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In diesem Band werden die beiden Heftromane "Um Mitternacht im Leichenhaus" und "Im Todesgriff der Schreckensmumie" neu veröffentlicht.
Um Mitternacht im Leichenhaus
Der berühmte Komponist Henry Olander ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die junge Witwe möchte nicht allein in dem düsteren Haus ihres Mannes bleiben und kommt bei einem befreundeten Ehepaar unter, dem Regisseur Ernest Bartmore und dessen Frau, der Schauspielerin Judy Bartmore. Als Judy für ihre Freundin ein paar Sachen aus dem Haus des toten Komponisten holen will, findet sie eine Leiche im Kleiderschrank. Kurz darauf wird sie betäubt. Als sie erwacht, ist der Tote verschwunden. Doch der Terror geht weiter, Judy erhält anonyme Anrufe, in denen sich der Anrufer mit ihr um Mitternacht im Leichenhaus treffen will. Auch im Auto hört Judy die Stimme, doch es stellt sich heraus, dass außer ihr noch jemand im Wagen sitzt. Das unheimliche Wesen ohne Gesicht würgt die Schauspielerin bis zur Bewusstlosigkeit und bringt sie ins Leichenhaus. Dort findet die entsetzte Judy eine weitere Leiche. Ein entflohener Häftling, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, wurde ein Opfer des Unheimlichen. Judy entkommt wieder nach Hause. Ihr Mann will sie zu einem Psychologen schicken, doch der ist in Urlaub. Ein anderer kommt nicht in Frage, da sonst der gute Ruf der Schauspielerin auf dem Spiel steht. In ihrer Verzweiflung wendet sich Judy an Miriam Brent. Die junge Frau soll mit der Bartmore ein Drei-Personen-Stück spielen. Zu diesem Ereignis kommen auch die Eltern Miriams sowie ihr Bruder in die Kleinstadt. Was für Larry zunächst als Familientreff geplant war, wird schnell zu einem offiziellen Fall, als ihn der tote Henry Olander um ein Treffen bittet ...
Was steckt wirklich hinter dem mysteriösen Autounfall des Komponisten und wo ist die Verbindung zu dem Psychoterror, dem die junge Schauspielerin Judy Bartmore ausgesetzt wird?
Larry Brent und seine Schwester Miriam in einem unheimlichen Fall mit einem überraschenden Ende.
Im Todesgriff der Schreckensmumie
Nach und nach sterben die Teilnehmer einer Expedition nach Ägypten, wo die Mumie der Hohepriesterin der Schwarzen Göttin entwendet und scheinbar nach London geschmuggelt wurde. Der Initiator der Unternehmung Eldin Jameson ist spurlos verschwunden und mittlerweile leben nur noch zwei der insgesamt sieben Teilnehmer: Professor Wintersley und Professor Bunter. Ursprünglich bearbeitete X-RAY-17 den Fall, doch der Agent verstarb unter mysteriösen Bedingungen. So schickt David Gallun seine besten Pferde ins Rennen: den Staragenten der PSA Larry Brent, alias X-RAY-3, und den russischen Taekwondo-Spezialisten Iwan Kunaritschew, alias X-RAY-7. Während Larry in London die verbleibenden Expeditionsteilnehmer schützen soll, erkundet Iwan in Ägypten vor Ort die freigelegte Pyramide der vierarmigen Hohepriesterin Khto-Ysiro. Doch die Sekte der Schwarzen Göttin ist bereits überall und Iwan verirrt sich in den düsteren Gängen des riesigen Grabmals, bis er selbst als Opfer für die Schwarze Göttin herhalten soll. Larry Brent kommt derweil in London einem grauenhaften Geheimnis auf die Spur. Die Mumie Khto-Ysiros scheint zu neuem Leben erwacht zu sein und betäubt ihre Opfer mit Hilfe hypnotischer Drogen. Auch X-RAY-3 unterliegt dem Bann und befindet sich schon bald selbst im Todesgriff der Schreckensmumie ...
Der erste Roman ist eine sehr durchwachsene Geschichte. Die Handlung kommt zunächst nicht so recht in Fahrt. Die Szenen im Leichenhaus, auch wenn sie unheimlich beschrieben wurden, machen einen eher unbeholfenen Eindruck, so als ob Dan Shocker seinen Titel rechtfertigen wollte. Okay, Judy sollte in den Wahnsinn getrieben werden, aber dennoch war das Geschehen viel zu übertrieben und darüber hinaus von unglaubwürdigen Zufällen geprägt, wie dem Mord an dem Häftling, der sich ausgerechnet das Leichenhaus als Versteck ausgesucht hat, als Judy Bartmore dort in den Wahnsinn getrieben werden soll. Positiv hingegen war das Familientreffen der Brents, auch wenn der Auftritt von Larrys Eltern am Ende des Romans äußerst kurz ausfiel und die Erzeuger des Topagenten keinen einzigen Satz sprechen durften.
Die Rettungsaktion von Miriam unter dem sich senkenden Bühnenboden ist logisch nicht unbedingt nachvollziehbar. Als Larrys Schwester Judy findet, ist der Bühnenboden noch fünfzig Zentimeter vom Kellerfußboden entfernt. Also schon ziemlich eng für einen Menschen. Dennoch hat Miriam noch genügend Zeit, zu Judy zu kriechen und sie seelenruhig herauszuziehen. Kurz darauf schreibt Shocker, der Bühnenboden sei noch vierzig Zentimeter von den Frauen entfernt.
Leider setzt Dan Shocker die Tradition fort, dass in Heftromanen die Helden ständig die sympathischsten Menschen der Welt sind und jeder mit ihnen zurechtkommt. Besonders fällt dieser Umstand auf, als sich Judy so mir nichts dir nichts Miriam anvertraut.
Im Großen und Ganzen ein sehr durchschnittlicher Larry-Brent-Roman, den noch das gute Ende rettet, welches in klassischer Krimi-Manier die Abgründe menschlicher Seelen offenbart.
In der zweiten Geschichte hat sich Dan Shocker des bekannten Themas einer altägyptischen Rache angenommen. "Im Todesgriff der Schreckensmumie" wäre allerdings kein typischer Larry-Brent-Roman, wenn eine tumbe, in alte Leinen gewickelte Gruselgestalt durch die Gegend wanken würde, um allzu dusselige Zeitgenossen zu ermorden, die zu dämlich sind, rechtzeitig wegzulaufen. Die Idee der vierarmigen Hohepriesterin, welche gleichzeitig die Schwarze Göttin verkörpert, ist schon sehr originell. Doch damit enden schon die positiven Aspekte des Romans. Die restliche Story wirkt arg konstruiert und kann dem Thema wenig Neues abverlangen. Die anfänglichen Todesfälle kommen derart schnell und abgehackt, dass kaum Spannung aufkommen will und die beiden PSA-Agenten Larry Brent und Iwan Kunaritschew agieren hölzern und emotionslos. Als Larry seinen Schützling Professor Bunter tot auffindet, kommen ihm keinerlei Schuldgefühle, den Wissenschaftler nicht ausreichend geschützt zu haben. Ob nun berechtigt oder nicht, solche Gefühle wären in einer derartigen Situation, gerade für einen Gutmenschen wie Larry, vollkommen natürlich. Eine etwas beklemmende Atmosphäre kommt auf, als Iwan durch die düsteren Gänge der Pyramide irrt, doch die seltsame Zeremonie entbehrt wieder jeglicher Logik. Plötzlich erscheint ein Reporter, der so von der Idee Jamesons begeistert ist, dass er verrückt wird und sich der Sekte anschließt. In keinen anderen Romanen verlieren die Menschen so schnell und in geradezu exorbitanter Weise den Verstand wie bei "Larry Brent". Das Erscheinen der Mutter, die ihre Kinder vor dem Opfertod retten will, ist ebenfalls so zufällig und unrealistisch, dass einem fast der Spaß am Weiterlesen vergällt wird. Der Tod des Agenten X-Ray-17, der noch nicht einmal einen Namen erhalten hat, wird am Ende mit keiner Silbe erwähnt, so dass der geheimnisvolle Mord immer noch ungeklärt bleibt.
So ganz schien sich Shocker auch nicht entscheiden zu können, ob es nun wirklich magische Kräften sein sollten, welche die Mumie zu neuem Leben erweckten. Denn immer wieder berichtet er von betäubenden Kräutern und sinnverwirrenden Drogen sowie einem neuen Mittel, welches das alte Blut erneut zum Zirkulieren bringe. Alles mehr als haarsträubender Unsinn. Das Ende kommt wieder mal rasant, überhastet und hinterlässt den Leser äußerst unzufrieden, schon allein wegen des ungeklärten Schicksals eines PSA-Agenten.
Auch wenn die beiden Romane zu den schlechteren Beiträgen Shockers gehören, so hat das neue Lektorat dafür gesorgt, dass der Leser vor so blumigen Beschreibungen wie folgender verschont geblieben ist:
"Judy Bartmores Körper wurde schlaff wie ein Luftballon, in den man eine Nadel sticht ..." Dieser Satz stammt aus dem Original-Roman "Um Mitternacht im Leichenhaus".
Die Illustrationen von Pat Hachfeld sind beide absolut treffend und darüber hinaus auch sehr kunstvoll und schaurig ausgefallen. Ganz großes Kompliment an den Künstler, der sich von Mal zu Mal verbessert und immer lebensechtere Zeichnungen abliefert.
Das Cover des Buches stammt wieder einmal von Lonati, der dieses Werk für den Leichenhaus-Roman schuf. Es zeigt den entflohenen Häftling kurz vor seiner Ermordung.
Fazit:
Der bislang schwächste Beitrag Shockers zur Serie. Die Geschichten wirken beide stark konstruiert und die Protagonisten agieren oftmals sehr gefühlsarm. Die Romane sind stark mit Handlung überladen und weisen nur stellenweise eine gewisse Gruselatmosphäre auf. Positiv hervorzuheben seien an dieser Stelle noch die Illustrationen von Pat Hachfeld, die sicherlich mit zu seinen besten Werken zählen.