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 The Yes Men


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Alles begann mit einer Website. Unter www.gwbush.com richteten einige junge politische Aktivisten rund um Andy Bichlbaum und Mike Bonanno eine parodistische Website über den damaligen texanischen Gouverneur George W. Bush ein. Die Seite hatte satirische Inhalte, aber ein seriöses Auftreten - und wurde auch prompt ernst genommen. Diesem ersten Streich folgte bald der zweite - die Jungs installierten eine weitere satirische Website, die sie als die offizielle Vertretung der World Trade Organization (WTO), deren Ziel die Liberalisierung des weltweiten Handels ist, ausgaben. Das Projekt war dermaßen erfolgreich, dass Angebote aus der ganzen Welt eintrafen, an allerhand Konferenzen teilzunehmen - die Yes Men waren geboren. Diese gleichnamige Dokumentation beschreibt, neben der Vorgeschichte, wie Bichlbaum und Bonanno von Konferenz zu Konferenz ziehen, im Fernsehen auftreten und sich dabei als offizielle Vertreter der WTO ausgeben. Die Vorträge, die sie dabei halten, sind im Kern völlig absurd und moralisch absolut fragwürdig - und dennoch scheinen sie überall ernst genommen zu werden.

In "The Yes Men" geht es natürlich um das Thema Globalisierung und wie große Vereinigungen wie die WTO sich die Liberalisierung des Handels zunutze machen, um weltweit die besten Profite für sich herauszuschlagen. Na ja ... darum sollte es eigentlich gehen, tut es aber nicht. "The Yes Men" dreht sich eigentlich nur um die Titel gebenden Spaßmacher und ihren kleinen Guerillakrieg gegen die Welthandelsorganisation. Die Idee, die hinter den Yes Men steht, ist ja eigentlich gar nicht mal so übel. Ungeheuerliches hinter einer ernsthaften Maske zu verstecken und so die Motive der WTO gezielt zu karikieren - das hat was! Beispielsweise werben die Yes Men auf einer Konferenz in Finnland für einen Arbeitsanzug für Manager, mit dem diese sich im Ferienparadies entspannen und über eine penisartige Vorrichtung gleichzeitig sämtliche Arbeiter im Überblick behalten können. Es gibt sogar eine Vorführung vor Ort, die den grotesken Vorbau des geschmacklosen Anzugs sehr anschaulich präsentiert.

Spätestens an dieser Stelle sollte jedoch klar sein, worum es in "The Yes Men" tatsächlich geht: nicht um Aufklärung über eine große Wirtschaftsorganisation mit fragwürdigen Motiven, sondern um die blöden Streiche von ein paar selbstgefälligen Jungs. Während die Yes Men kichernd ihre Auftritte vorbereiten, möchte man als Zuschauer eigentlich gerne mehr über die WTO selbst erfahren. Die Organisation wird am Anfang kurz vorgestellt und durch die Macher sowie Herrn Michael Moore als böse abgestempelt - und das wars, der Rest dreht sich nur um die Yes Men selbst, die mit ihren ausgetüftelten Vorträgen gerne die Welt verbessern würden, jedoch ultimativ der Illusion erliegen, ihr Handeln würde auch nur irgendeinen Effekt abseits ihrer eigenen Belustigung erzielen. Nach dem Vortrag mit dem Penisanzug vor einer Gruppe von Experten wundern sie sich, dass niemand Fragen stellte und die geschmacklosen Inhalte ihrer Präsentation einfach hingenommen wurden - auf die Idee, dass dieser offensichtliche Schwachsinn es nicht wert ist, Fragen zu stellen, kommen sie augenscheinlich nicht. Man merkt, dass die Yes Men ihre Arbeit ganz toll finden, wenn sie ihre Auftritte mit dem Leuchten von Kindern in den Augen vorbereiten, die gerade ihrer Lehrerin einen Streich spielen. Als Zuschauer fragt man sich derweil, welche Relevanz es für den Film hat, zu sehen, wie sie sich im Klamottenladen eindecken. Wahrscheinlich musste man über eine Laufzeit von 75 Minuten kommen, sehr viel länger ist "The Yes Men" nämlich nicht. Immerhin wird der Film dadurch auch nicht ermüdend.

Gerne wäre diese Dokumentation eine Aufklärung über Globalisierung und die WTO, doch in dieser Absicht versagt sie fast völlig. Ein Bewusstsein über das Thema wird am besten durch harte Fakten erzielt, die es angemessen umreißen und den Zuschauer auf die globalen Missstände, die zweifelsohne überall existieren, hinweist. Die Streiche einiger Jungen haben in der Diskussion über das Thema keinen Platz. Den Gnadenpunkt gibt es für die guten Intentionen und die clevere Idee.

Die DVD bietet neben dem Hauptfilm eine Bildergalerie, Informationen über die Yes Men und die Personen dahinter sowie den Trailer zum Film. Ein Audiokommentar, der sich hier vielleicht angeboten hätte, existiert nicht. Das Bild ist dank der häufigen Aufnahmen von (versteckten) Handkameras blass und grobkörnig. Der Ton ist teilweise grauenhaft, hat man in der englischen Sprachfassung doch manchmal keine Chance, die ohne Mikrofon sprechenden Akteure zu verstehen. Unbedingt Untertitel zuschalten oder auf die deutsche Fassung wechseln!

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Mai 2007 | FSK: 6 | ISBN: B000NVLHZ8 | Laufzeit: 82 Minuten | Preis: 16 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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