Raeshaldis ist die Schmähungen der anderen Novizen gewöhnt, doch dieses Mal sind sie in ihrer Grausamkeit zu weit gegangen, sie sind in Raeshaldis Zimmer eingebrochen und haben auf ihr Bett gepinkelt und "Hure" und "Dieb" an die Wände geschrieben. Der Neid war ihr tägliches Brot geworden, seit Raeshaldis, als erstes und einziges Mädchen, an der Schule der Sonnenmagier aufgenommen wurde.
Dennoch ist sie nicht alleine, überall schießen Frauen mit magischen Fähigkeiten aus der Erde der Gelben Stadt. Doch es ist nur der letzte Schritt einer schleichenden Wandlung, denn die männlichen Magier verlieren ihre Fähigkeiten und somit können sie den lebensrettenden Regen nicht mehr rufen. Er bleibt aus und die Quellen versiegen. Die Stadt steht vor einer Krise und Raeshaldis und ihren Schwestern im Geiste, den Rabenschwestern, wird die Schuld zugeschoben, denn nur weiblichen Raben würde man überhaupt magische Fähigkeiten anerkennen - Frauen sind nichts wert in dieser Gesellschaft.
Die Stadt sieht sich Hungersnöten, Krawallen und Sklavenaufständen gegenüber, wenn sich die Umstände nicht ändern, und die einzigen die etwas bewirken können, die Rabenschwestern, die sich zu ihren Fähigkeiten bekennen, werden von einem Unbekannten missbraucht und getötet. Wie lange bleibt Raeshaldis noch verschont und gibt es Rettung für die Frauen und die ganze Stadt?

"Schwestern des Raben" von Barbara Hambly erzählt die Geschichte einer Welt, in der einigen Männern das Einzige genommen wird, was sie haben: Ihre magische Kraft. Und zu allem Überfluss taucht ihre Macht wo anders wieder auf, bei Frauen, die eigentlich keinerlei Macht in der Gelben Stadt haben, und den Begriff Magierin wagt keiner für sie in den Mund zu nehmen, denn diesen Begriff gibt es eigentlich nicht. Eins ist klar, Veränderungen stehen vor der Tür und Barbara Hambly webt hierum ihre Geschichte.

Viele Figuren gebraucht Barbara Hambly in ihrem Buch, so dass dem Leser zu Anfang die Ohren klingeln, denn sie werden alle auf einmal eingeführt und haben so exotische Namen, dass dass man als Leser leicht den Überblick verliert und erst nach und nach die Namen sortiert bekommt, wer denn nun genau was ist und tut.
Sieht man aber von diesen Startschwierigkeiten ab, gibt es noch vieles zu entdecken. Just lässt Barbara Hambly den Leser in die Handlung fallen und ebenso, wie sich die Namen erst nach und nach erschließen, lernt man auch die Welt, in der diese Figuren agieren, Stück für Stück kennen und erst zum Schluss erschließt sich das große Ganze, ganz wie bei einem Puzzle, und gerade dieser Puzzeleffekt macht die Spannung dieses Buches aus.
Gepaart mit Magie und auch etwas blutrünstig ergibt sich daraus eine gut durchdachte Geschichte, die auch mit einer Moral auf den Leser wartet: Tu was du kannst, solange du es kannst, sei dankbar dafür und wenn es vorbei ist, lass dir was Neues einfallen, anstatt dich an das Verlorene zu klammern und es zu betrauern.

Daraus ergibt sich ein etwas anspruchsvolleres Buch für gemütliche Lesestunden voller Magie. Sicherlich kann man "Schwestern des Raben" nicht als außergewöhnliches Buch bezeichnen, aber es hat einige interessante Ideen in sich und ist durchaus einen Blick wert.