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 Fränze


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Fränze ist unglücklich. In drei Monaten wird sie dreizehn Jahre alt und irgendwie scheint alles schief zu gehen. Ihr Vater Johannes ist anders als früher. Immer öfter kommt er betrunken nach Hause, gelegentlich schlägt er sogar Fränzes Mutter. Der sanfte, lustige und immer so verschmitzt blickende Johannes. Das kann doch gar nicht sein. Und mit Fränze verbringt er auch immer weniger Zeit. Meist kommt er spät abends erst heim, redet kaum und beim Kleinsten bisschen regt er sich tierisch auf, explodiert und verschwindet für Stunden.
Niemand hilft Fränze. In der Schule wird sie schlechter, ihre Freunde und Freundinnen merken zwar, dass etwas nicht stimmt, schieben es aber auf ihr Alter oder darauf, dass sie bald in ein neues Haus ziehen wollen.
Doch auch das geht schief. Nach einem schlimmen Krach zieht Johannes aus und Fränze sieht ihn mit einer anderen Frau aus einer Kneipe kommen.
Fränze beschließt, etwas zu unternehmen. Sie schreibt Johannes’ Papa einen Brief und spielt mit ihrer Geige im Bahnhof für ihren Vater und alle Arbeitslosen Deutschlands. Denn dass ihr Vater seinen Job verloren hat, bekommt Fränze ganz nebenbei heraus.
Leider findet die Polizei ihr Spiel nicht gut und dass eine Journalistin Bilder von ihr macht und ihre Geschichte am nächsten Tag in der Zeitung steht, könnte Fränze ziemlichen Ärger machen.

Peter Härtling, 1933 in Chemnitz geborener Autor von Weltrang, hat eine große Anzahl Kinderbücher geschrieben. Ob "Oma", Ben liebt Anna", "Alter John", "Das war der Hirbel", "Lena auf dem Dach", "Krücke", "Tante Tilli macht Theater" oder "Jette" - sie wurden mit Preisen überschüttet und millionenfach verkauft.

In "Fränze" nimmt sich der Autor eines schwierigen Themas an. Alkoholismus des Vaters und die Probleme, die sich für die ganze Familie daraus ergeben, sind Gegenstand dieses Romans.
Ohne das übliche "Happy End", ohne Gefühlsduselei, einfach nur aus der Sicht eines betroffenen Kindes, versucht Härtling, Kindern und Jugendlichen dies näherzubringen. Die Alltäglichkeit, die Ausweglosigkeit und die dramatischen Folgen werden nicht beschönigt oder romantisiert. Dass dennoch Humor und Lebensfreude nicht zu kurz kommen, ist dem wundervoll einfachen, sachlichen und klaren Stil des Autors zu verdanken.
Ihm gelingt es in wenigen Sätzen, sowohl Mitgefühl für den Vater als auch für die Tochter zu wecken. Ganz nebenbei zeigt er, dass die Gefühlskälte der Freunde und Bekannten, die Gedankenlosigkeit der Umwelt, die härteste Strafe für die unschuldig Betroffenen ist. Das Thema Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Scheidung wird geschickt verwoben mit den Gedanken und der Gefühlswelt einer Dreizehnjährigen.

Dieser Roman eignet sich für Kinder ab zehn Jahren. Er ist witzig, traurig, melancholisch und wütend machend zugleich. Man fühlt sich eng verbunden mit Fränze und ihren Sorgen, kann aber auch verstehen, wie hart es einen Vierundvierzigjährigen treffen kann, wenn man ihn "auf´s Abstellgleis" schiebt und Freunde sich als gefühlskalte Arbeitgeber entpuppen und er keinen Ausweg mehr sieht. Seine Scham, seine Not und die Angst vor der Reaktion seiner Familie - hier eigentlich Nebensache - wird dem Leser überdeutlich.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. März 2001 | ISBN: 9783407781703 | Preis: 5,50 Euro | 112 Seiten | Sprache: Deutsch

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