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 Elfentochter

Autoren: Holly Black
Übersetzer: Anne Brauner
Verlag: cbj

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Holly Black ist schon so manchem Leser seit dem durchschlagenden Erfolg ihrer Spiderwick-Reihe ein Begriff. Nun ist das erste Jugendbuch der Autorin nochmals erschienen, 2003 war es schon einmal veröffentlicht worden.

Hauptcharakter ist die 16-jährige Kaye, die ein nomadenhaftes Leben führt. Ihre Mutter singt in ständig wechselnden Bands und lebt mit ständig wechselnden Männern zusammen, darum muss auch Kaye sich immer wieder auf eine neue Situation einstellen. Zur Schule geht sie deswegen schon länger nicht mehr ... Erst, als der aktuelle Freund ihrer Mutter in einem merkwürdigen Zustand fast einen Anschlag auf diese verübt, könnte etwas Ordnung in das wilde Leben der beiden kommen. Sie ziehen zurück zu Kayes Großmutter, die sich sofort daran macht, die beiden erziehen zu wollen.
Kayes Gefühle über diesen Umzug sind zwiespältig: Zum einen sieht sie nun viele Freunde wieder, zum anderen wird sie wieder an ihre Kindheit erinnert, als sie hier mit Pixies spielte, die kein anderer jemals zu Gesicht bekam. War dies wirklich wahr oder haben die anderen Recht, die behaupteten, Kaye würde träumen?
Als sie eines Nachts nach einem Streit mit dem Freund ihrer besten Freundin allein nach Hause läuft, begegnet sie einem seltsamen, verwundeten Mann. Sie hilft ihm, so gut sie kann, und ist von ihm fasziniert. Ab da überschlagen sich die Ereignisse: Ihre alten Pixie-Freunde tauchen wieder auf und erzählen Kaye, dass sie ein Wechselbalg ist, sprich, eine Elfe, die 16 Jahre lang als Mensch getarnt war und als Mensch aufwuchs. Doch nun ist die Zeit für ihre Aufgabe gekommen, und das ist keine kleine Aufgabe: Kaye soll geopfert werden, um die freien Geister zu binden und die Welt vor Chaos zu bewahren. Doch da die Elfen in zwei Höfe, den Unseligen und den Glücklichen Hof, geteilt sind, wollen ihre Freunde die Machtverwirrung ausnutzen und ihre Opferung nur vortäuschen. An dieser Stelle wird Kaye eindringlich vor dem Mann gewarnt, dem sie nachts half. Er ist Roiben, ein Elfenritter am Unseligen Hof, der beste Ritter der Königin und somit eine Gefahr für Kaye.
Doch im Lauf der Geschichte zeigt sich, dass nicht alles, was gut scheint, auch gut ist und es auch bei den angeblichen Bösen gute Taten gibt ... Wem kann Kaye noch trauen?

Vielleicht merkt man es der Inhaltsangabe schon an: Der Verlauf ist chaotisch und schnell. Im einen Moment war Kaye noch ein 16-jähriges Mädchen, das früh erwachsen werden musste und sich mit rebellischer Grundhaltung durch das Leben schlägt, im nächsten ist sie schon eine Elfe mit Flügeln und einer Bestimmung.
Trotz des hohen Tempos hätte die Geschichte durchaus nachvollziehbarer verlaufen können. So stolpert der Leser aber von einer Situation in die nächste und hat noch weniger Ahnung als Kaye, was eigentlich gespielt wird. Schade, denn der Entwurf der Geschichte war sehr vielversprechend. Zur Verwirrung tragen auch die beiden Höfe bei, die je ihre eigene Königin haben, die auch noch Schwestern sind.
Auch die Begrifflichkeiten sind nicht eindeutig. Es ist mal die Rede von Pixies, dann von Elfen, dann wieder von Elfenrittern, doch was was ist und wo die Unterschiede sind, das wird nicht wirklich deutlich.

Es gibt aber immer wieder Szenen, die sehr gut angelegt und wunderbar beschrieben sind. So zeigt ein Abend am Unseligen Hof gut, warum Roiben so eine gequälte Seele ist. Er ist eigentlich der Ritter der "guten Königin", wurde aber als Pfand an den Unseligen Hof geschickt. Das hat zur Folge, dass er der Königin zu Willen sein muss, auch wenn die Taten, die sie fordert, sein Ehrgefühl sehr verletzen. Er ist kein grausamer Ritter, wird aber dazu gezwungen, grausames zu verrichten.
Diese Zerrissenheit macht ihn zum interessantesten Charakter der Geschichte, noch vor Kaye, die auch gut entworfen ist.
Sie versucht zwar, sich erwachsen zu verhalten, ist aber dennoch eine normale sechzehnjährige, die aus ihrem Leben gerissen und mitten in ein Abenteuer um ihr Leben gestürzt wird. Im Lauf der Geschichte verliebt sie sich auch noch in Roiben, was ihre Situation nicht vereinfacht.

Lobenswert ist auch, dass die Autorin sehr schnell auf schwarz-weiß-Malerei verzichtet und alle Charaktere in eine Grauzone gleiten, was ihre Handlungen sehr spannend und unvorhersehbar macht.

Das Buch ist zwar ab zwölf empfohlen, ich persönlich würde es aber eher für ältere Jugendliche ab vierzehn vorschlagen. Zu komplex ist die Geschichte, zu brutal manche Szene, zu verwirrend manche Andeutung. In diesem Buch kommt wirklich alles vor: romantische Situationen zwischen Kaye und Roiben, Gewalt in der Beziehung zwischen Kayes Mutter und ihrem Freund, die Gefahr des Opfertods und die Andeutung einer sado-masochistischen Liebesszene ... Man muss zwölfjährigen nicht alles zumuten, nur weil Elfen eine wichtige Rolle spielen und diese doch eigentlich niedliche Wesen sind, oder?

Das Buch verwirrt beim ersten Lesen, der Leser muss es nochmals lesen, um einen besseren Einblick in das Geschehen zu finden, und manche Sachen lassen sich nie komplett erklären. Daher ist dieses Buch eher für frustresistente Leser geeignet, die nicht alles komplett nachvollziehen können müssen, um ein Buch zu genießen. Denn genießen kann man die Geschichte auf jeden Fall, nur ist sie halt nicht immer beim ersten Lesen schon schlüssig und verständlich.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783570303542 | Originaltitel: Tithe: A modern faerie tale | Preis: 7,95 Euro | 318 Seiten | Sprache: Deutsch

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