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 Die Billig-Lüge

Die Tricks und Machenschaften der Discounter

Autoren: Franz Kotteder
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Der deutsche Konsument erfreut sich jede Woche aufs Neue an den schier unglaublich günstigen Preisen der Lebensmittel- oder Elektrodiscounter. Da wird schon mal die Parole "Geiz ist geil" ausgegeben. Dass der Verbraucher mit seinem Geiz eine Vielzahl von unangenehmen Folgen heraufbeschwört, wird natürlich nur hinter vorgehaltener Hand zugegeben ...

Der Autor hat sich sehr intensiv mit den Aldi-Brüdern, Herrn Schwarz (Lidl), aber auch mit Herrn Schlecker beschäftigt. Neben Geschäftszahlen der letzten Jahre, welche schlaglichtartig beleuchtet werden, findet der Leser zu jedem der Herren auch eine mehr oder weniger ausführliche Biografie. Zweifelsfrei wird belegt, dass die Aldi-Brüder die Erfinder des Discountprinzips sind.
Mittlerweile finden sich natürlich jede Menge Nachahmer. In der Regel haben sie alle recht eingängige, kurze Namen und ein relativ begrenztes Warensortiment. Dieser Umstand begründet sich auf gewünscht kurzen Lagerzeiten und somit niedrigeren Kosten. Eigene Handelsmarken bieten dem Verbraucher namhafte Qualität zum kleinen Preis. Einige ausgewählte Produkte werden kurzerhand selbst hergestellt, man denke nur an den Aldi-Kaffee. In letzter Zeit werden auch ehemals exklusive Produkte wie Garnelen oder dergleichen mehr sehr günstig angeboten. Nachdem sich die ersten Kapitel mit den Vorzügen der Discounter beschäftigen, sind die folgenden Kapitel den Schattenseiten gewidmet. Lange Arbeitszeiten und Überstunden sind für die Mitarbeiter die Regel, Teilzeitarbeit sowieso und einen Betriebsrat sucht man vergebens - bei allen Discountern. Die leckeren Garnelen sind schuld am Abholzen des Regenwaldes und ohnehin mit Medikamenten voll gestopft. Die Frühstückseier samt Federvieh werden unter unwürdigsten Bedingungen produziert. Denn, so die Ausführung des Autors, Tiere sind nur noch eine Ware. Und Waren müssen schnell und kostengünstig produziert werden - darin sind wir Deutschen spitze ...

Der Autor beschreibt auf 271 Seiten gut nachvollziehbar, warum die Discounter den deutschen Einzelhandel langfristig kaputt machen. Er veranschaulicht glaubhaft, dass sich der sagenhafte Reichtum der Eigentümer auf mehrere, denkbar einfache Prinzipien stützt. Thematisiert wird auch das Arbeitsklima bei Lidl und Konsorten, die nicht bezahlten Überstunden und nicht zuletzt die ruinösen Konditionen zwischen Hersteller und Discounter. Hier wird nicht bagatellisiert, aber auch nicht unnötig dramatisiert. Der Autor bleibt auf dem sprichwörtlichen Teppich, somit liest sich sein Buch nicht so reißerisch wie die eine oder andere Broschüre einer großen Gewerkschaft. Das Fehlen einer Arbeitnehmervertretung stößt so manchem bitter auf - doch der Autor bewahrt seine Distanz. Streckenweise kann man jedoch auch ein wenig schmunzeln, etwa wenn Franz Kotteder über den gelebten Geiz der Eigentümer von Aldi, Lidl oder Schlecker schreibt. Nichts zu lachen hingegen gibt es, wenn der Autor ungeschönt darlegt, wie Orangensaft, Schokolade oder auch die "ofenfrischen" Brötchen wirklich entstehen ...

Ein Buch, das aufrüttelt und hoffentlich zu einem überlegteren Kaufverhalten anregt. Denn grundsätzlich sind die Discounter nicht die bösen Buben - sie erfüllen lediglich die Wünsche der Verbraucher. Der Wunsch nach immer billigeren Lebensmitteln - eigentlich logisch, dass dafür an anderer Stelle gespart werden muss. Zum Leidwesen aller Konsumenten wird in der Regel an der Qualität gespart.

Ralf Strohbach



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2007 | ISBN: 9783426779255 | Preis: 8,95 Euro | 271 Seiten | Sprache: Deutsch

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