Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Humor | |
Spannung | |
Inspektor Jury ist nicht gerade begeistert, als sein Kollege Mickey Haggerty kurz vor Weihnachten bei ihm vorspricht und um Hilfe bei einer Ermittlung bittet. Denn die "Tat" ereignete sich während eines Bombenangriffes im Jahre 1940.
In einem Pub hat man bei Renovierungsarbeiten zwei Leichen gefunden. Die Ermittlungen haben ergeben, dass die erwachsene Tote vermutlich die Erbin der Brauereidynastie Tynedale war und das neben ihr aufgefundene Skelett das Baby ihres Kindermädchens. Wenn sich dies zweifelsfrei nachweisen lässt, handelt es sich um einen schweren Fall von Erbschleicherei, der bis in die Gegenwart hinein von Bedeutung wäre.
Als Jury widerwillig mit seinen Ermittlungen beginnt, geschieht ein Mord, der ein völlig neues Licht auf den tragischen Bombentod vor über sechzig Jahren wirft. Offensichtlich ist auch heute noch jemand daran interessiert, die Vorfälle der Vergangenheit unaufgeklärt zu lassen.
Der siebzehnte Fall für Inspektor Jury aus der Feder von Martha Grimes erschien 2001 unter dem Titel "The blue Last" - wie immer bei Büchern der Autorin ist dies der Name eines real existierenden Pubs. Im Deutschen erhielt der Band den etwas seltsamen und dem Inhalt nicht angemessenen Titel "Die Trauer trägt Schwarz".
Wer bereits in dem Mikrokosmos der Gestalten aus den Grimesschen Romanen durch die Lektüre früherer Bücher eingetaucht war, fühlt sich gleich zu Hause. Die Katze wildert immer noch im Büro von Racer, Jurys Chef, die eklige, unerträglich eingebildete Tante von Melrose Plant isst immer noch Cones am Fließband und ergeht sich in endlosen Tiraden auf Land und Leute, der Gehilfe von Jury, Inspektor Wiggins, hat seine Dauererkältung auch nach Jahren noch nicht im Griff und schnupft ständig in ein Taschentuch, Miss Wassermann, Carol-Anne, Vivian Rivington, Marshall Trueblood, Melrose Plant - alles ist wie immer.
Diese mittlerweile mehr als das halbe Buch einnehmenden Schilderungen kann man langweilig finden - Leser weniger oder keiner Vorläufer dieses Buches mögen sogar härter urteilen. Fans, Süchtige und "Kettenleser" der Romane der Grimes aber schwelgen in den Erinnerungen Plants und Jurys wie in alten Familienalben. Für sie ist diese Mischung aus langweiliger Kriminalhandlung, die sich mehr durch ihre Komplexität und Unentschlossenheit auszeichnet denn durch einen übermäßig spannenden oder logischen Plot, und Versatzstücken aus Landschaftsschilderungen und Familienchronik höchst unterhaltsam.
Wären nicht die vielen Klischees, derer sich Martha Grimes immer wieder bedient, das Buch könnte richtig nett und lesenswert genannt werden. Doch die stereotypen Kinderschilderungen, die unveränderlichen Probleme der meisten Protagonisten, die ins Groteske abdriftenden Schilderungen von Marotten und Kleinigkeiten, die sich schlicht durch ihre Unwichtigkeit auszeichnen, nerven teils gewaltig.
Dennoch, wer Inspektor Jury kennt und die schwächeren Bücher der Autorin noch in lebhafter Erinnerung hat, ist positiv überrascht. Neben Langweiligem findet sich Kurzweiliges, neben Ödem findet sich Interessantes und sogar so etwas wie Spannung kommt auf, wenn Jury zum Schlussakkord ansetzt.
Freunde des Inspektors können bedenkenlos zugreifen, Neulinge und Gelegenheitsleser aber werden dieses Buch als sehr seltsam und unentschlossen schnell wieder weglegen, zu vieles ist unverständlich oder unnötig.