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Mit zahlreichen Mystery- und Wissenschaftsthrillern hat sich das Autoren-Duo Preston/Child schon längst an die Spitze der Bestseller-Listen geschrieben. Doch nicht nur das, auch solistisch feiern die beiden amerikanischen Schriftsteller große Erfolge. Nach dem Bestseller "Der Codex" erschien nun, im Mai 2007, endlich die Übersetzung von Douglas Prestons zweitem Solo-Roman: "Der Canyon".
Tom Broadbent liebt es, durch die abgeschiedenen Canyons der Mesa de los Viejos zu reiten und die Einsamkeit der Landschaft zu genießen. Doch an diesem Abend zerreißen Schüsse die Stille der Canyons. Alarmiert gibt Tom seinem Pferd die Sporen und findet einen tödlich verwundeten Mann, der ihm ein Notizbuch anvertraut und ihm das Versprechen abnimmt, dieses nur seiner Tochter und niemandem sonst zu übergeben. Doch Tom kennt weder den Namen noch den Wohnort dieser Tochter, und auch ein Blick in das Notizbuch hilft ihm nicht weiter - im Gegenteil: Die Seiten des Hefts sind mit verwirrenden Zahlen und Zeichen gefüllt, aus denen Tom nicht schlau wird. Er beschließt, das Notizbuch in die Hände eines ehemaligen CIA-Codebrechers zu geben, der sich nach dem Tod seiner Frau in ein abgelegenes Kloster zurückgezogen hat.
Während Tom von der Polizei verdächtigt wird, den ermordeten Mann, der scheinbar ein Schatzsucher war, selbst umgebracht zu haben, schwebt seine Frau in Lebensgefahr. Denn der Ex-Sträfling Jim Maddox ist überzeugt davon, dass er Tom mit ihrer Hilfe davon "überzeugen" kann, ihm das Notizbuch zu übergeben, das dieser ihm direkt vor seiner Nase weggeschnappt hat. Doch Maddox handelt nicht auf Eigeninitiative; er wurde von dem ungesund ehrgeizigen Dr. Corvus beauftragt, ihm die Notizen zu beschaffen. Denn dieser glaubt, dass sich hinter der kryptischen Verschlüsselung jenes archäologische Geheimnis verbirgt, das die Canyons nun schon so lange behütet haben. Und wenn Corvus mit seiner Vermutung richtig läge, so würde ihm das einen mächtigen Karriereschub garantieren ...
Lange Zeit war der amerikanische Autor Michael Crichton der unumstrittene Star der Wissenschaftsthriller, ein Ruf, den er sich mit Romanen wie "Jurassic Park", "Vergessene Welt", "Congo" oder "Timeline" zu Recht verdient hat. Doch während Crichtons Thriller immer kontroverser werden und oftmals für heißen Diskussionsstoff sorgen, hat Douglas Preston schon mit "Der Codex" damit begonnen, ihm diesen Platz streitig zu machen. Und auch "Der Canyon" zieht seinen Leser in ein rasantes und furioses Abenteuer, das sich schnell als echter Page-Turner erweist. In kurzen Kapiteln und mit einer ganzen Bandbreite an Charakteren enthüllt der Autor Stück für Stück das Geheimnis des im amerikanischen Original Titel gebenden "Tyrannosaur Canyon" und jagt die Handlung dabei von einem Cliffhanger zum nächsten. Als nicht ganz so spannend hingegen erweisen sich der etwas irreleitende Prolog, der auf dem Mond spielt und dessen Bedeutung erst am Ende des Buches klar wird, sowie die sechs Zwischensequenzen, die in jeweils zwei bis vier Seiten vom Leben eines urzeitlichen Tyrannosaurier-Weibchens berichten. Doch diese Abschnitte des Romans stellen glücklicherweise einen verschwindend geringen Anteil des gut 550 Seiten schweren Schmökers dar. Stattdessen gelingt es Douglas Preston, seinen Leser durch zahlreiche überraschende Wendungen an seinen Abenteuer-Roman zu fesseln und die Handlung schließlich auf einen abschließenden Höhepunkt zuzutreiben. Spannend ist der Schluss von "Der Canyon" zweifelsfrei, doch an diesem Punkt wirkt vor allem Tom Broadbent, der zuvor - wie alle anderen Charaktere auch - sehr realistisch beschrieben wurde, für kurze Zeit sehr flach und unnatürlich.
Dass sowohl Douglas Preston als auch Lincoln Child mittlerweile auch ohne den jeweils anderen Romane verfassen, bedeutet übrigens nicht das Aus für ihre gemeinsamen Thriller. Ganz und gar nicht, denn dass sich die beiden Schriftsteller auch weiterhin bestens verstehen, beweisen sowohl die Lobrede Childs auf "Der Canyon" als auch die Tatsache, dass Jim Maddox in einer Szene das Buch "Eden - Tödliches Programm" liest - Lincoln Childs jüngstes Solo-Werk.
Fazit:
"Der Canyon" ist ein spannender und vor allem sehr kurzweiliger Abenteuer-Roman, der nur wenige Mankos hat und jenen Thrillern gleicht, die Michael Crichton während seiner Hoch-Zeit veröffentlicht hat.