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Der Parapsychologe Dr. John Montague ist an dem düsteren Herrenhaus "Hill House" interessiert, in dem es leibhaftig spuken soll. Um die Phänomene eingehend studieren zu können engagiert er zwei junge Frauen, die ihm bei seiner Arbeit helfen sollen. Theodora besitzt telepathische Fähigkeiten, während die schüchterne Eleanor als Kind mit Poltergeisterscheinungen in Zusammenhang gebracht wurde. Die Besitzerin von "Hill House", welches im übrigen leer steht, bewilligt den Aufenthalt der drei Forscher nur, wenn ein Mitglied der Familie Sanderson anwesend ist. Die Wahl fällt auf Luke Sanderson, den Neffen der alten Dame. Schon zu Beginn fühlen sich die neuen Untermieter leicht befangen von der düsteren Atmosphäre des Spukhauses, doch bald geschehen merkwürdige Dinge, die den Verdacht schüren, das Haus würde leben und das personifizierte Böse verkörpern ...
Mit dem Roman von Shirley Jackson wagt sich Titania Medien erstmals an einen umfangreicheren Stoff heran und präsentiert dem Hörspielfan den ersten Zweiteiler der Reihe. Mit ein wenig mehr als 66 Minuten Spielzeit gehört der erste Teil zu den kürzeren Folgen, was aber im direkten Vergleich zu anderen Labels immer noch sehr viel bedeutet. Die Besetzung ist wieder einmal durchweg spitze und weist keinerlei Fehlgriff auf. Die vier Hauptrollen werden eindrucksvoll und charismatisch dargestellt von Christian Rode, Evelyn Maron, Arianne Borbach und David Nathan. Allesamt Synchron- und Hörspielikonen, welche bereits in mehreren Titania-Medien-Produktionen mitgewirkt haben. Und auch in dieser Folge sind die Sprecher mit viel Engagement bei der Sache und spielen ihre Rollen perfekt. Ein wenig orientiert sich die Hörspielumsetzung von Shirleys Roman sicherlich auch an den Verfilmungen. Das wird zum einen auch durch die Besetzung der Theodora deutlich, die hier von der deutschen Synchronstimme von Catherine Zeta-Jones gesprochen wird, welche in der Verfilmung von 1999 tatsächlich die Rolle der Theodora übernahm. Erwähnt werden muss an dieser Stelle allerdings auch Gisela Fritsch, welche die mürrische Haushälterin Mrs. Dudley mit ihrer dunklen Grabesstimme kongenial verkörpert.
Untermalt wird das Szenario nicht nur von realistischen Hintergrundgeräuschen, wie dem Krächzen der Raben, sondern auch von einer stimmungsvollen, düsteren Musik. Viel Wert wird darüber hinaus auf die Charakterisierung der Protagonisten gelegt, so dass sich die erste Folge in erster Linie mit der Vorstellung der vier Hauptakteure und den Beziehungen untereinander beschäftigt. Erst zum Ende hin wird der Hörer mit einigen gruseligen Begebenheiten konfrontiert, die sich aber noch sehr zurückhaltend offenbaren. Wer actionreiche oder blutige Gruselhörspiele bevorzugt, sei an dieser Stelle gewarnt, denn der Hörer wird mit einer Geschichte konfrontiert, die eher auf subtile Spannung setzt. Unter der Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe entstand ein Hörspiel, welches die unheimliche Kulisse plastisch darzustellen versteht und allein durch Sprache und Musik eine echte Gruselatmosphäre erzeugt, wie sie heutzutage selten anzutreffen ist.
Ein kleiner Widerspruch zwischen dem Klappentext und Inhalt offenbart sich lediglich dem aufmerksamen Leser und Hörer. Die Handlung soll laut Kurzbeschreibung auf der Rückseite der CD 1958 spielen. Doch Professor Montague erzählt den Beteiligten von einem sogenannten "Cold Spot" und Luke meint daraufhin, ob das ein Punkt sei, von dem man in eine andere Dimension "gebeamt" werde. Den Begriff "Cold Spot" mag es vor 50 Jahren bereits gegeben haben, aber "beamen" gehört doch eindeutig in die Gegenwart und wurde erst durch die Serie "Raumschiff Enterprise" populär, welche von 1966 - 69 produziert wurde.
Das Booklet ziert ein weiteres stimmungsvolles Gemälde von Firuz Askin, der durch seinen detaillierten und realistischen Zeichenstil die CDs des Gruselkabinetts zu echten Blickfängern macht.
Fazit:
Unheimliche Schauergeschichte mit erstklassigen Sprechern. Hervorragend als Zeitvertreib für verregnete Mußestunden geeignet.