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 Verschlungen

Verlag: Orgler

Cover
Gesamt +++--
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ein Seitensprung. Eine Liebe, die parallel läuft und ein Mann, der sich aufteilt. Ein Mann, den sich zwei Frauen teilen müssen, doch nur eine weiß auch davon. Sie ist die Geliebte. Die, mit der ihr Liebster seine Frau betrügt und die dennoch ebenso betrogen wird. Ihre Liebe findet keinen ebenso großen Widerhall. Sie muss sich mit dem begnügen, was er von sich aus geben möchte und das ist ihr nicht genug. Es ist mehr als Leidenschaft, gelegentliche Treffs und Sex, was sie fordert. Er beherrscht ihr Denken, ihre Gefühle und ihre Liebe ist so groß, dass sie Platz für genug Hass gegen ihn hat. Hass, der Platz genug hat zwischen der Leidenschaft, der Sehnsucht und der Einsamkeit.

Natürlich weiß sie, dass sie nicht einfach ist. Sie möchte es ihm leichter machen, sich leichter machen. Dafür, dass er mit seiner Frau schläft, obwohl er ihr anderes vorlügt, verführt sie seinen Sohn. Doch auch das genügt ihr nicht. Und seine Frau zu vergewaltigen schafft sie nicht, also flüchtet sie sich in Tagträume, in denen sie die Tat vollzieht.

Immer schwieriger wird ihre Affäre. Denn "seine kleine Nutte" malt sich einen Speicher aus, in dem ihre Eltern, die sie sich wünscht, Platz genug haben. So schluckt sie eine Perle, die ihre Mutter darstellt und trinkt Alkohol für ihren Vater. Ihre Obsession führt dazu, dass sie seinen Führerschein stiehlt. Sie isst ihn, um ihn immer bei sich zu haben, genau wie sein Blut, das in den Kompressen war, als er sich geschnitten hat. Daraus hat sie sich einen Tee gemacht und ihn getrunken.

Mit wechselnden Emotionen wechselt auch ihr Speicher die Farbe. Die Nahrung erbricht sie, denn nichts soll hinein kommen, was nicht hinein gehört. Die geschluckten Farben sollen Licht machen in dem dunklen Speicher, doch ihre Laune hellt sich davon nicht auf. Und egal wie viele Liebesbriefe sie an ihn isst, bleibt er doch nicht länger. Er kommt, vögelt sie und geht wieder. Zurück zu seiner Frau, die so sehr nach Weiblichkeit riecht und deren Geruch sie anwidert.

Dieser Roman berichtet in verstörender Weise von einer emotional gestörten Frau in einer unlösbaren Situation. Kurze Sätze spiegeln bildhaft ihre Gedankenwelt und krankhaften Fantasien wieder. Aus der Sicht der Geliebten erleben wir den Hass und die Liebe, die sie empfindet. Teilweise kann man die verrückten Handlungen nachempfinden, die sie vollzieht um ihren Partner enger an sich zu binden. In einer direkten, geradezu brutalen Sprache schreien einen ihre Gefühle an und die Verzweiflung ihrer selbst gewählten Situation.

Die Geschichte könnte noch schöner sein, wenn die französische Autorin einen etwas anderen Wortschatz gewählt hätte. Moderne Literatur darf innovativ und experimentell sein. Aber muss sie denn immer abstoßend und ordinär sein? In gewissen Situationen sind die gewählten Begriffe sehr treffend und vertiefen das Miterleben der Handlung. Doch die durchgängige Fäkalsprache stößt ab. Gute Literatur sollte sich nicht nur dadurch auszeichnen, wie viele Tabus und Konventionen sie brechen kann.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2001 | ISBN: 393423433X | Preis: 19,50 Euro | 184 Seiten

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