Es sieht gut aus für Animators Inc. Eine reiche Firma sucht einen Animator, der einen ganzen Friedhof, der bei Bauarbeiten entdeckt wurde, erweckt. Die Aufgabe wird zusätzlich noch erschwert, da einige der Leichen über 200 Jahre alt sein sollen. Im Grunde kommt für diese Aufgabe nur Anita Blake in Betracht - und damit dürfte ihre Firma eine Menge Geld verdienen.
Also steigt Anita widerwillig in den Hubschrauber, um das Wochenende auf dem Land zu verbringen und Zombies zu erwecken, um so den Rechtsstreit um ein Stückchen Land zu beenden. Vor Ort kommen ihr allerdings schnell Zweifel: ob sie es wirklich schaffen kann, diesen von Baggern zerstörten Friedhof zu erwecken - und ob sie in diesen Streit wirklich hineingezogen werden möchte, bei dem es scheinbar um mehr geht, als um einen Hügel mit toller Aussicht.
Doch diese Bedenken rücken schnell ins Hintertreffen, als Anita die Leichen von drei Jungen für die örtliche Polizei begutachten soll, aus denen sie nicht richtig schlau wird.
Als sie am selben Abend zu einem weiteren Mord - hier wurde ein Mädchen von einem Vampir getötet - gerufen wird, beginnen ihr die Dinge zu entgleiten. Der Abend läuft furchtbar schief und am Ende sieht Anita sich gezwungen, die Hilfe von Jean-Claude, dem Meistervampir von St. Louis, zu erbitten.

Im Gegensatz zum letzten Band der Reihe, ist Anitas fünftes Abenteuer wieder besser gelungen. Laurell Hamilton schafft es hier, einige interessante Wendungen einzubauen und so ihrer Handlung etwas von der sich einstellenden Vorhersehbarkeit zu nehmen.
Zudem stört in diesem Band auch Anitas Liebesleben die Handlung nicht - was vor allem daran liegen könnte, dass ihr Liebster Richard praktisch nicht auftaucht.
Dafür bekam das Ensemble mit Larry Kirkland, Animator und Vampirhenker in Ausbildung, eine sehr gelungene Ergänzung. Larry ist eine Art kleiner Bruder für Anita und fördert ihre menschliche Seite. Sei es, dass er sie kopiert und Anita so ihr eigenes Verhalten vorführt, sie sich um ihn sorgt oder er als ihr Gewissen fungiert - die Interaktionen der beiden sind gelungen und machen Spaß. Was auch nötig ist, denn durch die Ereignissen in den letzten Bänden ist Anita doch spürbar dunkler geworden, da tut etwas Auflockerung mehr als gut.

Gelungen ist auch der Einsatz von Jean-Claude, der nicht nur ein interessanter und sehr spannender Charakter ist, über den man gerne liest. Die Hintergründe, die man hier über ihn erfährt, beleuchten auch die Vampirgesellschaft in Anitas dunkler Welt etwas besser. Und das Verhältnis zwischen Anita und dem Meister ihrer Stadt gehört immer noch zu den prickelndsten Stellen der ganzen Reihe.

Nicht so gelungen ist mal wieder das Ende. Nach großen Endkämpfen und den schlimmsten Katastrophen wirkt die Auflösung bei Anita meist etwas banal auf den Leser. Hier hat die Autorin noch nicht ihr richtiges Maß gefunden.
Zudem wirkt die zwielichtige Serephina etwas zu sehr wie Nikolaus aus dem ersten Band der Reihe. Zwar geht auch die Autorin auf dieses Deja-vu ein, trotzdem kommt so an der einen oder anderen Stelle das Gefühl beim Lesen auf, dass alles irgendwo schon mal gehabt zu haben.

Trotzdem ist "Bleiche Stille" ein sehr gelungener Roman, den man kaum aus der Hand legen kann und der bestens unterhält. Allerdings ist es ratsam, die Bände der Serie der Reihe nach zu lesen, damit man die Beziehungen zwischen den Personen versteht und auch die Andeutungen auf vergangene Ereignisse einordnen kann.
Für Fans der Serie ein sehr zu empfehlender Band, der Lust auf mehr Geschichten aus Anitas Welt macht.