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 Inspektor Jury: Fremde Federn


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Lady Cray hat einen Auftrag für Inspektor Jury. Er soll den Mord an Philip Calvert, ihrem Neffen aus Baltimore, aufklären. Jury und Sergeant Wiggins reisen auf Kosten von Lady Cray nach Maryland.
Begleitet werden sie von Melrose Plant, dem adligen Freund von Inspektor Jury. Melrose soll im Auftrag der Autorin Ellen Taylor den Mord an Beverly Brown, einer ihrer Studentinnen, aufklären. Im Laufe der Ermittlungen stellen Jury und Plant fest, dass die beiden Todesfälle zusammenhängen und ein dritter Mord an einem Stadtstreicher scheint ebenfalls vom selben Täter begangen worden zu sein.
Doch sowohl Plant als auch Jury und Wiggins gelingt es nicht, Beweise zu finden, die einen der wenigen Verdächtigen des dreifachen Mordes überführen könnten. Da geschieht ein Mordanschlag auf einen der von Jury befragten Zeugen.

"The horse you came in on” erschien 1996 in den USA und kurz darauf auch in deutscher Sprache. Der Roman, von der Kritik verrissen, erweist sich als komplexe Sammlung verschiedenartigster Geschichten. Martha Grimes, die Professorin für Literatur und Kreatives Schreiben ist, hat einen eigenen Mikrokosmos erschaffen, den sie in all seinen Facetten in jedem ihrer Bücher ausbaut und zelebriert. So sind zahlreiche Personen früherer Romane Gegenstand ausführlicher Betrachtung und viele Zitate beziehen sich unmittelbar auf die Handlung der vorhergehenden Fälle des Inspektors, der in ihren Büchern ermittelt.
Diese kleinen Geschichten sind für sich betrachtet recht amüsant, doch ihre Vielzahl und Zusammenhanglosigkeit stört den Spannungsbogen erheblich.
So ist eine kultivierte Langeweile die Folge, die den Fans und glühenden Verehrern der Autorin und der vielen Figuren ihrer Romane ein wohliges Gefühl des Bekannten vermittelt, dem Gelegenheitsleser und Zufallskäufer aber die Zornesröte ins Gesicht treibt. "Was sollen die endlosen Schilderungen der für die Handlung völlig unwichtigen Personen bloß bedeuten?" und "Warum verzettelt sich die Autorin in mehr als der Hälfte des Buches in Schilderungen, die nichts mit den Mordfällen zu tun haben?" sind nur die drängendsten Fragen dieser Klientel.
Darüber hinaus gelingt Grimes in dem zwölften "Inspektor Jury"-Roman auch die Kriminalhandlung nicht. Die Morde sind wie zufällig, die Hinweise spärlich und sinnlos, die Ermittlung fade und langweilig und die Überführung eher zufällig und unmotiviert.
Wäre nicht dieses liebenswerte Panoptikum an Nebenfiguren und die teils wundervolle Schilderung ihrer Marotten, dieses Buch wäre komplett misslungen.
So aber ist es ein Roman, der Fans des Inspektors leidlich zufrieden stellt. Doch das Niveau der früheren Fälle erreicht dieses Buch zweifellos nicht. Daher sei Einsteigern und Gelegenheitslesern eines der ersten Bücher der Reihe empfohlen.

Fazit: Dieses Buch ist langweilig, mühsam zu lesen und so gänzlich unspannend, dass es das Etikett "Kriminalroman" eigentlich nicht verdient. Nur wer die zahlreichen Personen, die alle Bücher von Martha Grimes bevölkern, lieb gewonnen hat, wird seinen Spaß an den ausufernden Schilderungen über ihre mehr oder minder unwichtigen Alltagsprobleme haben.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juni 1996 | ISBN: 9783442433865 | Originaltitel: The horse you came in on | Preis: 8,95 Euro | 372 Seiten | Sprache: Deutsch

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