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Carabiniere Bacci schwankt zwischen Hoffen und Bangen. Entweder der Anruf ist eine Täuschung oder eine Chance. Der Tod eines Ausländers, noch dazu eines scheinbar sehr wohlhabenden Geschäftsmannes, könnte seiner Karriere in der italienischen Polizei förderlich sein.
Der Tatort bietet eine Fülle an Spuren. Im geöffneten Safe des ermordeten Engländers finden sich fünfhunderttausend englische Pfund, doch es wurde nichts aus der Wohnung entwendet. Dafür ist das Wohnzimmer mit gestohlenen Möbeln und Kunstgegenständen vollgestopft. Offensichtlich hat Langley Smithe, pensionierter Angestellte der britischen Botschaft, beim regen Handel mit Antiquitäten als Zwischenhändler fungiert und nicht schlecht dabei verdient.
Zwei Beamte von Sotland Yard, der Capitano und Bacci machen sich daran, die Zeugen zu befragen. Nur Guarnaccia ist nicht zugegen. Nach einer Tatortbesichtigung scheint ihn die Grippe so fest im Griff zu haben, dass er keine Hilfe mehr ist. Das ist für den erfahrensten Polizisten der Wache Pitti sehr ärgerlich, denn er will in zwei Tagen nach Sizilien zu seiner Familie fliegen. Er versucht durch starke Medikamente und eisernen Willen bei der Sichtung der Spuren zu helfen, stößt aber mit seiner Theorie über die Tat und das Motiv auf taube Ohren bei Bacci und dem Capitano.
1981 erschien der erste Roman von Magdalen Nabb. Die deutsche Übersetzung ließ ein Jahrzehnt auf sich warten, die Umsetzung dieses Krimis als Hörbuch wiederum sechzehn Jahre. Leicht gekürzt kann aber auch das Hörbuch den zentralen Kritikpunkt an diesem ersten Erfolg von Magdalen Nabb nicht ausräumen: Es ist langweilig.
Als Krimi kann man dieses Hörbuch nur insoweit bezeichnen, als dass es um eine Morduntersuchung geht und am Ende der Täter überführt wird. Dazwischen aber sind endlose Dialoge und noch längere Beschreibungen von Florenz, der florentinischen Lebensart und der typischen sommerlichen Atmosphäre in den engen Gassen der Innenstadt. Dies aber ist überraschend nett anzuhören. Der Autorin gelingt es, den Hörer in eine Welt eintauchen zu lassen, die so exakt beschrieben wird, dass man am liebsten nach Florenz fahren und sich die beschriebenen Orte ansehen möchte.
Die Stärke der Autorin ist diese Stimmung einzufangen und lebendig zu machen. Leider steht dem die schwache Charakterzeichnung fast sämtlicher Personen gegenüber. Nicht nur, dass in diesem Krimi fünf verschiedene Polizisten ermitteln, auch sämtliche Verdächtige und Nebenfiguren sind eher uninteressant und werden nicht zu eigenständigen Charakteren.
So schwelgt man entweder in den wundervollen Beschreibungen von Florenz und verliebt sich in Gassen, Cafés und die italienische Lebensart, oder man langweilt sich über die zähen und gänzlich unspannenden Ermittlungen.
Dank des glänzend aufgelegten Sprechers Frank Engelhardt - sonore Stimme des unvergessenen Humphrey Bogart - gerät jedoch das gesamte, über sechs Stunden lange Hörbuch zu einer angenehmen Hörerfahrung. Wie er den aufgeregten Bacci, die schwafelnde alte Lady, den cleveren Maresciallo Guarnaccia, die quicklebendigen Cipriano-Kinder gibt, ist ein echtes Hörerlebnis. Leider kann auch er nicht ausbügeln, dass die Autorin des Öfteren völlig übergangslos Szenen und Personen wechselt. Der Hörer muss immer wieder sekundenlang rätseln, wer redet und wo die Handlung denn nun weiter läuft, ehe er den Faden wieder findet.
Dieses Hörbuch ist etwas für Fans ruhiger, stilvoll erzählter Geschichten. Nabb trifft die florentinische Lebensart sehr genau und glänzt mit wundervollen Sätzen und Beschreibungen. Weniger gelungen ist die Krimihandlung. Hier wird sich der Fan spannender Detektivgeschichten eher langweilen.