Vier Geschichten mit Inhalten zum Thema Freundschaft, die Grundschulkindern aus ihrem eigenen Umfeld vertraut sind, laden in diesem Buch zum Lesen ein.
In der ersten Geschichte lernen die Leser eine Gruppe von Kindern aus derselben Straße kennen, die fast täglich zusammen spielen. Neuerdings sieht ihnen Anton manchmal zu, der gerade zugezogen ist. Doch er spricht nicht mit den Kindern und macht keine Anstalten, am Spiel teilzunehmen. Schließlich gelingt es Antons künftigem Schulkameraden Kai, den Kontakt herzustellen - und die Gruppe um einen tollen Freund zu bereichern.
Die Geschichte "Die Brieffreundin" zeigt auf, wie unterschiedlich die virtuelle und die wirkliche Welt sein können: Anne trifft ihre Brieffreundin Clara zum ersten Mal, die sie auf einer Pferdefreunde-Internetseite kennen gelernt hat. Doch Clara entspricht überhaupt nicht dem Bild, das Anne sich von ihr gemacht hat, und umgekehrt. Gibt es eine Chance, die Freundschaft zu retten?
Sarah und Johanna, die Protagonistinnen der dritten Geschichte, sind ganz dicke Freundinnen. Eines Tages knüpfen sie einander Freundschaftsbänder, die sie für immer tragen wollen. Doch schon am nächsten Tag passiert Johanna ein Missgeschick, das Bändchen geht kaputt. Wie soll Johanna das vor Sarah verheimlichen? Johanna fühlt sich furchtbar schlecht. Seltsam, dass beim nachmittäglichen Besuch auch Sarah so komisch wirkt. Sie wird doch nicht …?
Lisa und Jan, Freunde aus Kindergartentagen, dürfen mit Jans Eltern in Urlaub fahren und freuen sich darauf, viel Zeit miteinander zu verbringen. Aber rasch zeigt sich, dass sie ganz unterschiedliche Erwartungen hegen, was die Art der gemeinsamen Unternehmungen betrifft. Schließlich kommt es zum Streit, und beide gehen eigene Wege. Allerdings entspricht das nun überhaupt nicht den Vorstellungen der beiden von den Ferien!

Diese Geschichten spiegeln verschiedene Aspekte und Probleme von Freundschaften wider. In der ersten Geschichte geht es um das Knüpfen von Freundschaften und das Einbeziehen "Neuer" in einen bestehenden Kreis, während die zweite Geschichte das auch für Grundschulkinder zunehmend aktuelle Thema "Internet-Freundschaften" und die damit einhergehende Diskrepanz zwischen Sein und Schein, Erwartung und Wirklichkeit aufgreift. Sarah und Johanna erfahren, wie wichtig es ist, ehrlich zur Freundin oder zum Freund zu sein, und Lisa und Jan stellen fest, dass es gar nicht so schwer ist, gute Kompromisse zu finden, wenn man wirklich etwas zu mehreren unternehmen will.
Insgesamt eignen sich die Geschichten von den Themen her besser für Mädchen als für Jungen, es handelt sich aber nicht um ein reines Mädchen-Buch.
Die zweite Stufe der Reihe "Leselotse" richtet sich an Kinder ab dem zweiten Schuljahr. Inhalte, Länge der Geschichten und Wortschatz sind den Interessen, Fähigkeiten und Anforderungen der Zielgruppe bestens angepasst. Flüssiges Lesen wird vorausgesetzt, etwas komplexere - zusammengesetzte - Begriffe wie "Freundschaftsbändchen" und "Pferdeliebhaber" kommen zuweilen vor.
Dank der relativ großen, klaren Fibelschrift ist Lesekomfort garantiert. Pro Doppelseite lockern ein bis drei liebevoll gestaltete und in freundlichen, frischen Farben gehaltene Illustrationen die Texte auf. Insgesamt enthält das Buch bereits relativ viel Text, doch der Umfang von drei bis vier Doppelseiten pro Geschichte lässt sich von Sieben- oder Achtjährigen gut bewältigen.
Am Ende des Buchs wird ein Rätsel mit einer Frage je Geschichte zum Textverständnis angeboten. Diese Fragen sind allerdings sehr einfach. Wenn die Leserin oder der Leser eine Frage richtig beantwortet hat, kann sie oder er diese sozusagen zur Selbstbelohnung mit einem Sticker vom beiliegenden Blatt mit Aufklebern markieren - für andere Zwecke bleiben noch eine Menge "Lesen macht Laune"-Aufkleber übrig.
"Dicke Freundschaften" ist somit ein gelungenes Buch für etwas erfahrenere Leser: mit glaubwürdigen Geschichten, die unmittelbar aus der Welt von Grundschülern stammen, reizvoll und qualitativ hochwertig aufgemacht und darüber hinaus auch preisgünstig.