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Eine Gespenstergroßfamilie, dazu noch ein Vampir - die Helden der beiden in diesem Buch vorgestellten Geschichte sind nicht gerade alltäglich. Großeltern, Eltern, die Kinder Teresa und Tobi sowie das Baby Bobo, der Letztgenannte als das halbe der sechseinhalb Gespenster aus dem Titel, bilden die Familie Flatterhemd. Hinzu kommt Teresas Freund, der Vampir Viktor. Die Familie wohnt im Gärtnerhaus eines Schlosses, das zum Hotel umfunktioniert wurde, und spukt dort als Gästeattraktion im Auftrag des Hotelbesitzers, eines Grafen, mit dessen beiden Kindern Jan und Jule die Gespensterkinder befreundet sind.
In der ersten Geschichte finden die Kinder eine Schatzkarte, von der jedoch ein wichtiges Stück fehlt. Außerdem gehen im Schlosshotel sonderbare Dinge vor sich. Die Kinder und der Rest der Gespensterfamilie würden den Schatz gern finden, aber offensichtlich haben zwei Hotelgäste ebenfalls ein reges Interesse daran. Teresa und Viktor verkleiden sich als Kellner und Zimmermädchen, um Zutritt zum Zimmer der Schurken zu bekommen. Beinahe verpatzt ihnen der neugierige Tobi ihren Plan. Als es den Gespenstern und ihren Freunden dann doch gelingt, den Schatz zu finden, gibt es eine Überraschung.
Zu Beginn der zweiten Geschichte beobachtet Tobi, dass im Turm des unbewohnten Schlossflügels nachts Licht brennt. Dem müssen Tobi und Teresa natürlich nachgehen. Sie entdecken im Park eine rätselhafte, maskierte Gestalt und finden ein Bild, das der Fremde verloren hat und das eindeutig ihre Großmutter in jungen Jahren zeigt. Die Großmutter ist allerdings gar nicht begeistert, von dieser Geschichte, vor allem jedoch dem Fremden, zu erfahren. Eine Begegnung lässt sich allerdings nicht vermeiden, zumal sich herausstellt, dass der Mann mit der Maske es auf Großmutter Flatterhemds wertvolle Ohrringe abgesehen hat.
Schon der Einband dieses Buchs mit seinen witzigen 3D-Effekten gefällt Kindern und macht neugierig, wie auch der Titel, denn was soll man sich unter "6 ½ Gespenstern" vorstellen, sofern man nicht den ersten Band um die Familie Flatterhemd gelesen hat? Dieses Rätsel klärt sich jedoch rasch; man muss das erste Buch nicht gelesen haben, um die "Gruselgeschichten" zu genießen. Allenfalls macht die Fülle an Figuren Achtjährigen doch ein wenig zu schaffen, auch wenn sie sämtlich vorgestellt werden.
Die beiden Geschichten sind, gemessen an den Fähigkeiten der Zielgruppe, recht lang, doch die Aufteilung der Geschichten in Kapitel von jeweils maximal sechzehn Seiten ermöglicht Lesepausen an geeigneten Stellen. Das heißt, dass den Lesern zwar durchaus ein erhöhtes Durchhaltevermögen abgefordert wird, doch der Einsatz lohnt sich, weil die Spannung an jedem Kapitelende zum Weiterlesen verlockt.
Auch insgesamt sind die Geschichten mitreißend verfasst, freilich altersgerecht ohne Brutalität. Ordentlich gespukt wird natürlich; Tobi nimmt gern mal seinen Kopf ab, und Vater Flatterhemd stößt sich zum mitternächtlichen Spukauftritt im Schloss gern das eine oder andere Messer in den Leib, während Viktor zuweilen durchblicken lässt, dass er anstelle von Blutwurst ganz gern wieder etwas Frischeres zu sich nehmen würde. Und auch insgesamt kommt immer wieder gruselige Stimmung auf, zumal ja etwas zwielichtige Gestalten dafür sorgen, dass die Gespensterkinder und ihre sterblichen Freunde etwas Detektivarbeit zu leisten haben.
Das für die dritte Lesestufe der "Leserabe"-Reihe konzipierte Buch setzt flüssiges und ausdauerndes Lesen voraus. Die Schrift ist jedoch nach wie vor angenehm groß, Wörter werden am Zeilenende nicht getrennt. Außerdem finden sich zur Auflockerung viele liebevoll und lustig gezeichnete bunte Illustrationen im Text; kaum eine Doppelseite verzichtet darauf.
Auch die Sprache bereitet Achtjährigen keine Schwierigkeiten, weder beim Lesen noch bezüglich des Verstehens, allerdings ohne dass die Leser unterfordert werden. Wer mag, kann anhand des "Leserätsels" am Schluss des Buchs testen, ob er Einzelheiten aus den Geschichten behalten hat.
Daher bietet das Buch Mädchen und Jungen ab etwa acht Jahren, sofern sie Spaß an Gruselabenteuern haben, einige Stunden guter Unterhaltung. Da die Geschichten, wie erwähnt, geschickt aufgebaute Spannungsbögen aufweisen, spornt es zudem zu längeren "Lesesitzungen" an und kann daher womöglich manchen kleinen Lesemuffel bekehren.