Drag Queens kennt heute jeder, zumindest eine: Lilo Wanders. Aber was sind Drag Kings? Frauen, die sich als Männer verkleiden, die sich als Männer empfinden? So einfach ist das alles nicht, denn DEN Drag King gibt es natürlich nicht. Die Gründe als Drag King auf der Bühne zu performen oder im Alltag zu leben sind ebenso vielfältig wie die Individuen, die dahinter stehen. Es geht um Männlichkeit, und dabei dann natürlich auch um Fraulichkeit. Drag King ist also eine Möglichkeit zur Dekonstruktion vom Geschlecht. Alle, die sich nicht der Dualität der Geschlechter fügen, bieten auch immer Anregungen, genau diese Dualität zu hinterfragen.

Wenn auch nicht herausragend viel, so gibt es mittlerweile doch einige Bücher über Drag Queens und natürlich Gender im Allgemeinen. Das Buch "Drag Kings" ist das erste deutschsprachige Buch das sich so ausführlich mit Drag Kings befasst. Es beinhaltet drei Kapitel, von denen sich das erste in vierzehn Beiträgen mit der "Kunst der Herrenimitation" als Bühnenperformance befasst. Im zweiten Kapitel geht es in dreizehn Beiträgen um "Inszenierung und Identität" und im dritten beschäftigen sich neun Beiträge mit der Kontroverse, inwieweit sich Drag Kings und Femininismus ausschließen, widersprechen oder ergänzen. Ganz am Ende werden alle Mitwirkenden mit ihren Internetseiten oder E-Mail-Adressen gelistet.

In 36 Beiträgen und vielen Fotos oder Zeichnungen befasst sich "Drag Kings" mit der Herrenimitation. Der Untertitel "Mit Bartkleber gegen das Patriarchiat" deutet auf die Komplexität des Themas und den (politischen) Anspruch des Buches hin. Die Beiträge sind ganz unterschiedlich und reichen von wissenschaftlichen Essays über ganz persönliche und individuelle Einblicke hin zu unterhaltsamen Comics. Begriffe, die nicht allgemein geläufig sind, werden in blauen Kästchen erklärt, wie zum Beispiel: Transphob, Wigstöckl oder femme invisibility. Das Konzept, Drag Kings aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, gelingt und ist unterhaltsam. Man kann das Buch - passend zum Thema - quer lesen, sich also einzelne Beiträge raussuchen oder die Bilder ansehen. Natürlich kann man es aber auch von vorne nach hinten lesen. Absolut lobenswert sind die Literaturangaben, die unter einzelnen Beiträgen stehen.

Ein vielfältiges und buntes Buch. Unterhaltsam, anregend und nicht nur für Kenner der Szene, sondern für alle, die an Gender-Themen Interesse haben.