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 Next


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Gespannt hat man Michael Crichtons neuesten Roman erwartet, der schon von vornherein als Bestseller gehandelt wurde - und allein aufgrund der großen Erwartungen auch einer geworden ist. Doch scheint dem amerikanischen Schriftsteller und Mediziner mit jedem Buch mehr die Puste auszugehen - eine Tendenz, die bei "Beute" ihren Anfang nahm, die bei "Welt in Angst" zu sehen war und die spätestens bei "Next" nun nicht einmal mehr mit fest zusammengekniffenen Augen ignoriert werden kann.

Vasco Borden, seines Zeichens Kopfgeldjäger und Privatdetektiv, wurde auf den jungen Forscher Eddie Tolman angesetzt, der aus dem Labor, in welchem er arbeitet, wertvolle Zellen gestohlen hat, um sie für teures Geld weiterzuverkaufen. Als Borden den Mann schließlich in einem prunkvollen Hotel stellen will, nimmt sich dieser das Leben, indem er sich den todbringenden Gasen aussetzt, die die Zellen frisch und kühl halten sollen. Doch damit ist Vasco Bordens Arbeit noch nicht getan: Er soll Jagd auf einen Jungen oder auch dessen Mutter machen, da ein Gen-Tech-Unternehmen Gewebeproben ihrer Zellen haben möchte ...
Gleichzeitig kämpft Frank Burnet vor Gericht um sein Recht. Burnet war schwer krebskrank, konnte jedoch von seinem Leiden geheilt werden - doch dabei machte man dem Mann nicht nur Angst, dass der Krebs jederzeit wiederkehren könne, man verschwieg ihm auch, dass die Gewebezellen, die Burnet im Laufe der weiteren Untersuchungen entnommen wurden, kommerziell genutzt wurden und dem Unternehmen mehrere Milliarden Dollar einbrachten. Doch dass sich Frank Burnet so widerspenstig zeigt und verbissen darum kämpft, eine Klage gegen das Unternehmen BioGen Research durch zu bekommen, passt einigen Forschern überhaupt nicht. Burnet sieht sich einer gefährlichen Situation gegenüber und muss schließlich fliehen ...
Henry Kendall hat ein ganz anderes Problem: Wie soll er seiner Frau begreiflich machen, dass er einen Sohn hat, den er nicht mit ihr gezeugt hat? Nein, Kendall ist nicht fremdgegangen und der Sohn ist auch kein Mensch - sondern ein Schimpanse. Ein transgenes Tier, das von Henry Kendall im Labor gezüchtet wurde und dem der Forscher sein Erbgut zur Verfügung gestellt hat ...

Es fällt schwer, Michael Crichtons Roman "Next" in knappen Zügen zusammenzufassen, da der Autor in seinem Werk zahllose Handlungsstränge parallel nebeneinander her laufen lässt und unzählige Figuren und Charaktere einführt, die sich im weiteren Verlauf des Geschehens praktisch die Klinke in die Hand geben. Dass der Roman aus vier- bis sechsseitigen Kapiteln besteht, dürften vor allem langsame Leser normalerweise sehr begrüßen, im vorliegenden Fall erweist sich das jedoch eher als Nachteil, da man so alle paar Seiten umdenken und sich in eine andere Figur hineinversetzen muss, was aufgrund der Personenvielfalt, die "Next" bereithält, auf die Dauer nicht nur sehr anstrengend, sondern auch verwirrend wird. Ein wenig abgemildert wird die Verwirrung jedoch dadurch, dass es nicht schwerfällt, die auftretenden Charaktere in drei verschiedene Schubladen einzuordnen: Junge, gutaussehende Frauen, böse, profitgierige Genforscher und arme, hilflose Opfer. Dieses Schwarz-Weiß-Schema lässt sich ohne Ausnahme auf "Next" anwenden und sorgt dafür, dass Michael Crichtons Roman keinerlei Tiefgang besitzt oder man sich mit einem der vielen Protagonisten auf irgendeine Art und Weise identifizieren könnte.
Eines muss man Crichton, der in seinen Büchern stets kontroverse Themen aufgreift, die in der Öffentlichkeit heiß diskutiert werden, jedoch lassen: Er schreibt spannend und kurzweilig. Auch "Next" ließt sich überaus flüssig und stellt trotz seines medizinischen Hintergrunds keinen allzu großen Anspruch an seinen Leser - es kann also als nette Lektüre "für Zwischendurch" angesehen werden.
Dass der Autor an das glaubt, was er in seinem Roman beschreibt, und er darüber hinaus auch Ernst genommen werden will, das machen sowohl sein Nachwort, das gleichzeitig ein persönliches Resumée ist, sowie die kommentierte Bibliografie am Ende des Buches deutlich.

Fazit:
Michael Crichtons jüngsten Romane sind das Pendant zum Popcorn-Kino: spannend, kurzweilig, unterhaltsam, aber mit schalem Nachgeschmack, ohne Tiefgang und schnell wieder vergessen. Next, please.

Valentino Dunkenberger



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783896673374 | Originaltitel: Next | Preis: 22,95 Euro | 539 Seiten | Sprache: Deutsch

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