Der Hohenhag ist ein Wehrhof im Norden des Königreichs Andergast, an der Grenze zum Orkland. Das Leben ist hart da draußen, stets muss man mit einem Angriff der Schwarzpelze rechnen. Auch die beiden Halbwüchsigen Beolf und Sidra leben auf dem Hof und sind seit frühester Kindheit eng befreundet. Mittlerweile ist ihre Freundschaft in frühjugendliche Zuneigung umgeschlagen, doch dann erhält Sidra von ihrer Amme eine Warnung - womöglich haben sie und Beolf denselben Vater, was ihre aufkeimende Liebe zu einer verbotenen machen würde. Doch es bleibt nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn Orks überfallen den Hof, metzeln seine Bewohner nieder und verschleppen die beiden Halbwüchsigen in das Orkland, wo sie einem alten Rikaischamanen als Sklaven dienen müssen.
Nach fünf langen Jahren gelingt ihnen die Flucht, und sie kehren nach Andergast zurück. Doch die Zeit bei den Orks hat ihr gemeinsames Band umso stärker werden lassen, auch wenn sich beide der Gefahr ihrer Beziehung durchaus bewusst sind. Zusammen mit den wenigen Überlebenden des ehemaligen Orkangriffs beschließen sie, unter Beolfs Führung den Hohenhag wieder aufzubauen und sich an ihren Peinigern zu rächen. Aber noch immer harrt das Geheimnis um ihre Abkunft seiner Auflösung.

Mit dem 96. Band der DSA-Romanreihe liegt erneut ein aventurisches Debütwerk vor. Der Autor, Dietmar Preuß, kann bereits auf eine beachtliche Anzahl an veröffentlichten Kurzgeschichten und Kurzromanen zurückblicken, zu denen sich nun das 304 Seiten lange "Hohenhag" hinzugesellt. Im Gegensatz zu anderen DSA-Romanautoren kann Preuß jedoch noch keine weiteren Textveröffentlichungen im Bereich des Rollenspiels DSA vorweisen. Dennoch ist seine Geschichte überraschend stimmig mit dem aventurischen Hintergrund, lediglich kleinere Schnitzer - wie die zwei Halbschwadronen Reiterei, die einem Freiherrn unterstehen - lassen sich finden. Der Geschichte selbst mangelt es teilweise an Geschlossenheit, da sie sich in zwei große Teile aufspaltet, nämlich die Gefangenschaft von Beolf und Sindra sowie die Zeit nach ihrer Flucht und die Rückkehr nach Hohenhag. Verbindendes Element ist hierbei die Liebe, die beide Hauptcharaktere füreinander empfinden. Das für DSA-Spieler Interessanteste an "Hohenhag" ist wohl das Setting um die Wehrhöfe an der andergastschen Grenze, welches sich gut für eigene Abenteuer verwenden lässt.

Chronologisch gesehen scheint "Hohenhag" einige Zeit vor dem zweiten Großen Orkensturm 1010 bis 1012 BF zu spielen, denn noch ist wenig über die Orks bekannt. Abseits der Grenzlande werden sie noch als tumbe Kreaturen betrachtet - eine Sichtweise, die sich nach ihrem Einfall ins Mittelreich definitiv gewandelt hat. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass unter den Orks die Prophezeiung von der Ankunft des großen Häuptling Blutfaust umgeht, was wohl als Vorzeichen für das Auftauchen des großen Orkanführers Aikar Brazoragh gedeutet werden kann.

Das Cover ist von Karsten Schreurs, der mittlerweile bei Illustrationen für Rollenspiel-Produkte als etablierter Künstler betrachtet werden kann, speziell für den Roman entworfen worden. Es stellt eine Szene kurz nach der Verschleppung Beolfs und Sindras durch die Orks dar und spiegelt gut die Stimmung aus diesem Teil des Romans wider - auch wenn sich der Betrachter fragt, was Beolf in diesem Moment so spannendes an seinen Fingernägeln findet, während seine Freundin von dem Ork scheinbar mit dem Dolch bedroht wird.

"Hohenhag" ist ein netter DSA-Roman für zwischendurch, der sich relativ gut in die aventurische Spielwelt einfügt, wenn auch eher in die DSA-Vergangenheit denn in die Gegenwart. Die Geschichte selbst gerät aufgrund ihrer Zweiteilung zuweilen ins Stocken, was den Lesefluss etwas hemmt. Ansonsten lässt sich nichts Negatives feststellen, etwas besonders hervorzuhaben ist allerdings auch nicht leicht. Ein DSA-Roman ohne große Bedeutung, aber in dieser Kategorie durchaus akzeptabel.

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