers bricht immer seltener durch und Dresden entwickelt eine regelrechte Heldennatur. Harry ist ein Gutmensch, der knallhart gegen seine Feinde vorgeht und nach klaren Prinzipien lebt. Was der Magier allerdings in diesem Roman leistet, grenzt teilweise ans Übermenschliche, Magier hin oder her. Harry wird zusammengeschlagen, angeschossen und von dem Loup-garou angefallen und kämpft trotzdem weiter. Weniger wäre an dieser Stelle mehr gewesen und vor allem glaubhafter.
Die Übersetzung von Jürgen Langowski fängt den Wortwitz des Ich-Erzählers Dresden bestmöglich ein und macht auch die deutsche Version zum Lesevergnügen.
Einige Rückblicke auf "Sturmnacht" und Andeutungen, dass hinter beiden Fällen ein großer unbekannter Feind steckt, verleihen der Serie mehr Kontinuität und Komplexität.
Abgesehen davon ist dieses Buch mehr als lesenswert und bietet nicht nur Werwolf-Fans spannende Unterhaltung.
Wer den ersten Harry-Dresden-Roman gut fand, wird dieses Buch lieben.

Das Cover unterstreicht die dunkle und unheimliche Atmosphäre des Buches hervorragend. Die schwarz-grüne Färbung passt perfekt zu der Thematik und der erhabene Titel mit dem Zusatz "Die dunklen Fälle des Harry Dresden" erhöhen den Wiedererkennungswert für den Leser.

Angesichts dieses Romans wundert man sich, weshalb die Leser nicht für den neuen Harry-Dresden-Roman schon einen Tag vorher Schlange stehen.