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 Das Schlangenschwert

Autoren: Sergej Lukianenko
Übersetzer: Ines Worms
Verlag: Beltz & Gelberg

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Tikkirej ist sehr unglücklich, denn seine Eltern sind ins "Haus des Abschieds" gegangen. Das bedeutet, dass sie sich für den Tod entschieden haben. Auf dem Planeten, wo Tikki lebt, haben alle diese Wahl. Wenn ein Mensch merkt, dass er für die Gesellschaft nur noch eine Belastung ist, kann er für immer Abschied nehmen. Da Tikkis Vater arbeitslos war und seine Mutter auch nicht mehr lange für Geld sorgen konnte, haben sie den Tod gewählt. Damit gewährleisten sie, dass ihr Sohn noch viele Jahre versorgt wird und eine Wohnung hat.

Doch Tikki hält es nicht aus, unter einer Kuppel zu leben und dieses trostlose Leben zu führen, er sucht das Abenteuer. Also bricht er alle Brücken hinter sich ab und heuert auf einem Raumschiff als Modul an. Das heißt, dass er im Dauerbetrieb an den Rechner des Schiffes angeschlossen wird, um diesem seine Geisteskraft zur Verfügung zu stellen. Der Job ist gefährlich, denn wenn man zu lange angeschlossen bleibt, wird man zu einem Menschen, der keine eigenständigen Entscheidungen mehr fällen kann, man benimmt sich wie eine Marionette. Doch Tikki hat Glück, er kann sich schon nach seinem ersten Flug auf den Planeten Neu-Kuwait absetzen. Dort beantragt er die Staatsbürgerschaft und hofft auf eine glückliche Zukunft. Doch natürlich kommt alles ganz anders, als er sich das vorstellt. Plötzlich befinden sich alle Menschen um ihn herum in einem tiefen Schlaf, es gelingt ihm nicht, auch nur einen zu wecken. Seltsamerweise hat ihn diese Schlafkrankheit nicht befallen und auch Kapitän Stasj, ein anderer Mieter des Hotels, in dem er wohnt, benimmt sich noch völlig normal. Beiden gelingt es, mit dem schlafenden Lion, einem Freund von Tikki, zu fliehen. Sie lassen Neu-Kuwait hinter sich und fliegen zur Heimat von Stasj, dem Planeten Avalon. Der Kapitän gehört dort einer Art kosmischem Ritterorden, den Phagen, an. Sie alle tragen eine ganz besondere Waffe. Tikki nennt sie Schlangenschwerter, aber eigentlich handelt es sich eher um Peitschen. Jede einzelne davon schließt sich einem einzigen Menschen an. Für immer. Und wie durch ein Wunder gelangt auch Tikki an eine solche Waffe, die sich ausgerechnet ihn als Besitzer aussucht, obwohl er nicht dazu in der Lage ist, einer der Phagen zu werden.

"Das Schlangenschwert" ist ein Zukunftsdrama des russischen Autors Sergej Lukianenko, der durch seine "Wächter"-Romane auch in Deutschland bekannt geworden ist. Das Buch ist zwar als Jugendbuch erschienen, kann aber auch von Erwachsenen gelesen werden, da es einen ernsten Hintergrund und einen hohen Anspruch an seinen Leser hat. Dies ist nicht nur ein Weltraumabenteuer, sondern die Geschichte eines Jungen, der versucht zu entscheiden, was gut und was böse ist. Er ist auf der Suche nach seinem Glück, hat dabei aber auch immer das Wohlergehen aller anderen Menschen im Kopf. So fühlt er sich von seinen Emotionen oft hin und her gerissen. Er sieht auf der einen Seite die Phagen von Avalon, die er für ehrenwerte Kämpfer hält, erlebt aber andererseits auch deren Feinde, die Inej, hautnah und ist sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, was nun richtig und was falsch ist. Denn die Inej haben einen Weg gefunden, in Frieden und Wohlstand zu leben. Das fordert jedoch den hohen Preis der Selbstständigkeit: Den Bewohnern Inejs fehlt ein freier Wille.

Die Geschichte liest sich besonders eindringlich, weil sie in der Ich-Form geschrieben ist. So fühlt man von der ersten Seite an mit Tikki. Die Tragik des Todes seiner Eltern beginnt im Prolog und zieht sich durch das ganze Buch. Als sein Freund Lion der Schlafkrankheit verfällt, gibt Tikki nicht auf und unternimmt alles, um ihn zu retten. All das sind sehr bewegende Momente und genau deswegen gelingt es Lukianenko, seine Leser auch wirklich zu erreichen. Dadurch, dass wir immer Tikkis Gedankengänge vor Augen haben, ist es leicht nachzuvollziehen, wieso er in jeder einzelnen der Gesellschaften auch etwas Sinnvolles sehen kann. Der Verlust des freien Willens erinnert ein wenig an den Roman "1984", doch obwohl die Idee nicht neu ist, wurde sie hier sehr modern umgesetzt. Es ist eine Abenteuergeschichte, die man aktiv miterlebt und so selbst zu einem Teil der jeweiligen Gruppe wird. In einer einfachen Sprache, die oft mit sehr kurzen Sätzen auskommt, erzählt der Autor eine alte Geschichte in neuem Gewand. Somit ist "Das Schlangenschwert" ein sehr gelungenes Science-Fiction-Abenteuer für Leser jeden Alters.

Bine Endruteit



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2007 | ISBN: 9783407809933 | Originaltitel: Tanzi na Snegu | Preis: 19,90 Euro | 640 Seiten | Sprache: Deutsch

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