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Gibt es in den Weltreligionen immer eine ganze Menge verschiedener Strömungen, so werden alle gemeinsam vom Hinduismus sicherlich getoppt. Diese äußerst komplexe Religion in einem Buch einzufangen, das hat sich Axel Michaels, seines Zeichens hochrangiger Indologe, zur Aufgabe gemacht. Auf - mit Anhängen - 458 Seiten gibt er den Überblick über eine Religion, die so ganz anders und viel komplexer als die Schriftreligionen des Abendlandes und Orients ist.
Michaels teilt sein Werk in drei große Abschnitte. Er beginnt mit
Theoretische und historische Grundlegungen, in dem er Definitionen anbietet, zeigt, wie er sein Projekt anlegt, und das, was bisher geschrieben stand, darlegt. Hier stellt er sowohl die Epochen des geschichtlichen Hinduismus vor, als auch dessen Schrifttum.
Religion und Gesellschaft ist der Titel des zweiten Teils und im Titel liegt der Hauptunterschied zu den bisherigen Erforschern des Hinduismus. War man vorher meist nur vom Schrifttum ausgegangen, so erklärt Michaels den Hinduismus hauptsächlich im Zusammenhang mit den Kulten, mit den Gebräuchen, mit der Verwurzelung der Religion in der Bevölkerung. So geht Michaels dem hinduistischen Leben von der Geburt bis zum Tod und darüber hinaus nach, erklärt das Kastenwesen und seine Verbindung zur Religion und geht dann erst den theologischen Grundbegriffen nach, vom Gottesbild bis zu Ritualen und Philosophien.
Der letzte Teil geht dann mit
Von Deszendenz zur Transzendenz in die höheren Sphären, nämlich erst mal in die Raum- und Zeitvorstellungen, die wahrlich eine andere Denkart als die abendländische bedingen. Dann geht es hier auch noch um Askese, um Unsterblichkeit zu Lebzeiten.
Axel Michaels hat ein Buch geschrieben, was schon vom Titel her nichts anderes sein will, als ein Standardwerk, und er hat dieses auch geschafft. So umfassend und von Grund auf systematisiert ist "Der Hinduismus", dass er den definitiven Überblick liefern kann. Der muss sich aber durchaus erarbeitet werden. Michaels schreibt nicht gerade populärwissenschaftlich, auch wenn die nette Aufmachung ein bisschen so wirkt. Aber gerade die Dichte und die Nähe zum Menschen, zur indischen Gesellschaft, zeigen die Autorität des Heidelberger Indologen. Sowohl die Religion, als auch die Gesellschaft der Hindus, werden gerade in ihrer Verknüpfung dargestellt und ihre Traditionen kenntnisreich erklärt.
Ein Standardwerk, das die so fremden Welten Indiens erfahrbar macht.