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Von den "unbekannten Seiten des Alten Testaments" zu berichten, ist ein wirklich spannendes Ziel. Mehr als ein bisschen Altes Testament kennen die meisten nicht. Die Gesetzestexte und Ahnentafeln kann man sich ja auch sparen, und vom Hohen Lied haben die meisten nur gehört - oder es heimlich im Konfirmandenunterricht unter dem Tisch gelesen. Aber wer weiß, dass es mehrere Schöpfungsgeschichten gibt, oder dass Goliath gleich drei Mal erschlagen wurde? Claudia und Simone Paganini haben sich dem Thema in einem spannenden Sachbuch genähert.
Im ersten von sieben Kapiteln geht es um die Bibel selbst, im Speziellen um das Alte Testament natürlich, und darum, dass dieses auch nicht ein Buch ist, sondern dass es da mehrere Varianten gibt. Die evangelische und die katholische Bibel sind nicht deckungsgleich, die jüdische Tora weicht auch wieder von den beiden ab. Außerdem muss man sich ein bisschen klar werden, in welcher Sprache die Bibel geschrieben wurde, und wie die Geschichte der Übersetzungen verlaufen ist.
Dann vertieft sich das Buch in die einzelnen Teile des Alten Testaments. Das zweite Kapitel behandelt
Die Schöpfung, das dritte
Patriarchen - Matriarchen - und räumt gleich mit ein paar kirchlichen Leseweisen auf. Dann geht es mit Moses weiter und den zehn Geboten, die leider nur nicht immer
zehn Gebote sind, und den Richtern und Königen, von denen man meistens nur noch die wichtigsten Geschichten um David und Salomo kennt. Mit den Kapiteln zu Psalmen und Propheten schließt das Buch ab. Interessantes findet man dabei in allen Kapiteln. Zum Beispiel, dass die teilweise sehr rüden Psalme immer nur so weit in den Kirchen vorgetragen werden, wie die Inhalte nicht zu kriegslüstern und rachesüchtig werden. Oder dass JonasÂ’ Wal offenbar in drei Tagen Afrika umrundet haben muss, um den Unglückspropheten an der richtigen Adresse wieder auszuspucken.
Es geht den Autoren keineswegs darum, die Bibel zu widerlegen, sie auseinanderzunehmen und ins Lächerliche zu ziehen. "Am Anfang schuf Gott Eva" zeigt die theologischen Hintergründe auf, aus denen heraus die exemplarischen Geschichten der Bibel geschrieben wurden. Natürlich stehen da keine Wahrheiten, sondern Geschichten, die Glaubensgrundsätze verstärken sollten. Und die werden auch klar aufgezeigt, und das mit vollem Ernst.
Es wäre gar nicht schlimm gewesen, wenn die Autoren das Buch noch ein bisschen ketzerischer gemacht hätten, ein bisschen mehr noch das Wort gegen die leibfeindliche Theologie, gegen die Frauenunterdrückung im Christentum gewettert hätten. Aber so unterfüttern sie auf jeden Fall jeden, der genau das tun will, mit viel Wissen, um Argumente zu unterfüttern.