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Ein Jahr ist vergangen, seitdem die finsteren Pläne des untoten Piraten Mort Eisenhand durch den Zauberlehrling Kai vereitelt wurden. Doch schon dräut ein neuer Schrecken von jenseits des Meeres, denn Morgoya, die Herrin der Finsternis, holt zu ihrem nächsten Schlag aus. Aus diesem Grund hat die Feenkönigin Berchtis alle rechtschaffenen Magier zu einem Konzil in ihre Welt eingeladen. So beginnt für Kai, seinen Meister Thadäus Eulertin, die beiden Elfen Fi und Gilraen sowie die Gargyle Dystariel eine gefahrvolle Reise, die sie von den Stollen der Zwerge über das Reich der Feen bis hin zu den schrecklichen Schattenklüften führt.
Nachdem sich die Handlung in "Das unendliche Licht" zum Großteil innerhalb der Tore Hammaburgs abgespielt hat, nimmt Thomas Finn den Leser diesmal mit auf eine Reise quer durch seinen phantastischen Kontinent. Von Hammaburg geht es in ein Däumlingsdorf in den Harzenen Bergen, von da zu einer Hexennacht, weiter in das verwunschene Reich der Feenkönigin bis hin in den Schwarzen Wald und die Stadt Fryburg. Eine wahre Tour de Force müssen Kai und seine Gefährten hinter sich bringen, um dieses Abenteuer zu bestehen. Da Finns Welt starke Anleihen an unserem irdischen Gegenstück nimmt, dürfte es auch jüngeren Lesern nicht schwer fallen, die Reiseroute der Protagonisten mithilfe einer Europakarte zu verfolgen.
Der Stil des Autors ist weiterhin stark von den Beschreibungen abenteuerlicher Szenen geprägt, sodass die eigentliche Reisezeit oft nur kurz abgehandelt wird. Dies ist nicht sonderlich schlimm, bleibt so doch mehr Platz für die wichtigen Sequenzen, auch wenn der Roman dadurch teilweise einen episodenhaftes Beigeschmack bekommt.
Insgesamt ist die Atmosphäre von "Der eisige Schatten" wesentlich düsterer als beim Vorgänger "Das unendliche Licht", wie es bei zweiten Bänden durchaus üblich ist. Vor allem der Hauptcharakter Kai beginnt zu begreifen, wie ernst die Situation mittlerweile geworden ist. Gegen Ende des Romans werden die Nachrichten, die die Protagonisten erreichen, immer negativer, das Gefühl beim Leser, dass die große Entscheidung unmittelbar bevorsteht, verstärkt sich immer mehr.
Doch trotz aller Düsternis und epischen Schwere, die Autor Thomas Finn so liebt, vernachlässigt er nicht die menschlichen Momente in seinem Buch. Seien dies nun die kleinen Schmunzler, die treffsicher in den Ablauf der Geschichte eingebaut sind, oder die unvermeidlichen menschlichen Gefühle, vor denen keiner der Charaktere gefeit ist. Natürlich steht auch hier wieder der pubertierende Kai im Mittelpunkt, der mittlerweile begreift, dass ihm weit mehr an der Elfe Fi liegt, als er sich eingestehen möchte. Auch wenn derlei Thematik in anderen Fantasyzyklen ebenfalls großflächig behandelt wird, gelingt es Finn, seinen Hauptcharakter die Sympathie des Lesers zu bewahren, wohingegen Protagonisten anderer Werke mit pubertärem Verhalten oftmals nur verständnisloses Kopfschütteln von Seiten des Lesers ernten.
"Der eisige Schatten" ist eine gelungene Fortsetzung von "Das unendliche List" und - soweit abschätzbar - ein ausgezeichneter Wegbereiter für "Die letzte Flamme", den finalen Teil der "Chroniken der Nebelkriege". Wenn Thomas Finn sich für den letzten Band genauso viel Mühe gibt, wie für die beiden Vorgängerbände, so kann man durchaus von einem neuen Meilenstein deutscher Fantasy- und Jugendbuchkultur sprechen. Finn kopiert nicht, sondern kombiniert behutsam Versatzstücke von Mythologie und Fabel, Märchen und Adoleszenzgeschichte, um eine phantastische Geschichte zu spinnen, die Jugendliche wie auch Erwachsene in ihren Bann zieht.