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Dieses Buch wendet sich nicht, wie der Titel zunächst vermuten lassen könnte, an Leute, die autobiografisch tätig werden wollen, sondern vielmehr an in der Erwachsenenpädagogik und im Pflegebereich tätige Personen, worauf auch das zweiseitige Vorwort des Autors am Rande hinweist.
Zunächst geht der Autor auf den Sinn von biografischer Arbeit und ihre Bedeutung ein, dann erläutert er im Kapitel "Hinweise und Haltungen", welche möglichen stereotypen Verhaltensweisen von Menschen auf das Bedürfnis zu biografischer Arbeit hinweisen und umgekehrt, welche Haltungen Pflegende oder Pädagogen einnehmen können, um zu biografischem Erzählen aufzufordern.
Im Folgenden wird das im Buch genutzte Schema erklärt. Hierbei werden alle Vorschläge markiert für die Bereiche, für die der Autor sie als angemessen empfindet: Ich/Paar, Gruppe, Projekt --- Besinnung, Begegnung, Bildung, Krise --- Biografie, Sozialgeschichte, Zeitgeschichte.
Die einzelnen Vorschläge sind in weitere acht Kapitel unterteilt, nämlich
Lebens-Zeit (Chronik, Zeitleiste oder Lebensbaum beispielsweise),
Spurensuche (etwa Stammbaum, Namen, Rituale),
Journale und Archive (zum Beispiel Tagebuch, Autobiografie, Briefe),
Assoziationen und Imaginationen (Assoziationssignale, imaginierte Orte, Traumspaziergänge fallen in dieses Kapitel),
Kleine und große Bilanzen (wie durch Wohnbiografie, biografische Abende oder Prioritäten),
Medien und Texte (etwa Märchen, Gebete und Theaterprojekte),
Intergenerationen (beispielsweise vergessene Wörter, Lebenserfahrung in der Schule, Bildbände) und
Kollektives Gedächtnis (Erzählcafé oder Zeitzeugenbörse etwa).
Es folgt ein Kapitel mit der Überschrift "(M)ein Glossar" und abschließend ein Literaturverzeichnis.
Dadurch, dass der Autor sich auf keiner Seite genau für eine Zielgruppe festlegt, also weder auf Leserseite (zum Beispiel nur Pflegende
oder Pädagogen) noch auf biografisch arbeitender Seite (etwa
nur Senioren), macht er dieses Werk leider zu etwas, mit dem keiner so recht etwas anfangen kann. Viele Vorschläge erfordern Gruppen oder sogar regelmäßige Kreise, viele Beispiele setzen auf ein bestimmtes Budget oder eine mögliche Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Praktisch alle Vorschläge fordern zudem völlig rege Leute. Mit vielen Senioren etwa, die körperliche Gebrechen haben oder ihrer einsetzenden Vergesslichkeit mit biografischer Arbeit entgegentreten wollen, sind all die Beispiele nicht umzusetzen, weil sie entweder zu komplex sind, zu abstrakte Hilfsmittel nutzen oder aber aus Mobilitätsgründen, wie etwa bei den vorgeschlagenen wechselnden Treffen auf dem Dachboden eines Teilnehmers, um Erinnerungen nachzuspüren.
Ein weiterer großer Kritikpunkt ist der Stil des Buches an sich. Der Autor verliert sich von Anfang an durchgängig immer wieder in Nichtigkeiten oder philosophischen Ansätzen, die für ein besinnliches Buch ganz nett sein mögen, in einem Buch für die Praxis aber mehr als überflüssig und schnell nervig sind.
Herausstechend ist hier vor allem das Glossar, in dem kleine Anekdoten und Sinnsprüche unter einigen Schlagworten gesammelt wurden. Hier finden sich dann so nutzlose Erläuterungen wie "Denkmal: Denk mal!". Einzig die Erläuterung von Feedback und Sharing sowie Validition sind Dinge, die eine Aufnahme in ein ernsthaftes Glossar verdient haben.
Fazit:
Theoretisch geeignet vor allem für Pflegende und Pädagogen, in der Praxis sind die meisten Vorschläge jedoch so gut wie nicht umsetzbar. Wer einen Arbeitgeber mit großzügigem Budget hat oder im privaten Kreis gern Spiele einführen möchte, die einen biografischen Ansatz haben, der kann hier zugreifen, ansonsten ist das Buch leider nicht wirklich gelungen und/oder nutzbar.