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 Larry Brent, Band 26: Alpträume

Serie: Larry Brent, Band 26
Autoren: Dan Shocker
Illustratoren: Patrick Hachfeld
Verlag: BLITZ

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Das Buch enthält die beiden Heftromane "Im Labyrinth des Ghuls" und "Die Alpträume des Mr. Clint", welche als Silber-Grusel-Krimis Nummer 51 und 52 erschienen sind. Ihre Neuauflage erlebten sie als Larry-Brent-Romane in der eigenständigen Serie.

Im Labyrinth des Ghuls

In London scheint ein Ghul sein Unwesen zu treiben. Angefressene Leichen werden gefunden. Die PSA schickt ihren besten Mann Larry Brent nach England, damit dieser Chefinspektor Edward Higgins unterstützt. Zeitgleich soll Larrys Kollege Iwan Kunaritschew den Schriftsteller Janosz Bracziskowsky interviewen, der Bücher über düstere, bedrohliche Begebenheiten verfasst, die nicht gänzlich erfunden sein können. Doch Bracziskowsky ist verschwunden. Der Autor hat sich auf die Reise zu den Osterinseln begeben, wo er auf den wahnsinnig gewordenen Johann Karnhoff trifft, der angeblich tot sein soll, nachdem er gemeinsam mit seinem Sohn Franz eine Expedition auf die Insel startete. Er wollte einer finsteren Gottheit auf die Spur kommen. Karnhoff führt Bracziskowsky zu dem Einsiedler Taikona, der die schwarze Flamme der Dämonengöttin Rha-Ta-N?My hütet. Wer diese Flamme passiert, verliert entweder vollkommen den Verstand oder er treibt fortan als leichenfressender Ghul sein Unwesen ...

Mit diesem Roman zeigt Dan Shocker, dass er sich bei der Schöpfung seines Rha-Ta-N?My-Mythos stark an den Geschichten des unvergessenen H. P. Lovecraft orientiert hat. Dies wird nicht nur durch den zungenbrecherischen Namen der Dämonengöttin offenkundig, sondern auch durch Gestalten wie den Ghul, der anders als im gängigen Heftroman-Klischee nicht als schleimige, wabbelnde Gruselgestalt daherkommt, sondern ein irregeführter Mensch ist, der jenseits moralischer und ethischer Normen steht. Anders hat Shockers Ghul auch lediglich das Verzehren toter Menschenkörper mit seinem muslimischen Namensvetter gemein, welcher zum einen als gestaltloser Schemen geschildert wird oder in materieller Form als weiblicher Dämon, der seine Gestalt verändern kann und Wanderer ins Unglück stürzt, sie tötet und verschlingt.
Im vorliegenden Larry-Brent-Roman zeigt sich die finstere Dämonengöttin für das Entstehen des Leichenfressers verantwortlich. Somit hat Rha-Ta-N?My hier ihren zweiten Auftritt, wenn auch nicht persönlich. Genau wie Lovecraft vermeidet Shocker die Beschreibung seiner unvorstellbaren Gottheit, was die Glaubwürdigkeit und das Mysterium unweigerlich zerstören würde. Im Gegensatz zu den düsteren und mit subtiler Spannung angereicherten Geschichten eines Lovecraft setzt Dan Shocker in seinen Geschichten trotz aller Mystik eher auf effekthaschende Spannungselemente, wie beispielsweise die Beschreibung der angefressenen Leichen. Hinzu kommt eine gehörige Portion Action. Wie so oft hat der Autor auch dieses Mal stark mit dem geringen Umfang des Heftromans zu kämpfen und zwängt seine Geschichte, die durchaus Stoff für zwei Hefte liefert, auf 65 Seiten zusammen. So entbehrt der Roman zwar nicht jener unheimlichen Gruselatmosphäre, wie sie nur Dan Shocker zu schaffen vermag, wirkt aber oftmals und wieder einmal vor allem am Ende stark überhastet. Leider kommt dieser Roman nicht umhin, einige gängige Klischees zu bedienen, und schildert eine psychiatrische Anstalt, wie sie in den Köpfen vieler auch heute noch herumgeistert. Grobschlächtige Pfleger mit der Figur eines Preisboxers versehen dort ausnahmslos ihren Dienst. Auch die medizinischen Kenntnisse des Autors lassen zu wünschen übrig. So wollen die Pfleger dem PSA-Agenten ein Narkotikum subkutan verabreichen und als Larry den Spieß umdreht, dauert es keine fünf Sekunden, bis der Pfleger friedlich schlummert. Allerdings hat ein Narkotikum gar nicht die Chance, bei einer subkutan, als unter die Haut, gesetzten Injektion innerhalb so kurzer Zeit in den Blutkreislauf zu gelangen.
Weshalb das Finale nun unbedingt in Rom spielen musste, wobei Dan Shocker umständlich neue Charaktere einführt, anstatt die bekannten in London zu nehmen, um mehr Freiraum für das Finale zu haben, bleibt ein Mysterium, ebenso wie die Gestalt der Dämonengöttin.
Fazit:
Unheimlicher Gruselschocker aus der Feder Dan Shockers mit einigen stilistischen Mängeln und kleinen dramaturgischen Schwächen.

Die Alpträume des Mr. Clint

Larry Brent, alias X-RAY-3, wird als junger Arzt in ein Sanatorium für psychisch Kranke eingeschleust, um dort mysteriöse Todesfälle zu untersuchen. Als der Arzt Floyd Merredith ermordet wird, entdecken Larry und der ermittelnde Inspektor Dixon seltsame Tonfiguren. Eine der Figuren ist mit Blut befleckt. Während Larry eine der Figuren behält, nimmt Inspektor Dixon die beiden anderen mit. In seinem Hotelzimmer erwachen die beiden Skulpturen zum Leben und stechen dem schlafenden Inspektor die Augen aus, der daraufhin blind und desorientiert die Treppe hinabstürzt und sich das Genick bricht. Larry Brent ahnt, dass mehr hinter den Figuren steckt als bisher angenommen. Die Hinweise deuten auf den geheimnisvollen Künstler Mr. Clint hin, der allerdings spurlos verschwunden ist. Die schwedische PSA-Agentin Morna Ulbrandson soll den Fall von anderer Seite aufrollen und besucht Clints Schwester und dessen Ehefrau Constance Moodor-Clint. Doch die Frauen sind bereits von einem satanischen Wahnsinn besessen und überwältigen die Agentin. Mit einer Guillotine wollen sie Morna die Beine abhacken, um ihren Geist zu sensibilisieren ...
Derweil verstrickt sich Larry immer weiter in den undurchsichtigen Geschehnissen in dem Sanatorium. Er ahnt nicht, dass sich die Schlinge um seinen Hals bereits zuzieht ...

Ein wahrer Glanzroman innerhalb der Serie mit einer undurchsichtigen und höchst originellen Idee. Obwohl Larry und Morna bereits in Band 85 "Hexensabbat" mit Hexenpuppen in Berührung kamen, welche die Qualen, die man ihnen zuführt, auf die Personen übertragen, die sie darstellen, ist der Plot im vorliegenden Heft ein gänzlich anderer.
Larrys Inkognito ist realistisch dargestellt worden, insbesondere die Konflikte mit seinem Chefarzt wirken überaus glaubhaft und lebendig. Die unheimlichen Morde, entweder durch die Zerstörung der Figuren oder durch die lebendig gewordenen Skulpturen selbst, lassen dem Leser einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen, größtenteils bedingt durch die Hilflosigkeit, der sich die Opfer ausgesetzt sehen. Hinzu kommt der Ekelfaktor, denn der Roman ist nicht gerade die ideale Lektüre für zartbesaitete Gemüter. Einer der Tonfiguren werden beispielsweise die Beine zertreten, eine andere wird von einem Auto überrollt. Was mit den betreffenden Personen geschieht, welche die Skulpturen darstellen, dürfte dem fantasiebegabten Leser sofort klar sein. Auch die Szene innerhalb des Hauses der Schwester von Moodor-Clint steckt voller dunkler Gefühle und morbider Spannung. Mornas Lage scheint aussichtslos, doch die Ausbildung der PSA macht sich auch hier bezahlt und eine Portion trockenen Humors vermag genau an der richtigen Stelle die schier unerträgliche Spannung aufzulockern. Lediglich das Finale kann nicht auf ganzer Linie überzeugen. Im typischen Heftromanstil der siebziger Jahre kommt es zu einer unglaubwürdigen Aneinanderreihung von Zufällen, was den Gesamteindruck des Romans ein wenig trübt, der davon abgesehen einfach spitze ist.

Die Illustrationen von Pat Hachfeld zeigen zum einen die Dämonengöttin innerhalb der Schwarzen Flamme auf der Osterinsel und zum anderen den Angriff der Skulpturen des Mr. Clint. Die Zeichnungen lassen ein wenig den morbiden und surrealen Stil vermissen, der sonst die Illustrationen Hachfelds auszeichnet. Gerade letzteres Bild hat einen zu ausgeprägten karikativen Charakter.
Die Szene auf dem Buchumschlag zeigt die Alpträume des Mr. Clint. Auch hier vermag Lonati das Geschehen im Roman lebendig auf Papier zu bannen.

Fazit:
Mit beiden Geschichten beweist Dan Shocker, dass er ein Meister des unkonventionellen Gruselromans ist, der sich nicht scheut, die Klischees des Heftromans ad absurdum zu führen. Die Storys sind düster-morbide mit einem Hang zum Grotesken. Leider gibt es deutliche Schwächen in der Dramaturgie, die sich vor allem auf das Finale in beiden Romanen niederschlagen. Auch die Verhältnisse in den psychiatrischen Einrichtungen werden lediglich sehr einseitig geschildert und entsprechen keinesfalls mehr der aktuellen Situation innerhalb solcher Kliniken.
Dennoch gehören diese Romane zu den fesselndsten Beiträgen zur Serie und vermögen durch Einfallsreichtum und einen spannenden Erzählstil zu überzeugen.

Florian Hilleberg



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2005 | ISBN: 9783898407267 | Preis: 9.95 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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