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Zu der beliebten Fernsehsendung, in der die Kult-Köche Johann Lafer und Horst Lichter zusammen mit jeweils zwei Prominenten ein Vier-Gänge-Menü herstellen, gibt es nun - nicht gerade unerwartet - ein Kochbuch. Die beiden Köche präsentieren ihre Lieblingsrezepte aus der Sendung, sinnvollerweise unterteilt in Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts.
Fangen wir mit ein paar relativ typischen Beispielen aus Lafers Teil des Buchs an: Als Vorspeise macht sich Ceviche mit Avocado und Koriander gut (Ceviche ist ein südamerikanisches Gericht aus klein geschnittenem rohen Fisch verschiedener Arten), Antipasti im Glas, die garantiert besser schmecken als Supermarktware, aber natürlich relativ aufwändig herzustellen sind, hausgebeizter Orangenlachs mit Kartoffelblinis und Salat, kalte Gurkensuppe mit Passionsfrucht und Garnelen oder Radieschen-Schaumsüppchen mit Knoblauchroyale und Ricottazigarre. Unter den Hauptgängen finden sich viele Fischgerichte, zum Beispiel Seeteufelmedaillons im Speckmantel mit Vanillerisotto und Sauerbraten vom Seeteufel mit Spitzkohlgemüse, aber auch andere Köstlichkeiten wie gebratene Entenbrust auf Chili-Ananas-Chutney, glasierte Weihnachtsgans mit Grießklößchen und Rotkohl oder Lammschnitzel mit Artischocken-Tomaten-Ragout. Auch die Desserts präsentieren sich verführerisch: Wie wäre es mit der schnellen Schokoladenmousse mit fruchtigem Mangoragout? Oder doch lieber Kokos-Panna-cotta mit Passionsfrucht-Bananen-Curry? (Doch, das schmeckt!)
Horst Lichter wartet mit einer Mischung aus extravaganten und bodenständigen Rezepten auf. Eingangs kann man zum Beispiel Gurkenschiffchen mit Gemüsequark servieren oder Kasseler-Mousse mit Blattspinatsalat - oder Riesengarnelen in Meerrettichsahne. Fischhaltige Hauptgänge liegen auch Lichter: Er stellt unter anderem Lachs-Saltimbocca auf Kräuterreis vor und "Forelle wie bei Tante Gerda". Hähnchenbrust auf Sauerkraut ist unter seinen Favoriten ebenso zu finden wie Mandelhähnchen mit Vanille und Parmesangrieß, Hähnchentopf mit Möhren und Minze, Rumfort-Topf mit Gemüse und Ananas oder gefüllter Hackbraten in Kartoffelkruste. Für "hinterher" bietet Lichter Grapefruits mit Joghurt und Pinienkernen an, Ananas-Kokos-Ringe mit Himbeersahne, Aprikosen mit Amarettini-Schnee, beschwipsten Apfelkuchen mit Mandeln und Calvados und vieles mehr.
Zunächst gefällt an diesem Kochbuch schon die originelle Aufmachung, kann man das Buch doch von zwei Seiten angehen, je nachdem, ob man mit Sternekoch Lafer oder mit "Oldiethek"-Besitzer Lichter anfangen möchte - schließlich treffen sich beide mittels zweier Foto-Doppelseiten in der Mitte. Jeder der beiden Kochstars hat ein sympathisch-launiges Vorwort verfasst. Von den kühn erscheinenden Lafer-Kreationen darf man sich dem Vorwort zufolge nicht abschrecken lassen: "Nur eins müssen Sie mir versprechen: Sich an Dinge heranzuwagen, selbst wenn Sie sie nicht einmal aussprechen können!" Das ist wohl die zentrale Botschaft dieses Buchs und der darin vorgestellten kulinarischen Kreationen.
Der Reigen der Rezepte enthält eine schier unglaubliche Abwechslung. Während Horst Lichter einen guten Teil interessant aufgepeppter bodenständiger Gerichte präsentiert, sind Lafers Rezepte überwiegend elegant bis extravagant. Wie gesagt, das ist kein Hinderungsgrund. Schließlich soll das Buch beziehungsweise die Fernsehsendung ja eine Kochschule sein, deshalb gibt es stets ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Ein völlig blutiger Anfänger sollte man zwar nicht sein, wenn man mit dem Buch arbeiten möchte, aber die übliche Hobbykoch-Erfahrung genügt. Der zum Teil nicht unerhebliche Aufwand, teils auch finanziell, wird durch wirklich bemerkenswerte Geschmackserlebnisse belohnt. Auf diese Weise kann man Freunde und Familie so richtig verwöhnen.
Viele Rezepte sind durch schöne Abbildungen der Speisen illustriert oder werden durch witzige Zitate und Stilblüten aus der Fernsehsendung ergänzt; die Aufmachung ist sehr ansprechend.
Angaben zum Energieinhalt der Gerichte fehlen - das mag seine Gründe haben, denn beide Köche arbeiten gern mit Sahne - ebenso wie eine Abschätzung der aufzuwendenden Zeit. Laien werden ein solches Vier-Gänge-Menü natürlich nicht in den 45 Sendeminuten fertig stellen, auch nicht in der doppelten Zeit. Da das Buch jedoch vor allem Freude am Kochen vermitteln will, sollte Zeit kein Hinderungsgrund sein.
Auf jeden Fall wird das Werk seinem Anspruch gerecht, das "etwas andere Kochbuch" zu sein: Außergewöhnliche Rezepte für jeden Geschmack ermuntern Experimentierfreudige sogleich zum Nachkochen, aber man muss nicht mutig oder überaus erfahren sein, um sich von diesen Gerichten und dem aparten Buch begeistern und inspirieren zu lassen!