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 Thüringer Kriminalchronik hingerichteter Verbrecher

Nach den Akten und von ihren Wärtern erzählt


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Dank mehrerer Publikationen auf diesem Gebiet hat sich Michael Kirchschlager mittlerweile einen Namen als Herausgeber überarbeiteter alter Schriften gemacht, die die dunklen Seiten des Menschen in Mittelalter und Neuzeit beleuchten. Auch seine neueste Publikation, die "Thüringer Kriminalchronik hingerichteter Verbrecher" schlägt in diese Kerbe. Neun Beispiele menschlicher Verruchtheit sind in diesem Band versammelt, die in dem Zeitraum von 1686 bis 1870 stattgefunden haben.

Wie bei Kirchschlagers Veröffentlichungen üblich, wird der Band von einem Vorwort eingeleitet, in dem sich der Herausgeber zur Entstehungsgeschichte des Buches äußert. Inspiration für die Thüringer Kriminalchronik ist das gleichnamige Büchlein des Weimarer Gefangenenwärters Franz David Gesky aus dem Jahr 1826. Dieses stellt den Erfahrungsbericht des Autors vom Umgang mit seinen Delinquenten und der Beobachtung derselben dar. Die Intention des Originals bestand darin, durch das Erzählen vom Verhalten der zum Tode verurteilten Verbrecher seinen Mitmenschen die Konsequenzen dieses unrechten Tuns vor Augen und sie damit auf dem rechten Weg zu halten. Kirchschlager macht jedoch deutlich, dass es ihm mit seinem Buch weder um das Seelenheil seiner Leser noch um eine Diskussion über das Für und Wider der Todesstrafe geht, sondern die Kriminalchronik vielmehr einen weiteren Beitrag zur Dokumentation des Richtbarkeitswesens vergangener Zeiten darstellt.

Die einzelnen Beiträge decken einen großen Bereich an Grausamkeiten ab, zu denen der Mensch fähig ist, seien dies nun Brandstifterei, Gift-, Frauen- und Raubmord, oder Mordbrennerei. So verschieden, wie die Taten sind, so sind es auch die Täter. Wird der Brandstifter Hans Michael Brühl als grausamer und gewalttätiger Mann beschrieben, so zeigt sich der Raub- und Kindermörder Bernhard Stempner als reuiger und schamhafter Mann, dem sein Verbrechen schwer auf der Seele zu lasten scheint. Vier der neun Beiträge stammen übrigens aus der oben erwähnten historischen Vorlage der "Thüringer Kriminalchronik".

Der vorliegende Band ist von seiner Machart her ein typischer Kirchschlager. Die Beiträge sind in gewohnt flüssigem Stil verfasst, obgleich sie sich durchaus historischen Vokabulars bedienen. Besonders ungewöhnliche Begriffe werden jedoch erklärt. Die Länge der einzelnen Beiträge variiert stark, von knappen zwei Seiten über den Mörder Johann Andreas Sommer bis hin zu der umfangreichen, fast neunzig Seiten umfassenden, Berichterstattung über den Chirurgen Ernst Kühn. Grafische Auflockerung durch Bilder und Zeichnungen ist diesmal sehr spärlich gehalten und lässt das Buch teilweise zu einer rechten Bleiwüste werden. Auch wurde diesmal auf ein Lesebändchen verzichtet.

Mit der "Thüringer Kriminalchronik hingerichteter Verbrecher" führt Kirchschlager seine schön anzusehende Edition aufbereiteter historischer Texte fort. Leider muss man über diesen Band sagen, dass er neben dem sehr speziellen Thema auch noch regional sehr eingeschränkt ist. So wird er wohl - im Gegensatz zu anderen Bänden wie "Kraken/Monster/Seemannsgarn" nur wenige Interessenten finden. Von seiner Machart lässt sich dem Buch jedoch nichts vorwerfen, dennoch muss man sagen, dass es sich inhaltlich um den bisher schwächsten Band der Kirchschlager-Reihe handelt. Angesichts der bisherigen hohen Qualität der Reihe kann dem allerdings nachgesehen werden.

Markus Goedecke



Hardcover | Erschienen: 01. Dezember 2006 | ISBN: 9783865520692 | Preis: 19,90 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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