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Gemeinsam mit seinem Schriftsteller-Kollegen Lincoln Child hat der amerikanische Autor Douglas Preston schon zahlreiche Wissenschafts- und Mysterythriller verfasst, die zu internationalen Bestseller-Erfolgen wurden. Mit "Der Codex" legt Douglas Preston nun seinen ersten Thriller vor, auf dessen Cover lediglich sein Name zu lesen ist.
Die drei Halbbrüder Philip, Vernon und Tom Broadbent werden von ihrem Vater Maxwell zu einem Treffen auf sein Anwesen in Santa Fe eingeladen, doch bei ihrer Ankunft finden sie das Haus nicht nur verlassen, sondern auch leer geräumt - all die kostbaren Bilder und Artefakte, die ihr Vater über Jahre hinweg als Hobby-Abenteurer gesammelt hat und die seinen Reichtum begründeten, sind verschwunden! Was zunächst wie ein groß angelegter Diebstahl aussieht, entpuppt sich schnell als eines jener Spielchen, die Maxwell Broadbent mit seinen Söhnen zu spielen pflegt. Philip, Vernon und Tom finden eine Videobotschaft, in der ihr Vater ihnen mitteilt, dass sie sich ihr Erbe - Kunstgegenstände im Wert von fünfhundert Millionen US-Dollar - erst noch verdienen müssten. Da Maxwell Broadbent an Lungenkrebs leidet und nicht mehr lange zu leben hat, hat er beschlossen, sich mit all seinen Schätzen irgendwo auf der Welt in einer Gruft beisetzen zu lassen. Wollen seine Söhne das Erbe haben, so müssen sie diese Gruft finden und plündern - so wie Maxwell Broadbent es zahllose Male selbst getan hat. Die Spur führt Philip, Vernon und Tom auf getrennten Wegen in die Dschungel und Sümpfe Mittelamerikas. Was sie nicht wissen: In der Sammlung ihres Vaters befindet sich auch ein Codex der Maya, in welchem diese ihr gesammeltes Wissen über die Pflanzen des Dschungels und deren medizinische Wirkung niedergeschrieben haben. Und dafür interessiert sich auch ein großer Pharmakonzern, der kurz vor dem Ruin steht und zu jedem Mittel bereit ist ...
Douglas Prestons Solo-Debüt beginnt zwar ein wenig holprig und schleppend, entwickelt sich dann aber schnell zu einem abwechslungsreichen und spannenden Abenteuer-Thriller, der Protagonisten und Leser gleichermaßen in die ebenso faszinierende wie gefährliche Welt der mittelamerikanischen Dschungel führt. Die Atmosphäre dieses Handlungsort kann Preston überaus glaubwürdig beschreiben: Drückende Hitze, Unmengen von stechenden Insekten, hohe Luftfeuchtigkeit, hungrige Raubtiere und die heilende Wirkung einiger Pflanzen sind während des Handlungsverlaufs allgegenwärtig. Die negative Auswirkung dieser eindrucksvoll beschriebenen Atmosphäre ist jedoch, dass man als Leser das Gefühl hat, dass die Protagonisten mit den Gefahren des Dschungels nur allzu leicht fertigwerden und Verletzungen oder Wunden sie in ihrem Handlungsspielraum kaum behindern.
Durch seine kurzen Kapitel liest sich "Der Codex" sehr flüssig, und auch die Komposition des Thrillers trägt zu dessen Kurzweiligkeit bei. So wechselt Douglas Preston stets zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin und her, lässt den Leser nicht nur an den Abenteuern aller drei Broadbent-Brüder teilhaben, sondern gibt auch Einblick in die Gedanken und Vorhaben der Gegenseite. Dennoch kann wohl nicht bestritten werden, dass die Handlung des vorliegenden Abenteuer-Thrillers streckenweise recht durchsichtig und vorhersehbar ist, was die Spannung leider ein wenig mindert. Auch bleiben viele der Charaktere blass und konturlos, während Tom Broadbent, der hier zur heimlichen Hauptfigur wird, sehr plastisch und mit viel Tiefe beschrieben wird.
Fazit:
"Der Codex" ist ein kurzweiliger und spannender Thriller, der seinem Leser trotz stellenweise recht durchschaubarem Handlungsverlauf gute Unterhaltung bietet. Während Tom Broadbent als inoffizieller Hauptakteur sehr überzeugend beschrieben wird, erscheinen die restlichen Charaktere leider ein wenig blass und oberflächlich.
Hinweis:
Tom Broadbent wird auch in Douglas Prestons zweitem Solo-Werk, "Der Canyon", wieder zur Hauptperson eines Abenteuer-/Wissenschaftsthrillers.