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Eine Hure ist es, die blutend unter ihm liegt, als er an einem schönen Morgen im Jahre 1607 erwacht. Neben Don Julius, dem unehelichen Sohn Rudolfs II., liegt immer noch das blutige Beil, das der schönen Maid den Schädel zerschlagen hat. Er selbst kann sich an nichts mehr erinnern. Aus Furcht vor der Entdeckung dieser Tat wird er noch am selben Tag von seinem Erzieher Maître dAlembert aus Prag hinaus geschleust. In Böhmen auf Burg Krumau soll er herrschen, bis die Tote vergessen ist.
Dort in Krumau begegnet Don Julius der schönen Baderstochter Markéta, die sein Herz in Flammen setzt. Als sie und ihr Vater gemeinsam zur Burg aufsteigen, um einen nabellosen Jüngling dem Burgherren zu überbringen, macht Julius sie zu seiner Mätresse. Flor, der blondgelockte Mann, der keinen Nabel besitzt, hat einen verwirrten Geist. Schon kurz nach seinem Auftauchen erscheint der Alchimist Jurij Hetzilow bei Don Julius und erklärt, dass er Flor erschaffen hat und dieser deshalb keinen Nabel besäße. Markéta und dAlembert misstrauen jedoch dem düsteren Alchimisten, der nur zu rasch das Vertrauen von Julius erringt.
Hetzilows düstere Gehilfen bevölkern die Burg und nehmen die tiefen Keller in ihren Besitz. Dem von Alchemie begeisterten Burggrafen versprechen sie die Erschaffung von Gold und weiteren Menschlein, auf dass er damit seinen Vater, den Kaiser, beeindrucken könne. Doch als sich eine geheimnisvolle Krankheit ausbreitet und immer mehr Menschen verschwinden, müssen Markéta und d Alembert alleine ergründen, was Hetzilow wirklich in den dunklen Kellern treibt.
Vor dem dreißigjährigen Krieg war die gesamte Bildungsschicht vom Wahn der Alchemie befallen. Diese Wissenschaft und die Scharlatane und auch gebildeten Bürger, die sich mit ihr befassten, sind der Grundstocks des historischen Romans "Der Alchimist des Kaisers". Durch das Verwandeln von unedlen Materialien in Gold erhofft sich Don Julius die Erhöhung seines Ranges. Dabei ist er jedoch nur eine Puppe in dem dunklen Spiel, das der Alchimist Hetzilow vorbereitet hat.
Andreas Gößling erzählt mit großer historischer Akribie seine düstere Geschichte um Alchemie, Machtstreben und Liebe. Seine Figuren werden gut charakterisiert und gemeinsam mit ihnen entsteht eine lange verflossene Zeit. Durch die verschiedenen erzählerischen Blickwinkel jedoch wird der Leser verwirrt und kann an manchen Stellen schwer der Geschichte folgen. Hierdurch wird einiges von der Spannung, die sich entwickelt wieder genommen. Auch durch die Länge des Buches selbst und die breite Erzählung wirkt der Roman unnötig gestreckt und verliert viel von seinen Potential.
"Der Alchimist des Kaisers" ist ein gut beschriebener historischer Roman, der sich jedoch aufgrund des hohen Anspruchs, den er an sich stellt, teilweise etwas zäh und schwierig lesen lässt.