Für boshafte Menschen - Spötter, Miesmacher, Schlechtgelaunte und Ungehobelte - sammelt der Insel Verlag zur Zeit die Aphorismen berühmter Schriftsteller und bringt diese in kleinen Bändchen auf dem Markt. Neben Karl Kraus,
Arno Schmidt, Schopenhauer und Bernhard Shaw ist ein Band auch dem irischen Autoren James Joyce gewidmet ... Joyce, dem großen Meister der Moderne, dem Schöpfer von "Ulysses", den "Dubliners" und dem vielzitierten "stream of consicousness".
Wer sich schon einmal an "Ulysses" versucht hat - etwa in der hervorragenden Übersetzung von Hans Wollschläger -, der weiß, wie boshaft und verletzend Joyce in einigen Passagen schreiben konnte. Die wirre Gedankenwelt des Leopold Bloom ist reich an gehässigen Worten über seine Mitmenschen - nicht grundlos wurde der Roman oft als obszön verdammt. Aber auch in anderen Werken von Joyce finden sich deftige Bemerkungen und Bonmots. Der Joyce-Experte Friedhelm Rathjen hat sie alle zusammengetragen und sortiert. So kann man nun mit diebischer Freude Joyce-Zitate über Familie, Essen und Trinken, Gott oder Kunst nachlesen. Was ist zum Beispiel über seine Heimat, das grüne und malerische Irland zu sagen?
Irland ist die alte Sau, die ihre eigenen Ferkel frißt. Kein Wunder bei einem - Zitat! -
Volk von Einfaltspinseln. Und von irischen Priestern gibt es folgendes zu berichten:
Mönchsworte, Rosenkranzperlen plappern an ihren Gürteln: Ganovenworte, harte Nuggets schwatzen in ihren Taschen. Auch unter die Gürtellinie zielen die Zitate nicht selten:
Ich kenn eine Dame, die hab ich bloß anzusehn brauchen, da kriegte sie schon einen dicken Bauch. Joyce-Fans haben hier die Gelegenheit, die trefflichsten Zitate ihres Idols in einem Band zum Nachlesen, Nachstöbern und - natürlich - Zitieren vorzufinden. Wer mit dem großen Iren nichts anzufangen weiß, wird allerdings an den wilden und sprachlich eigenwilligen Zitaten keine Freude haben, ja, sie nicht einmal sonderlich witzig finden. Und da würde Joyce sogar zustimmen:
Man hielt mich einst für witzig. Ja ... aber eher für treppenwitzig. Also dann: die besten Treppenwitze von James Joyce auf 120 Seiten - wer könnte da widerstehen?