Die dritte Staffel der legendären britischen Fernsehserie "Robin of Sherwood" aus dem Jahr 1986 bedeutete für die Produzenten, für die Darsteller und vor allem die Fans einen großen Einschnitt: Hauptdarsteller Michael Praed hatte - wohl nicht zuletzt wegen des großen Erfolgs der Serie - ein Angebot für eine Rolle im "Denver Clan" bekommen, die er nicht ausschlagen konnte. Damit verließ der charismatische Jungschauspieler die Serie nach Ende von Staffel zwei. Statt die Rolle des Robin of Locksley neu zu besetzen, wählte Drehbuchautor Richard Carpenter einen ungewöhnlichen Weg: Er ließ Robin Hood sterben und führte eine neue Figur, Robin of Huntington, ein. Im Nachhinein ein glücklicher Schachzug; der Bruch tat der Serie gut, und durch diese neue Figur - die natürlich wie auch der erste Robin die Führung der "Merry Men" im Sherwood Forest übernahm - ergab sich eine ganz eigene Dynamik. Als Darsteller wurde Jason Connery verpflichtet, Sohn des Schauspielers Sean Connery. Er legt seine Robin-Figur anders an als Praed, ernster und verbissener. Das bringt neuen Schwung in die Serie, und so gehören vor allem die ersten Folgen dieser Staffel zu den besten Folgen.

Die Bande im Sherwood Forest ist nach Robins Tod auseinandergefallen, Lady Marion (Judi Trott) in die Zivilisation zurückgekehrt. Mit Robin von Huntington taucht nun ein neuer Mann auf, der es wagt, dem Sheriff von Nottingham (wie immer großartig: Nickolas Grace) die Stirn zu bieten. Im Geheimen trommelt er die "alte Garde" wieder zusammen, und als Marion entführt wird, können ihre alten Freunde sie retten. Auch der geheimnisvolle Waldgott Herne taucht wieder auf und ernennt einen neuen Sohn ... Wer könnte das anderes sein als Robin von Huntington? Dieser hat den Vorteil, zunächst noch unerkannt zu agieren; der Sheriff braucht nämlich eine Weile, um hinter das Geheimnis des "neuen Robin" zu kommen. Und so wenden sich die Geschicke der Menschen am Sherwood Forest wieder zum Guten, denn mit Robin haben sie einen Fürsprecher, der sie gegen die Gier und Willkürherrschaft des Sheriffs und seines Adlaten Gisburne (Robert Addie) verteidigt.

Schwertfechtereien, flitzende Pfeile, das wild wucherne Grün des Sherwood Forest und schlechte Frisuren - auch in der dritten Staffel bleibt Drehbuchautor Richard Carpenter seinem alten Konzept treu und verblüfft mit spannenden Episoden, die auch heute nichts von ihrem Charme eingebüßt haben. Bemerkenswert etwa die Folge, in der der Sheriff vom König kurzzeitig abgesetzt wird (Folge 18, "Der neue Sheriff"), oder der Besuch des Königs im Sherwood Forest ("Folge 21: "Der König kommt"). Die New-Age-Elemente drücken auch dieser Staffel wieder ihren ganz eigenen Stempel auf, und rasch hat man sich an den neuen Robin gewöhnt, der seine Sache sehr gut macht. Nur die Romanze zwischen ihm und Marion will nicht so ganz zünden; die Chemie zwischen Judie Trott und Michael Praed war spürbar besser. Dafür zeigen sich vor allem die Bösewichte Nickolas Grace und Robert Addie in Hochform, auch wenn ihre Dialoge oft zum Burlesken neigen. Dennoch: ganz großes Kino! Umso bedauerlicher, dass es Richard Carpenter nicht vergönnt war, eine abschließende Staffel zu drehen und so die Stränge zusammenzuführen. Denn im Fernsehen war dem Aufguss der Serie nur mäßiger Erfolg beschieden, und so endet die Geschichte recht offen mit der Doppelfolge "Die Zeit des Wolfs", in der ein mystischer Fenriskult eine tragende Rolle spielt.

Während man über dieses abrupte Ende hadern muss und sollte, verdient die deutsche Präsentation aus dem Hause Koch Media erneut ein dickes Lob. Auch diese Staffel kommt in einer liebevoll gestalteten Box daher; die deutsche Version ist teilweise durch geschnittene Szenen aus dem Original ergänzt, und Audiokommentare von Carpenter und Connery bieten weitere Hintergrundinformationen zur Serie. Mit spürbarem Enthusiasmus ist auch das Booklet verfasst, das einen ausführlichen Serienführer sowie ein Interview mit dem Nasir-Darsteller Mark Ryan enthält. So präsentiert man würdevoll eine Serie auf DVD, möchte man da laut rufen - in der Hoffnung, dass sich andere Publisher eine dicke Scheibe von Koch Media abschneiden.
BBC hat übrigens im vergangenen Jahr eine neue Robin Hood-Serie produziert, die einen ganz anderen Ansatz als die Carpenter-Serie wählt und einen härteren, zynischen Robin Hood porträtiert. Vielleicht ein würdevoller Nachfolger dieser Serie, die einen festen Platz in der Fernsehgeschichte einnimmt.