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 Cool

Und was ist mit Liebe?

Autoren: Ned Vizzini
Übersetzer: Nina Schindler
Verlag: cbt

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Humor


Cool sein bedeutet, an der Schule viele Freunde zu haben, angesagte Kleider zu tragen und zu tollen Partys eingeladen zu werden. Jeder mag die Coolen, besonders die Frauenherzen scheinen den Jungs zuzufliegen, die kühler als der Nordpol erscheinen.
Doch Jeremy ist nicht cool. Um genau zu sein, gilt er als äußerst uncooler Freak, genauso wie sein bester - und einziger - Freund Michael. Als Jeremy sich in Christine aus seiner Schule verliebt, ein hübsches, kluges und nettes Mädchen, muss er etwas an sich ändern.

Damit fängt Jeremys Weg zur Coolness an. Ein Bekannter, der ihn sonst immer mobbt, verrät ihm in betrunkenem Zustand, dass er sich auch einen Squip zulegen solle. Dies ist ein Minicomputer, der wie eine Pille geschluckt wird und der ab dem Zeitpunkt Jeremys Handeln steuert. Dabei spricht der Computer wie eine Stimme im Kopf zu ihm und erklärt ihm, wie er es schafft, cool zu wirken.
Dazu gehört, andere Musik zu hören, anders zu gehen, sich anders zu kleiden, anders mit Mädchen umzugehen und vor allem: sich andere Freunde, coole und angesagte Freunde nämlich, zuzulegen.
All dies will Jeremy auf sich nehmen, um endlich Christine erobern zu können.

Dass er dabei ein heilloses Chaos hinterlässt, einige ungesunde Erfahrungen wie Schlägereien und Drogenmissbrauch hinter sich bringt, seine Eltern verärgert und Michael brüskiert, all das ist vorprogrammiert.
Doch ist es auch programmiert, dass Christine auf coole Jungs steht? Kann man Gefühle hervorrufen, indem man auf einen Computer hört? All diese Erfahrungen muss auch Jeremy erst machen, bis er sich vor eine entscheidende Wahl gestellt sieht.

Dass nebenbei immer mehr Menschen aus seiner Umgebung plötzlich einen Squip im Körper haben, erleichtert das Unterfangen nicht wirklich ?

"Cool - Und was ist mit Liebe?" beschäftigt sich mit einem typischen Problem heranwachsender Jugendlicher. Man schwärmt zwar heftigst für eine Person, diese scheint aber außerhalb der eigenen Reichweite zu leben, sei es durch ihren Ruf in der Schule, durch ihr Elternhaus oder auch nur durch ein unnahbares Verhalten. Da erscheint ein Computer, der einem hilft, immer das Richtige zu sagen oder zu machen, äußerst verlockend. Doch wenn immer mehr Menschen dadurch selbst zu Maschinen werden, wie viel Platz ist denn dann noch für die Gefühle, die man eigentlich hervorrufen möchte und sucht? Auch die eigene Individualität bleibt auf der Strecke, wenn man nur noch nach gängigen Trends geht und nicht mehr selbst entscheidet, was man tragen, hören, lesen oder sagen möchte.
Mit diesen Problemen muss sich Jeremy herumschlagen, der sich, seiner Meinung nach, aussichtslos in Christine verliebt hat.

Das Buch ist aus der Perspektive Jeremys geschrieben, die Textstellen, die der Computer für ihn "denkt", sind deutlich hervorgehoben, so verwirrt der innere Dialog den Leser nicht. Was aber verwirrend erscheinen mag, ist, dass dieser Mini-Computer alle Handlungen Jeremys, und scheinen sie noch so abwegig, erklärt. Auf einmal kann dieser Computer Wahrscheinlichkeitslinien berechnen - eine Fähigkeit, die wohl doch eher im übersinnlichen als im technischen Bereich liegt - , damit wird dann erklärt, wie ein betrunkener Fünfzehnjähriger ohne Führerschein unfallfrei und problemlos Auto fahren kann.

Der einzige Charakter, der trotz dieses Computers noch halbwegs realistisch erscheint, ist Jeremy. Die Handlungen der anderen Charaktere bleiben unerklärt, was vor allem das Verhalten Christines an machen Stellen schwerer nachvollziehbar macht. Im Zweifelsfall kann man aber immer noch alles auf pubertierende Mädchen schieben.
Doch dies ist kein großer Kritikpunkt. Die Geschichte ist dennoch unterhaltsam und warnt leise vor den Gefahren der Anpassung und dem Verlust der eigenen Identität.
Jeremys Geschichte - und auch das offene Ende - halten dazu an, sich Gedanken zu machen, ob man für die Meinung der anderen wirklich alles aufgeben soll, was einem etwas bedeutet, und seinen eigenen Geschmack dem Strom der Zeit anpassen soll.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2006 | ISBN: 9783570303368 | Originaltitel: Be more Chill | Preis: 6,95 Euro | 252 Seiten | Sprache: Deutsch

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