Mit der Zeitschrift GEOlino gemeinsam hat sich CBJ ein paar Klassiker der Kinderliteratur preiswert ins Programm genommen, einer davon gehört zu den großen englischsprachigen Kindheitsmythen, es handelt sich um "Alice im Wunderland".

Die kleine Alice sitzt neben ihrer Schwester am Ufer eines Flüsschens und ist ziemlich unmotiviert. Erst als plötzlich ein Kaninchen an ihr vorbeisprintet - mit den Worten "O Gott! O Gott! Ich komm sicher zu spät!" - wird sie aufmerksam. Vor allem, weil das Kaninchen so gut gekleidet ist. Alice macht sich auf die Verfolgung, krabbelt in einen Kaninchenbau, trinkt etwas und wird klein, dann isst sie etwas und wird wieder groß. Sie trifft auf die nicht besonders kinderliebe Herzogin, auf seltsame Spielkartenmenschen, eine Ratschläge verteilende Grinsekatze und natürlich immer mal wieder auf das Kaninchen. Und wenn sie dann mit der Königin gemeinsam Kricket spielt, dann ist das schwierig, denn die Schläger sind Flamingos, die Bälle sind Igel, und beide Spielutensilien haben den Drang, nicht dort zu bleiben, wo sie hingehören.

Ein Buch wie ein Fiebertraum; es ist nicht weniger, aber auch nicht mehr als ein Traum, den Alice da träumt, und auch wenn ein paar klassische Handlungsfiguren in dem teilweise völlig zusammenhanglos scheinenden Geschichtchen stecken, bleibt es merkwürdig belanglos. Es ist einfach nur verrückt, ein bisschen poetisch und vor allem sehr kryptisch. Für seine Zeit ist das Buch revolutionär, aber dann eigentlich auch nicht als Kinderbuch, sondern für die Literatur. Allerdings bedeutet revolutionär nicht unbedingt gut. "Alice im Wunderland" kann nur bedingt als Unsinnsbuch punkten, außerdem sind die 120 Seiten ja auch bald vorbei - und dennoch für ein solches Buch ein bisschen lang. Ohne wirkliche tragende Handlung ist dieses Stolpern von Situation zu Situation eben nicht gerade spannend.