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 Prestige

Die Meister der Magie

Autoren: Christopher Priest
Übersetzer: Michael Morgental
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die filmische Umsetzung von Christopher Priests Roman "Prestige" kam Anfang 2007 in die Kinos, in den Hauptrollen Christian Bale, Hugh Jackman und Scarlett Johansson. Im Zuge des Erfolgs dieses Kinofilms legte der Heyne Verlag den Roman, der bereits 1995 verfasst wurde und in Deutschland zunächst unter dem Titel "Das Kabinett des Magiers" erschien, erneut und in überarbeiteter Fassung auf.

Der Londoner Journalist Andrew Westley trifft während der Recherche für eine neue Story zwar nicht auf den erhofften Stoff für eine mysteriöse Reportage, dafür aber auf seine Vergangenheit: Westley ist ein direkter Nachfahre von Alfred Borden, einem Bühnenmagier, der mehr als einhundert Jahre zuvor einige Berühmtheit erlangte. Westley ist jedoch wenig an seiner Verbindung mit der Borden-Familie interessiert, hat ihn sein eigener Vater doch früh zur Adoption freigegeben. Im Zuge seiner Recherchen trifft Westley im abgelegenen Derbyshire eine Frau namens Kate Angier. Kate ist die Urenkelin von Rupert Angier, einem Bühnenmagier, der zur gleichen Zeit in London auftrat wie Alfred Borden. Beide Magier führten damals eine erbitterte Fehde, die beide letztendlich ins Unglück stürzte und die auch heute, mehr als einhundert Jahre später, noch Auswirkungen hat - wie auch Andrew Westley bald bemerken muss …

Eine Rezension zu "Prestige" zu schreiben gestaltet sich als ziemlich schwierig, denn jedes Detail, das man verrät, geht auf Kosten der Spannung und Pointe des Romans. Aufgebaut ist die Geschichte aus der Ich-Perspektive, wobei verschiedene Personen abwechselnd zu Wort kommen: Andrew Westley erzählt zunächst in einem recht kurzen Kapitel von seiner Arbeit und seinem Leben. Im Zuge seiner Recherchen fällt ihm das Tagebuch seines Vorfahren Alfred Borden in die Hände. Der zweite Teil des Buchs besteht folgerichtig aus Bordens Tagebuchaufzeichnungen, die er Ende des 19. Jahrhunderts verfasste. Im dritten Teil erzählt Kate Angier, die Urenkelin des Magiers Rupert Angier, von ihrer Jugend, die durch die immer noch andauernde Fehde der Familien Borden und Angier entscheidend beeinflusst wurde. Im vierten Teil schließt sich Rupert Angiers Tagebuch, wiederum aus dem 19. Jahrhundert, an. Der fünfte Teil schließlich führt den Leser wieder in die Gegenwart, zurück zu der Rahmenhandlung um Andrew Westley und Kate Angier - und löst die Geschichte vollkommen auf.

Hauptbestandteil des Romans sind die beiden Tagebücher von Alfred Borden und Rupert Angier. Beide Magier schildern ihren Werdegang, wie sie den jeweils anderen trafen und wie sie zu solch erbitterten Rivalen wurden. Borden, schon als Kind äußerst interessiert an Zauberkunststücken, nimmt eines Tages an einer "spiritistischen Sitzung" teil, die von niemand anderem als Rupert Angier veranstaltet wird. Borden, dem der offensichtliche Betrug an den trauernden Angehörigen zuwider ist, möchte Angier als Scharlatan enttarnen, der mittels billiger Tricks nur scheinbar Kontakt zu den Toten aufnimmt. Dies gelingt ihm auch - und eine viele Jahre andauernde Feindschaft nimmt ihren Lauf. Die beiden Magier sabotieren gegenseitig ihre Vorstellungen, verraten die Tricks des anderen und setzen alles daran, sich zu schaden. Vor allem eine Illusion ist es, die am Ende zur Katastrophe führt: Alfred Borden ist äußerst erfolgreich mit dem atemberaubenden Zauberkunststück "Der Transmittierte Mensch". Angier möchte das Geheimnis dieser phantastischen Illusion ergründen - und ahnt nicht, wie hoch der Preis für ihn sein wird …

Die beiden Tagebuch-Abschnitte lesen sich spannend und vollkommen unterschiedlich, sie ergänzen und widersprechen sich. Die Tagebuchform ist ein genialer Schachzug des Autors, denn so werden beide Sichtweisen der verfeindeten Magier direkt gegenüber gestellt. Was der eine glaubt, erscheint in den Aufzeichnungen des anderen in völlig anderem Licht. Sowohl Angier als auch Borden sind mehr oder weniger überzeugt, nicht schuld an der furchtbaren Feindschaft zu sein - denn aus ihrer Sicht gestalten sich die Ereignisse, die zum Ausbruch dieser Fehde führten, völlig anders. Man sollte nicht alles, was man in Priests Roman liest, direkt glauben: Das Buch selbst ist eine Illusion, ein Kunststück, das den Leser oft genug an der Nase herumführt. Das Buch beruht zwar auf rein fiktiven Ereignissen, jedoch gibt es einige reale Bezüge, unter anderem den Physiker Nikola Tesla, der als erster Wechselstrom zur Energieübertragung nutzte.

"Prestige" ist ein sehr gekonnt aufgebauter, vielschichtiger Thriller mit Science-Fiction-Elementen, der seine Spannung und zahlreiche Überraschungsmomente aus dem kunstvollen Zusammenspiel der einzelnen Abschnitte zieht. Erst am Ende wird alles aufgelöst, ergeben alle Teile gemeinsam einen Sinn. Wer den Film bereits gesehen hat, sollte den Roman trotzdem lesen, denn er unterscheidet sich insgesamt doch recht stark von der Verfilmung; Ereignisse und Zusammenhänge sind teilweise völlig anders, so dass "Prestige" auch für diejenigen, die die Story bereits zu kennen glauben, lesenswert ist - und für alle anderen natürlich auch.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783453522114 | Originaltitel: The Prestige | Preis: 8,95 Euro | 459 Seiten | Sprache: Deutsch

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