Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Alexander McCall Smith, ehemals Professor für Medizinrecht in Edinburgh und Autor der Bestseller-Krimi-Reihen um Mma Ramotswe und Isabel Dalhousie, legt mit seinem jüngsten Werk eine satirische Erzählung vor, die einen näheren Blick auf deutsche Eigenheiten im Universitäts- und Akademikerbetrieb wirft. Während die Episoden um Professor von Igelfeld im englischen Original in drei kurzen Romanen veröffentlicht wurden, erschienen sie in ihrer deutschen Übersetzung in einem Sammelband mit dem gelungenen Titel "Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld".
Professor Dr. Moritz-Maria von Igelfeld ist nicht nur einer der angesehensten wissenschaftlichen Vertreter der romanischen Philologie, er ist darüber hinaus auch der Verfasser des wegweisenden, mit 1200 Seiten jedoch ebenso umfangreichen wie ungelesenen Werks "Portugiesische unregelmäßige Verben". Gemeinsam mit seinen Regensburger Kollegen, Professor Dr. Dr. (honoris causa) Florianus Prinzel und Professor Dr. Detlef Amadeus Unterholzer, sinniert er über das Dasein als Akademiker, über die Bedeutung von Adelstiteln und den höheren Sinn von Dachshunden. Mal die besten Freunde, mal die härtesten Konkurrenten, reisen die drei Professoren auf der Suche nach Anerkennung um die ganze Welt. Meist wird von Igelfeld dabei von dem Wunsch geleitet, seinen Kollegen stets einen Schritt voraus zu sein - und wenn er dafür aufgrund einer Verwechslung vor einer Veterinär-Versammlung in Arkansas einen Vortrag über den deutschen Dackel halten muss. Ganz gleich, ob Professor von Igelfeld versehentlich den Papst zurechtweist, in Kolumbien in einen Guerilla-Krieg gerät und plötzlich mit "El Presidente" angesprochen wird, heimlich herauszufinden versucht, ob seine Kollegen eine Ausgabe seines wissenschaftlichen Werks, der "Portugiesischen unregelmäßigen Verben", besitzen, sein Hörsaal aufgrund eines missinterpretierten Interviews auf einmal zum Brechen voll ist oder er in die Intrigen britischer Akademiker gerät - von Igelfeld kommt vielen Fettnäpfchen gefährlich nahe, nur die ersehnte Anerkennung bleibt nach wie vor in weiter Ferne. Doch das weiß der Professor gar nicht, der davon überzeugt ist, internationales Ansehen zu genießen und eine bekannte Koryphäe auf dem Gebiet der romanischen Philologie zu sein ...
Mit wunderbarer Treffsicherheit und ohne auch nur einmal beleidigend zu werden nimmt der in Schottland lebende Autor Alexander McCall Smith die Genauigkeit, den albernen Ernst und den oftmals übertriebenen Ehrgeiz der Deutschen aufs Korn und erzählt in fünfzehn amüsanten Episoden Begebenheiten aus dem Leben des Professor Dr. Moritz-Maria von Igelfeld. Für den satirischen Humor des Schriftstellers müssen jedoch nicht nur die Deutschen ihren Kopf hinhalten, auch andere Nationen wie Italien, die USA oder Großbritannien werden während der Reisen der ebenso tragischen wie unterhaltsamen Hauptfigur durch eine Überzeichnung einzelner Individuen auf die Schippe genommen. "Vor Aberwitz sprühend", wie es der Klappentext verspricht, sind die einzelnen Episoden zwar nicht, ein beständiges Schmunzeln und ein gelegentliches Lachen entlocken sie ihrem Leser aber allemal. Was der Erzählung - oder besser: den Erzählungen - jedoch fehlt, um rund und in sich abgeschlossen zu wirken, ist ein roter Faden, der sich durch die gesamte Handlung der Satire zieht. So erweist sich "Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld" zwar als unterhaltsame, aber nicht sonderlich spannende Lektüre. Die voneinander relativ unabhängigen Episoden haben andererseits jedoch den Vorteil, dass man sie - sofern man dies möchte - auch nach und nach und über einen längeren Zeitraum hinweg lesen kann.
Fazit:
Wer eine spannende, in sich geschlossene Geschichte sucht, dem kann sicherlich nicht zu Alexander McCall Smiths Werk "Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld" geraten werden. Wer aber auf einen satirischen Einblick in das Leben eines deutschen Akademikers aus ist, der in anfangs kurzen und später auch längeren Episoden gegen seine eigene Bedeutungslosigkeit ankämpft, der wird mit dem vorliegenden Buch sicherlich seinen Spaß haben.