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Paul ist nun Herrscher über das Universum. Der Djihad, der heilige Krieg, hat zwölf lange Jahre getobt und alles hinweggefegt. Mit grausamer Hand und absoluter Macht versehen, haben Paul und seine Fremen ein neues Universum geschaffen. Doch er selbst ist Opfer dieser Macht. Seine Visionen wandeln sich. Erst sah er Chancen, Möglichkeiten, Zukünfte. Nun muss er der selbstgeschaffenen Vision folgen, wird zunehmend ihr Sklave, folgt ihr ohne eigenen Willen. Die Zweckheirat mit Irulan, der Tochter des Imperators Shaddam, entwickelt sich für beide Seiten zu einem Desaster. Irulan will ein Kind von Paul, zur Not von irgendjemandem, Paul droht ihr in diesem Fall die Garotte an.
Nur die Schwangerschaft Chanis und die Geburt von Zwillingen bedeutet einen Hoffnungsschimmer im Leben Pauls. Doch seine Gegner, die Bene Gesserit, die Tleilaxu, die Gilde und Reste der Sardauker, der Elitetruppe des Imperators, formieren sich und ersinnen einen teuflischen Plan, um sich Pauls zu entledigen.
1969 erschien die von Fans des grandiosen "Dune" sehnlichst erwartete Fortsetzung: "Dune Messiah". Es dauerte bis 1978, ehe dieses Buch in Deutschland erschien. Und auch hier wurde der zweite Band, der auf dem "Wüstenplaneten" spielt, von der Kritik und den Lesern abgelehnt.
Nach dem Epos rund um den Aufstieg des jungen Paul Atreides zum Gott der Fremen und Anführer des universumweiten Aufstandes gegen den Imperator, der spannend, mitreißend, heroisch und ambitioniert war, geriet dieser zweite Teil zum genauen Gegenteil. Zum Entsetzen der vielen Millionen Menschen, die den Wüstenplaneten lieben gelernt hatten und deren Held Paul geworden war, demontierte der Autor den Mythos des Retters des Universums. Und das nachhaltig. Aus Paul dem Seher und Schöpfer wurde Paul der Diktator, Paul der Zauderer und letztlich Paul der Versager und Verlierer. Die Qualitäten des Romans wurden von den Lesern des ersten Teils größtenteils nicht wahrgenommen und abgelehnt. Zu gnadenlos zeigt Herbert, was aus allumfassender, uneingeschränkter Macht wird, was aus einem Menschen wird, der die Zukunft beeinflussen kann und zaudert. Was aus einem Mythos wird, wenn er zwölf lange Jahre einen Vernichtungskrieg führt, in die Fänge der Politik gerät und Kompromisse eingehen muss. Was aus einem Helden wird, wenn er den Thron bestiegen hat und herrschen muss, wenn er seine Vorstellungen von Wahrheit, Macht und der Zukunft für alle Menschen verwirklichen muss. Was aus einem Traum wird, wenn er wahr geworden ist und sich verselbstständigt.
Die philosophische Tragweite des zweiten Romans dieses weltumspannend erfolgreichen Werkes von Frank Herbert war zu realistisch, zu nahe an der Gegenwart und zu weit weg von dem spannenden Space-Abenteuer des ersten Romans. Erst später, nach erscheinen des dritten Teils wurde klar, das "Dune Messiah" einen noch größeren Entwurf initiiert, andeutet und vorbereitet.
Aus der Sicht und der Kenntnis des nunmehr sechsbändigen Dune-Epos erweist sich der zweite Band als Wegbereiter eines einmaligen Entwurfs. Leider aber ist dieses Buch für sich genommen zu unverständlich, zu philosophisch, zu negativ und destruktiv, um mitzureißen und zu faszinieren. Er bleibt für Leser der Hexalogie unverzichtbar, solo aber ein einziges Desaster.