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Wie konnte Dexters Leben nur so aus den Fugen geraten? Nach den Ereignissen aus dem Vorgängerband "Des Todes dunkler Bruder" sollte Dexters Leben eigentlich wieder seinen gewohnten Gang gehen. Was im Fall von Dexter Morgan heißt: Spezialist für Blutanalysen bei der Polizei von Miami bei Tag und selbsternannter dunkler Rächer bei Nacht, der als kleines Hobby Serienkiller eigenhändig und endgültig aus dem Weg räumt.
Und nun das! Dexter verbringt seine Abende mit Bier und Freundin Rita (sein "Tarnumhang") auf dem Sofa - wenn er nicht mit ihren Kindern spielt. Wie konnte das dem ach so mächtigen Dexter nur passieren? Sergeant Doakes ist schuld. Nach Dexters letztem kleinen Abenteuer mit einem Pädophilen sitzt Sergeant Doakes Dexter und seinem "dunklen Passagier" auf der Pelle. Keine mörderischen Spiele mehr für Dexter, schließlich verbieten die Regeln seines Adoptivvaters und Mentors Harry es, Unschuldige zu töten.
Kurz bevor Dexter am Durchdrehen ist oder, noch schlimmer, menschlich werden könnte, schlägt das Schicksal zu. Schließlich wohnt Dexter in Miami und kann es sich locker leisten, Serienmörder als Hobby zu entsorgen.
Diesmal begleitet er seine Adoptivschwester Deborah zu einem besonders grausamen und bizarren Fall. Das neueste Monster in Miami amputiert seinen Opfern - alles, bis auf den Kopf. Aber das wirklich Grausame ist, dass die Opfer nach der Arbeit immer noch leben. Selbst Dexter ist von dieser Methode überrascht und etwas ratlos, trotz seines überragenden Verstandes.
Dass der Fall etwas höhere Wellen schlägt, wird schnell klar, als "Verstärkung" aus Washington eintrifft. Die Ermittlungen werden Dexter und seinen Kollegen entrissen und alle zur Verschwiegenheit verdonnert.
Da der Fall aber irgendetwas mit Sergeant Doakes zu tun hat, kann Dexter sich etwas schnüffeln nicht verkneifen - was Deborah sehr entgegen kommt. Schließlich hat sie sich in den Mann aus Washington verliebt und will nun unbedingt, dass der Fall gelöst wird. Der arme Dexter muss bald Überstunden einlegen und nach seinem Geschmack viel zu viele gute Taten vollbringen.
Und auch Dexters Privatleben, in diesem Fall sein öffentliches Privatleben mit Rita und den Kindern, hat einige Überraschungen zu bieten.
"Dunkler Dämon" ist der zweite Band um Jeff Lindsays Dexter Morgan, den Mörder der Serienmörder, der seinem "Hobby" nur nach festen Regeln frönt. Der Band hinterlässt gemischte Gefühle. Er ist nicht mehr so makaber und originell wie der erste Band, in dem man Dexter kennen lernt und einem bewusst wird, dass ein Mörder von einem Polizisten zu dem ausgebildet wurde, was er ist. Vorwissen aus dem ersten Band wird für die Geschichte nicht wirklich benötigt. Dexter, der Ich-Erzähler des Abenteuers, klärt über sich und die Personen in seinem Umfeld auf. Dabei kritisiert er dieses Mal nicht so herrlich beißend die Gesellschaft, was dem Buch viel Humor nimmt. Trotzdem erwischt man sich immer noch an unmöglichen Stellen beim Schmunzeln oder Kichern - Dexters Welt ist immer noch verrückt und makaber. Diesmal sinniert Dexter nicht mehr so viel über sich selbst und seinen Passagier nach - dafür wirken seine Kommentare über sich selbst und den Rest der Welt schon fast schnöselig. Dexter ist sehr von sich eingenommen für einen Mann, der eigentlich keine Gefühle hat.
Auch ist der Fall dieses Mal sehr anders als im ersten Band. Die Geschichte ist wirklich nicht so sehr ein Psychothriller, sondern eher wie ein Abenteuer aufgebaut. Eins von der blutigen, etwas unappetitlichen Sorte, wenn man bedenkt, was den Opfern angetan wird.
Trotzdem ist das Buch sehr spannend und ist kaum noch aus der Hand zu legen, wenn die Handlung erst mal Fahrt aufgenommen hat. Dafür ist das Ende dieses Mal weitaus gelungener und wird nicht so abrupt eingeleitet wie im ersten Band. Die Sprache beziehungsweise die Übersetzung wirkt auch etwas stimmiger, wenn auch Begriffe wie "Qualitätszeit" aus dem ersten Band übernommen wurden. Auch der Klappentext ist diesmal ziemlich nahe am Inhalt dran, wenn man davon absieht, dass der "Serienmörder", gegen den Dexter antritt, eigentlich niemanden umbringt.
"Dunkler Dämon" hat sicher noch einige kleine Schwächen und ist kein perfektes Buch. Aber Jeff Lindsay ist ein sehr spannendes und unterhaltsames Buch gelungen, das wirklich Spaß macht zu lesen. Und wer verbringt nicht gerne Zeit mit dem wohl nettesten Serienmörder der Literaturgeschichte?